(von den Serben Dratsch, von den Albanesen Dúrresi genannt), Hafenplatz in Türkisch-Albanien (Wilajet Skutari),
auf einem Vorgebirge des Adriatischen Meers, in herrlicher, aber fiebererzeugender Gegend, ein ärmlicher,
verfallener Ort mit ca. 1200 Einw. und den Ruinen einer byzantinischen Citadelle. Der Hafen, obschon versandet, ist dennoch der
belebteste und wichtigste von Mittelalbanien; 1884 liefen 810 Schiffe von 96,631 Ton. ein. Ausfuhrartikel (1884 für 1,913,626
Gulden) sind: Blutegel, Feldfrüchte, Felle und Leder, Nutzholz, Öl und Tabak. - Die Stadt hieß im Altertum
Epidamnos und war eine Kolonie der Korinther und Kerkyräer, die 625 v. Chr. unter Führung des Herakliden Phaleos angelegt wurde
und durch ihren politischen Parteikampf die Veranlassung zum Peloponnesischen Kriege gab.
Unter den Römern, welche am Ende des 4. Jahrh. die Stadt gegen die andrängenden Illyrier
in Schutz nahmen, wurde der alte Name der Stadt wegen seines Anklanges an das ominöse damnum (»Schaden«) in Dyrrhachium, nach
der Halbinsel, worauf die Stadt lag, verwandelt. Zwischen ihr und dem 150 km entfernt gegenüberliegenden Brundusium fand die
Hauptverbindung Griechenlands mit Italien statt, und von hier aus begann die große Egnatische Heerstraße
nach dem Hellespont.
Bekannt ist Durazzo namentlich wegen der langen Kämpfe zwischen Cäsar und Pompejus 48 v. Chr., welche zu gunsten des letztern ausliefen.
Seine höchste Blüte erreichte Durazzo, als es zu Ende des 4. Jahrh. n. Chr. Hauptstadt der Provinz Epirus nova wurde. Zum byzantinischen
Reiche gehörig, wurde es von Theoderich d. Gr. und zweimal (986-989 und 1018-42) von den Bulgaren erobert
und behauptet. 1082 wurde Durazzo von Robert Guiscard eingenommen. Nach Roberts Tod kam Durazzo wieder unter byzantinische Herrschaft; 1108 ward
es von Bohemund erobert, 1185 vom König Wilhelm dem Guten von Sizilien genommen, aber dann wieder an die
Griechen abgetreten. 1205 kam es vorübergehend an Venedig, 1272 an Karl von Anjou, dann, durch ein Erdbeben 1273 gänzlich zerstört,
aber bald wiederaufgebaut, 1304 als Herzogtum an Philipp von Tarent, 1333 an Achaia, 1336 an Serbien, gleich darauf an Neapel.
1394-1501 war es venezianisch. 1501 wurde die Stadt von den Türken unter Mohammed Bei erobert, und seitdem
ist sie unter türkischer Herrschaft geblieben.
(so von den Italienern, Drač von den Slawen, Durtz von den Türken, Duressi von den Albanesen genannt), einst
berühmte Seestadt im türk. Wilajet Skutari in Oberalbanien, 85 km im S. von Skutari, nördlich von einer weiten
Bucht des Adriatischen Meers, liegt auf einer felsigen Halbinsel in schöner, aber ungesunder Gegend. Die ruinenerfüllte Stadt,
von halbverfallenen türk. und byzant. Mauern umgeben, hat nur noch 1200 E., Trümmer einer byzant. Citadelle, einen Quai
sowie eine 240 m lange, über die Küstensümpfe führende Brücke, ist Station der Lloyddampfer und Sitz
eines österr.
Konsuls und (seit der Zeit Justinians I.) eines kath. Erzbischofs. D.s Bedeutung lag darin,
daß es die Italien nächstgelegene Stadt der Balkanhalbinsel war und einen trefflichen Hafen besaß. Jetzt ist der Hafen versandet
und die Verkehrswege nach dem Innern in schlechtem Zustande. Der Handel bezieht sich fast nur auf Triest
und andere österr. Häfen. Die Ausfuhr besteht in Wolle, Hirse, Weizen, Leinsaat, Rohseide, Lamm- und Widderfellen, Eichenholz
und Blutegeln. In Durazzo endet das transadriatische Telegraphenkabel. Durazzo hieß im Altertum Epidamnus, war eine um 625 v.Chr. unter
dem korinth.
Führer Phalius im Lande der illyr. Taulantier gegründete Kolonie der Korcyräer und gab, nachdem es eine
große und volkreiche Stadt geworden, durch ihren polit. Parteikampf die Veranlassung zum Peloponnesischen Kriege. Unter den
Römern, die seit 229 v.Chr. die Schutzherrschaft über die Stadt ausübten, erhielt sie von dem Vorgebirge, auf dem sie lag,
den Namen Dyrrhachium, später ward sie röm. Kolonie und bildete den gewöhnlichen Landungsplatz beim Übergang
von Italien (Brundusium) nach Griechenland.
Die berühmte Egnatische Straße führte von hier, ganz Macedonien und Thrazien durchschneidend, über Thessalonike, Amphipolis
und Philippi nach Byzanz. 48 war sie der Hauptwaffenplatz des Pompejus, der hier von Cäsar belagert wurde und diesen zweimal
schlug. war Ciceros Verbannungsort. Die höchste Blüte erreichte die Stadt, als sie zu Ende des 3. Jahrh.
zur Hauptstadt der röm. Provinz Epirus nova erhoben wurde; auch unter byzant. Herrschaft war sie Vorort eines Verwaltungsbezirks
(Thema Dyrrhachium). 345 wurde sie durch ein Erdbeben gänzlich zerstört, 481 von dem Ostgoten Theodorich, im 10. und 11. Jahrh.
zweimal von den Bulgaren belagert und erobert und dann durch Kaiser Michael Dukas als Herzogtum dem Nikephoros Bryennios übergeben.
Am 18. Okt. 1081 schlug hier der Normann Robert Guiscard von Apulien den Kaiser Alexios I., eroberte 16. Jan. 1082 die Stadt, trat sie
aber 1085 wieder ab. Auch 1108 und 1109 wurde sie von Bohemund belagert, 1185 von König Wilhelm II. von
Sicilien erobert, aber bald darauf den Byzantinern wieder überlassen.
Bei der Teilung des Byzantinischen Reichs 1204 war die Stadt Venedig zugedacht, doch begründete hier Michael, ein Verwandter
des in Konstantinopel gestürzten griech. Kaiserhauses, das Despotat Epirus, zu dem ganz Albanien und Thessalien
gehörte. Der Despot Michael II. trat 1257 Durazzo seinem Schwiegersohne König Manfred ab, 1272 kam sie an das in Neapel regierende
Haus Anjou, 1392, nach einer kurzen Herrschaft des albanesischen Geschlechts der Topia, an die Venetianer, und wurde 1501 von
den Türken erobert. In der Zeit
der Kreuzzüge und der Venetianer erscheint Durazzo auch unter dem lat. Namen
Durachium und Duratium. Von allem Glanz ihrer Tempel und Statuen ist nichts mehr übrig.