Dumreicher,
Armand, Freiherr von, österreich. Politiker, geb. zu Wien, Sohn des berühmten Mediziners Dumreicher, studierte in Göttingen und Wien Philosophie sowie Rechts- und Staatswissenschaften, unternahm größere Studienreisen in Europa und im Orient, trat 1868 in den Staatsverwaltungsdienst und wurde 1871 in das Unterrichtsministerium berufen, in welchem er in Angelegenheiten des technischen Unterrichts, der Kunstpflege und der Universitäten arbeitete. 1874 wurde er zum Sektionsrat (vortragenden Rat) im Unterrichtsministerium ernannt und erhielt die Organisation der Gewerbe- und Fortbildungsschulen übertragen.
Diese führte er nach einheitlichem Plan in vortrefflichster Weise durch und schuf mehrere hundert gewerbliche Unterrichtsanstalten. Seine Denkschriften und sonstigen schriftlichen Arbeiten über diesen Gegenstand wurden im »Zentralblatt für das gewerbliche Unterrichtswesen in Österreich« (Wien 1883-85, Bd. 1-4) veröffentlicht. Da er eine gedeihliche Entwickelung des industriellen Schulwesens nur bei einheitlicher Gestaltung und im Geiste deutscher Kultur für möglich hielt und danach handelte, wurde er von den Slawen heftig angefeindet, welche die Gewerbeschule für Sache der Nationalitäten erklärten, und als die Unterrichtsminister Conrad und Gautsch den nationalen Forderungen der Tschechen, Polen und Slowenen mehr und mehr Zugeständnisse machten, nahm Dumreicher 1886 seinen Abschied aus dem Staatsdienst. Er ließ sich von der Klagenfurter Handelskammer zum Mitglied des Abgeordnetenhauses wählen, in welchem er sich der deutschen Linken anschloß und das Taassesche System auf das
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entschiedenste bekämpfte; mit genauer Kenntnis der Geschichte und der nationalen und sozialen Verhältnisse in Österreich ausgerüstet, schilderte er in seinen Reden die von der slawenfreundlichen Politik der Regierung drohenden Gefahren für das Deutschtum in Österreich und das Reich selbst (vgl. die von Pröll herausgegebenen Reden »Zur Lage des Deutschtums in Österreich«, Berl. 1888). Er schrieb noch: »Die Verwaltung der österreichischen Universitäten« (Wien 1873),
»Der französische Nationalwohlstand als Werk der Erziehung« (das. 1879) und »Die Aufgaben der Unterrichtspolitik im Industriestaat« (das. 1882).