Titel
Duncker
,
1)
Maximilian
Wolfgang, namhafter Geschichtschreiber, geb. 1811 zu
Berlin,
[* 2] Sohn des Buchhändlers
Karl Duncker
(Chefs der
Firma u. Humblot, geb. 1781 zu
Berlin, gest. 1869), studierte in
Bonn
[* 3] und
Berlin, ward wegen
Teilnahme an der
Burschenschaft zu sechsjähriger
Festungsstrafe verurteilt, aber nach sechsmonatlicher
Haft entlassen und habilitierte sich
in
Halle
[* 4]
Ostern 1839 für das
Fach der Geschichte. Im
Oktober 1842 zum außerordentlichen
Professor ernannt,
wirkte er seit April 1843 als Mitredakteur der Halleschen »Allgemeinen
Litteraturzeitung«. Als Mitglied der deutschen
Nationalversammlung 1848 gehörte
er dem rechten
Zentrum, im
Erfurter Volkshaus und in den drei
Sessionen der preußischen
Kammern in
Berlin seit
August 1849 den
Altliberalen an. Von Juni bis
Oktober 1850 suchte er von
Kiel
[* 5] und
Rendsburg
[* 6] aus die Unterstützung der Herzogtümer mit
Geld
und
Mannschaft zu betreiben. Aus dieser Zeit rühren seine Gelegenheitsschriften:
»Heinrich von
Gagern« (Leipz. 1850) und
¶
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»Vier Monate auswärtiger Politik« (Berl. 1851) her. Der Zurücksetzung seitens des Ministeriums Manteuffel überdrüssig, nahm er 1857 einen Ruf nach Tübingen [* 8] an, ward aber schon 1859 als Geheimer Regierungsrat zu Hilfsarbeiten im Staatsministerium nach Berlin berufen und 1861 mit dem Amt eines vortragenden Rats für Politik beim Kronprinzen betraut, dann zum Direktor der preußischen Staatsarchive ernannt, aus welchem Amt er Ende 1874 ausschied. Er lehrt nun noch an der Kriegsakademie Geschichte und ist Mitglied der Akademien zu Berlin und München. [* 9] Von seinen litterarischen Arbeiten sind zu erwähnen: »Origines germanicae« (Berl. 1840);
»Die Krisis der Reformation« (Leipz. 1845);
»Zur Geschichte der deutschen Reichsversammlung« (Berl. 1849);
»Feudalität und Aristokratie« (das. 1858);
»Aus der Zeit Friedrichs d. Gr. und Friedrich Wilhelms III., Abhandlungen zur preußischen Geschichte« (das. 1876) und sein Hauptwerk: »Geschichte des Altertums« (das. 1852-57, 4 Bde.; 5. Aufl. 1878-83, 7 Bde.; neue Folge 1884-85, Bd. 1 u. 2), eine ausgezeichnete, ebenso gründliche wie geschmackvolle Darstellung der orientalischen und der griechischen Geschichte.
2) Franz Gustav, Bruder des vorigen, geb. zu Berlin, studierte daselbst Philosophie und Geschichte und widmete sich dem Buchhandel. 1848 beteiligte er sich an der politischen Bewegung und war Hauptmann einer Bürgerwehrkompanie. 1853 kaufte er die Bernsteinsche »Urwählerzeitung«, ließ sie unter dem Titel: »Volkszeitung« in erweiterter Gestalt erscheinen und erhob sie zu einem einflußreichen Organ der liberalen Opposition. 1859 beteiligte er sich an den sogen. Eisenacher Beschlüssen, war in Frankfurt [* 10] bei der Gründung des Deutschen Nationalvereins thätig und wurde in dessen Ausschuß gewählt. 1861, als der preußische Verfassungsstreit begann, war er einer der Gründer der deutschen Fortschrittspartei und blieb derselben auch 1866 treu.
Abgeordneter des Landtags war Duncker
seit 1861, zuerst für Saarbrücken-Ottweiler, seit 1867 für einen Berliner
[* 11] Wahlkreis. Als
Mitglied des Sechsunddreißigerausschusses in Frankfurt 1863 und des 1866 vom deutschen Abgeordnetentag eingesetzten ständigen
Ausschusses zeigte er die größte Thätigkeit für die nationale Sache. Auch saß er als Vertreter des
fünften Berliner Wahlkreises im konstituierenden und ordentlichen norddeutschen, später im deutschen Reichstag.
Neben seiner politischen Thätigkeit zeigte Duncker
eine unermüdliche Sorge für die materielle und geistige Hebung
[* 12] der arbeitenden
Klassen, leitete seit 1865 den Berliner Handwerkerverein, gründete 1869 mit Schulze-Delitzsch und Max Hirsch
[* 13] die deutschen Gewerkvereine und suchte auf diese Weise dem um sich greifenden Sozialismus durch praktische Mittel entgegenzuwirken. 1877 verkaufte
er seine Buchhandlung aus ökonomischen Rücksichten und legte seine beiden Mandate für Reichstag und Abgeordnetenhaus nieder.