Dunganen
,
die mohammed. Bewohner des nordwestl. Chinas, türk.-tatar. Ursprungs, von den Chinesen Schan-Hwi, Mohammedaner von Schen-si, genannt. Durch Abstammung, Religion und Sitte, trotz der gemeinsamen Sprache, [* 2] von der chines. Bevölkerung [* 3] geschieden, mit dieser namentlich seit dem Tai-ping-Aufstande in beständigem Unfrieden lebend, unternahmen sie es, das verhaßte Joch 1861 durch eine allgemeine Erhebung abzuschütteln. Die Städte Si-ning und Su-tschou in der Provinz Kan-su waren bald in den Händen der Insurgenten; die chines. Besatzungen, soweit sie nicht auf die Seite der Empörer und zum Mohammedanismus übertraten, wurden niedergemacht.
Gleichzeitig erhoben sich die Dunganen
der nordwestlichern Dsungarei, im
Thien-schan, und nahmen
Urumtschi; 1864 schlossen
sich ihnen die ostturkestan. Tarantschi an, mit deren Hilfe 1866 die Stadt
Kuldscha und das Gebiet des obern Ili den
Chinesen
entrissen wurde. Auch eines großen
Teiles von Ostturkestan hatten sich die Dunganen
bemächtigt, wurden aber 1865 von
Jakub
Beg geschlagen und nach und nach bis über den
Thien-schan vertrieben; 1869 verheerten sie Ordos und Alaschan, 1870 plünderten
sie
Uljassutai und ein Jahr später Kobdo, die Hauptpunkte der westl. Mongolei.
Als ein Eindringen in das eigentliche
China
[* 4] drohte, sandte endlich die Regierung eine 40000 Mann starke
Armee nach Kan-su. Nach langer
Belagerung fiel 1872 Si-ning durch
Hunger und es begann eine grausame Metzelei; im Jahre darauf
war der
Aufstand in Kan-su niedergeworfen und bis 1878 gelang es trotz der Unterstützung der Dunganen
durch Jakub
Beg, den Herrscher
von Kaschgar, dem
General Tso-tsung-tang, alles vormals chines. Gebiet mit Ausnahme des
inzwischen von den
Russen besetzten
Kuldscha wieder zu erobern. –
Vgl. Wassiljew, Die mohammed. Bewegung in China (russisch, Petersb. 1867).