die türkisch-tatar. Bewohner des nordwestlichen
China
[* 3] und der
Dsungarei, deren Zahl nach den neuesten Ermittelungen
3-4 Mill. kaum überschreiten dürfte, während man sie früher viel höher angenommen hatte.
Ihre Abstammung
von den noch immer nicht ganz enträtselten
Uiguren (s. d.) wird behauptet, jedoch auch widerstritten; ihre
Religion ist ein
nur in Äußerlichkeiten bestehender
Islam. Nicht nur Religionsverschiedenheit, auch ihre
Erscheinung und ihre
Sitten trennen
sie von den
Chinesen, gegen deren Bedrückung sie sich 1861 während des Taipingaufstandes erhoben und
ohne gemeinsamen
Führer, zersplittert kämpfend, das chinesische
Joch abzuschütteln suchten.
Zuerst in
Kutschân ausbrechend, verbreitete sich der
Aufstand schnell; die chinesischen
Garnisonen in Karaschar, Togsun, Kunja-Urgentsch,
Jarkand wurden vernichtet, so daß Ende 1863 die
Chinesen nur noch die
Citadelle von
Kaschgar und
Jarkand und Jangi
Hissar besetzt
hielten. Als
Jakub Beg 1864 in Kaschgarien erschien und eine Stadt nach der andern seiner Herrschaft unterwarf, schlossen
die Dunganen mit ihm einen
Vertrag, den sie indes selbst nicht hielten. In
Kämpfen mit ihm 1869-70 verloren sie die
Städte Kunja
Turfan und Uruntschi, 1872 auch
Manaß.
Nach seinem
Tod ergriffen die
Chinesen kräftigere Maßregeln. Zwar erlitt der chinesische
General Tsotsuntan 1872 eine
so bedeutende
Niederlage, daß ganz Nordchina vor den Dunganen zitterte; seit 1876 aber wandte sich das
Glück, und im Frühjahr 1877 war
der
Aufstand unterdrückt und die chinesische Herrschaft in
Ostturkistan wiederhergestellt.
die mohammed. Bewohner des nordwestl. Chinas, türk.-tatar. Ursprungs, von den ChinesenSchan-Hwi, Mohammedaner
von Schen-si, genannt. Durch Abstammung, Religion und Sitte, trotz der gemeinsamen Sprache,
[* 5] von der chines. Bevölkerung
[* 6] geschieden,
mit dieser namentlich seit dem Tai-ping-Aufstande in beständigem Unfrieden lebend, unternahmen sie es,
das verhaßte Joch 1861 durch eine allgemeine Erhebung abzuschütteln. Die Städte Si-ning und Su-tschou in der Provinz Kan-su
waren bald in den Händen der Insurgenten; die chines. Besatzungen, soweit sie nicht auf die Seite der Empörer und zum Mohammedanismus
übertraten, wurden niedergemacht.
Gleichzeitig erhoben sich die Dunganen der nordwestlichern Dsungarei, im Thien-schan, und nahmen Urumtschi; 1864 schlossen
sich ihnen die ostturkestan. Tarantschi an, mit deren Hilfe 1866 die Stadt Kuldscha und das Gebiet des obern Ili den Chinesen
entrissen wurde. Auch eines großen Teiles von Ostturkestan hatten sich die Dunganen bemächtigt, wurden aber 1865 von
Jakub Beg geschlagen und nach und nach bis über den Thien-schan vertrieben; 1869 verheerten sie Ordos und Alaschan, 1870 plünderten
sie Uljassutai und ein Jahr später Kobdo, die Hauptpunkte der westl. Mongolei.
Als ein Eindringen in das eigentliche China drohte, sandte endlich die Regierung eine 40000 Mann starke
Armee nach Kan-su. Nach langer Belagerung fiel 1872 Si-ning durch Hunger und es begann eine grausame Metzelei; im Jahre darauf
war der Aufstand in Kan-su niedergeworfen und bis 1878 gelang es trotz der Unterstützung der Dunganen durch Jakub Beg, den Herrscher
von Kaschgar, dem General Tso-tsung-tang, alles vormals chines. Gebiet mit Ausnahme des
inzwischen von den Russen besetzten Kuldscha wieder zu erobern. –
Vgl. Wassiljew, Die mohammed. Bewegung in China (russisch,
Petersb. 1867).