Hauptstadt (Stadtkreis) des gleichnamigen Regierungsbezirks in der preuß. Provinz
Rheinland, ehemals des Herzogtums Berg, liegt in einer herrlichen, fruchtbaren Ebene am rechten Ufer des Rheins an der Mündung
der Düssel, ist Station der Rechtsrheinischen, der Köln-Mindener und der Bergisch-Märkischen Eisenbahn
und besteht aus sechs Stadtteilen: der Altstadt, dem ursprünglichen Düsseldorf, auf der Nordseite der Düssel, mit engen, finstern
und unregelmäßigen Straßen, der Karlsstadt, an der Südostseite der Altstadt (1767 angelegt), der in einiger Entfernung liegenden
Neustadt, die 1690-1716 erbaut wurde, der Friedrichsstadt am Südende, der Königstadt und Pempelfort an der
Ostseite.
Die Stadt hat elf öffentliche Plätze: den Alten Markt, seit 1711 mit der kolossalen bronzenen Reiterstatue des Kurfürsten
Johann Wilhelm von der Pfalz, dem die Stadt ihr Emporkommen verdankt, den Karlsplatz, den Friedrichsplatz, den Burgplatz, den
Schwanenmarkt mit Springbrunnen, den Königsplatz, den Alexanderplatz, den Maxplatz mit der 1873 errichteten
Mariensäule, den Kirchplatz mit Fontäne, den Corneliusplatz mit dem Denkmal von Cornelius und monumentalem Springbrunnen und
den Schadowplatz mit dem Denkmal von Schadow.
Unter den 25 Kirchen und Kapellen (4 evangelische, 21 katholische) sind die St. Lambertspfarrkirche mit einem 58 m hohen Turm und
dem Mausoleum des Herzogs Wilhelm IV. hinter dem Hochaltar (auf dem Piedestal, von acht Löwen umgeben, ruht
die lebensgroße Statue des Herzogs in voller Rüstung aus weißem Marmor), die schön gebaute, aber mit Zierat überladene Andreaskirche
(ehemals Jesuiten- und Hofkirche, von 1620) mit der Fürstengruft in einer Rotunde hinter dem Hochaltar, die Maximilianskirche
mit schönen neuen Fresken und die evangelische Johanneskirche auf dem Königsplatz im romanischen Stil
mit Renaissanceprofilen hervorzuheben. Die ehemalige Kreuzherrenkirche ist jetzt Militärmagazin. Die bemerkenswertesten
weltlichen Gebäude sind: das Regierungsgebäude (ehedem Jesuitenkollegium), das prachtvolle neue Postgebäude
im italienischen Palaststil, das Rathaus (auf dem Alten Markt, 1567 erbaut), das Landgerichtsgebäude (seit 1870, am Königsplatz),
die städtische Tonhalle mit drei großen Festsälen, das Künstlerhaus Malkasten, das Stadttheater (seit 1874), Provinzialständehaus
in reichem italienischen Renaissancestil (am Schwanenspiegel), Kunstakademie im strengen Renaissancestil (am Sicherheitshafen),
Kunsthalle (auf dem Friedrichsplatz), Kunstgewerbeschule (an der Rheinwerfte), Kasernen, Garnisonlazarett
und großartige Schlachthofanlagen, welche 80 Ar bedecken, die Bahnhofsgebäude, welche gegenwärtig durch Zentralbahnhöfe
ersetzt werden, für Personen im O., für Güter im N. und für den Lokalverkehr im S. der Stadt.
Die Zahl der Einwohner betrug 1780: 8000, 1816: 26,655, 1880: 95,458 (davon 70,542 Katholiken, 23,630
Evangelische, 1008 Juden) und 110,039 Seelen. Die Garnison besteht aus den Stäben der 14. Division, der 27. Infanterie-
und 14. Kavalleriebrigade, dem 39. Infanterie-, dem 11. Husaren- und dem 5. Ulanenregiment und 2 Bataillonen Landwehr. Düsseldorf hat
sich im Lauf der Zeit zu einer wichtigen Fabrikstadt herausgebildet. Obenan steht die Eisenindustrie.
Anfang 1885 bestanden 20 Werke, welche von 120 bis 690 Arbeiter beschäftigen, darunter eine Eisenfabrik von geschnittenen
Nägeln, von Stiften und Stiefeleisen, 2 Eisenröhren- und Walzenfabriken, eine Nieten- und Schraubenfabrik, Puddelwalzwerk,
Gußstahlwerk, Eisengießerei und Maschinenfabrik, Lokomotivfabrik, Eisenbahnwagenräder- und Achsenfabrik, Dampfkesselwerk,
Puddel- und Eisenblechwalze, eine Fabrik für Werkzeugmaschinen mit Eisengießerei, 2 Eisengießereien, Fabrik
für verzinnte und Eisenblechwaaren, Röhrenfabrik, Zündhütchen- und Patronenfabrik, Eisenbahnwagenfabrik und Leuchtgasfabrik
mit zusammen 5750 Arbeitern und 4763 Pferdekräften.
Unter den Manufakturen sind 10 große Anstalten, welche von 125 bis 450 Arbeiter beschäftigen, und zwar 3 mechanische Baumwollspinnereien
und -Webereien, eine mechanische Buntweberei und Baumwollfoulards-Druckerei, eine Gummibandweberei, Kammgarnspinnerei,
eine Kattundruckerei, Blaudruckerei und Türkischrot-Färberei mit zusammen 2480 Arbeitern und Dampfmaschinen von 1160 Pferdekräften,
zu nennen. Daneben bestand noch eine große Anzahl mittlerer und kleinerer Fabriken für Pianinos, Papier, Pergament, Firnis,
Seifen, Gasuhren, Essig, Mineralwasser, Liköre, Schokolade, Senf, Tabak, Zigarren, Möbel, Zement- und chemische Waren, Malerfarben,
Bleiweiß, Maschinenöl, feuerfeste Steine, Strohhüte, Wachs- und Gipsfiguren; endlich 68 Bierbrauereien,
mehrere Dampfsägemühlen, Dampfmühlen für Getreide und Farbholz, Färbereien, Gerbereien, Ziegeleien, Steinhauereien, Marmorschleifereien,
Buchdruckereien, photographische, xylographische und lithographische Anstalten, Glasschleifereien etc.
Bedeutend ist auch Düsseldorfs Obst- und Gemüsebau.
Die Stadt besitzt Gas- und Wasserleitung und Kanalisation (Abführung durch Schwemmkanäle) und Pferdeeisenbahnen
von 10 km Länge, welche die Stadt selbst und deren Umgebung durchziehen. Die Presse ist durch sechs Zeitungen vertreten. Unter
den Handels- und Verkehrsanstalten stehen obenan die Handelskammer, eine Reichsbankstelle, ein Gewerbegericht, eine Transportversicherungsgesellschaft,
die Dampfschiffahrtsgesellschaft für den Nieder- und Mittelrhein, die Niederrheinische Dampfschleppschiffahrtsgesellschaft,
die Börse; ferner bestehen in Düsseldorf der Niederrheinische Bezirksverein deutscher Ingenieure, ein Verein
zur
Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen, eine Baubank, der Zentralgewerksverein für
Rheinland, Westfalen und angrenzende Bezirke (mit Museum), ein Verein deutscher Eisenhüttenleute. Dazu besitzt die Stadt einen
Sicherheits- und Freihafen, welche die lebhafte Schifffahrt und den bedeutenden Handel unterstützen.
Eine besondere Berühmtheit erlangte Düsseldorf durch die 1767 vom Kurfürsten Karl Theodor gestiftete und 1822 von König Friedrich
Wilhelm III. erneuerte Kunstakademie, an deren Spitze Cornelius, Schadow und Bendemann standen, und die seit ihrem Bestehen eine
Reihe bedeutender Künstler gebildet hat. Die früher hier befindliche berühmte Gemäldegalerie, 1690 von dem
Kurfürsten Johann Wilhelm gestiftet, ward 1805 nach München gebracht, nach dem Krieg von 1866 von Preußen zurückgefordert,
aber 1871 freiwillig an Bayern überlassen, wofür Düsseldorf einen Anteil aus der Kriegsentschädigung enthielt, aus welchem unter
anderm die Kunsthalle erbaut wurde.
Nur ein Meisterwerk, Rubens' Himmelfahrt Mariä, ist in Düsseldorf geblieben (in der Kunstakademie). Eine städtische
Gemäldegalerie (in der Kunsthalle), die seit etwa 40 Jahren besteht, enthält zur Zeit 70 Gemälde meistens neuerer Düsseldorfer
Künstler. Die Stadt besitzt außerdem eine Sammlung von 248 Aquarellnachbildungen der wichtigsten Werke der italienischen
Malerei von J. A. ^[Johann Anton] Ramboux, die ihr 1841 vom König von Preußen und der rheinischen Ritterschaft
geschenkt wurde.
Die Akademie besitzt auch eine kostbare Sammlung von etwa 15,000 Handzeichnungen und etwa 80,000 Kupferstichen sowie von Gipsabgüssen
antiker Skulpturen. Sonstige wissenschaftliche und gemeinnützige Anstalten sind: die Sternwarte Bilk (s. d.), ein botanischer
Garten im sogen. Hofgarten (s. unten), eine Landesbibliothek von
50,000 Bänden (1770 vom Kurfürsten Karl Theodor gestiftet), ein Staatsarchiv, ein Kunstverein (seit 1828),
ein historisches Museum (vorzugsweise lokalen Charakters), ferner ein Gymnasium, ein Realgymnasium, höhere Bürgerschule, 4 höhere
Mädchenschulen, ein Theater, eine Bezirksirrenanstalt, ein Korrektionshaus, ein Militärlazarett, ein evangelisches und ein
katholisches Krankenhaus (letzteres das Marienhospital). Düsseldorf ist Sitz der Regierung, der provinzialständischen
Verwaltung, eines Landgerichts (für die zwölf Amtsgerichte zu D., Gerresheim, Gladbach, Grevenbroich, Krefeld, Neuß, Odenkirchen,
Opladen, Ratingen, Rheydt, Ürdingen und Viersen), einer Oberpostdirektion, eines Hauptsteueramts und hat 2 Eisenbahnbetriebsämter.
Die städtischen Behörden bestehen aus einem Oberbürgermeister mit 6 Beigeordneten und 30 Stadtverordneten. Der schönste
und besuchteste unter den zahlreichen Spaziergängen in und um Düsseldorf ist der Hofgarten,
der aus verschiedenen Anlagen, dem eigentlichen Hofgarten, dem botanischen Garten und den geschmackvollen Neuen Anlagen, besteht
und jetzt, von neuen Stadtteilen umzogen, mit zur Stadt gehört. Am Ende des Hofgartens, in dem ganz nahe gelegenen Stadtteil
Pempelfort, steht der Jägerhof, ein königliches, mit schöner Gartenanlage versehenes Schloß, der Wohnsitz
des Erbprinzen von Hohenzollern. Im O. der Stadt liegt der zoologische Garten mit prächtigen Anlagen, im S. der mit seltenen
Pflanzen geschmückte Floragarten. Des Schriftstellers Jacobi Haus und Garten in Pempelfort, eine in der Litteraturgeschichte
bedeutsame Stätte, ist seit 1860 Eigentum des Künstlervereins »Malkasten« (s. d.) und Mittelpunkt des
mehr
geselligen Lebens der Künstler. Das frühere Dorf Oberbilk mit mehreren großen Fabriken ist jetzt ein integrierender Teil
der Stadt, zu welcher auch Bilk mit der Sternwarte und Derendorf im N., wo eine Zeitlang Immermann und die Gräfin Ahlefeldt
wohnten, zum größten Teil gehören. Im NO. liegen Düsselthal, mit einer vom Grafen von der Recke 1819 angelegten
großen Erziehungsanstalt für arme, sittlich verwahrloste Kinder im ehemaligen Trappistenkloster, und Grafenburg, an einer
bewaldeten Hügelkette mit weiter Aussicht auf das Rheingebiet. In Düsseldorf wurden die Dichter und Schriftsteller
Joh. Georg und Fr. Heinrich Jacobi, Varnhagen v. Ense und Heinrich Heine, die Maler Peter v. Cornelius, Peter v. Heß
und andre berühmte Männer geboren. - Düsseldorf ward 1288 vom Grafen Adolf von Berg nach der Wöringer ^[richtig: Worringer] Schlacht
zur Stadt erhoben und seit 1385 die Residenz der Herzöge von Berg. Nach dem Aussterben des jülich-bergischen Regentenstammes 1609 besetzte
der spanische General Spinola als kaiserlicher Kommissar 1614 die Stadt.
Nach der Beilegung jenes Erbfolgestreits kam sie mit Jülich-Berg an Pfalz-Neuburg und ward Residenz der Pfalzgrafen und nach
deren Aussterben des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz. Dieser that viel für die Stadt, noch mehr der Kurfürst Karl Theodor,
der Schlösser, Sammlungen, Institute gründete und die Karlsstadt baute. Seit 1732 befestigt, ward die
Stadt im Siebenjährigen Krieg 1757 von den Franzosen besetzt und im Juni 1758 vom Herzog Ferdinand von Braunschweig durch Kapitulation
eingenommen, jedoch bald wieder verlassen. Im J. 1795 wurde sie nach einem heftigen Bombardement durch Kapitulation den Franzosen
übergeben und blieb in deren Besitz, bis sie im Frieden von Lüneville 1801 an Bayern zurückgegeben wurde,
worauf die Schleifung der Festungswerke erfolgte. 1806 ward sie Hauptstadt des Großherzogtums Berg und kam mit diesem 1815 an
Preußen. Ihr Aufschwung datiert erst seit neuester Zeit.
Vgl. Hofacker, Führer durch Düsseldorf (Düsseld. 1877);
Thomas, Düsseldorf, Führer
(das. 1885).
Der Regierungsbezirk Düsseldorf (s. Karte »Rheinprovinz«),
der nördlichste Teil der Provinz Rheinland, hat 5467 qkm (99,29 QM.) mit
(1880) 1,591,369 Einw. (davon 642,125 Evangelische, 930,643 Katholiken und 13,211 Juden) und zerfällt in die 21 Kreise:
Kreise
QKilom.
QMeilen
Einwohner
Barmen (Stadt)
22
0.39
95941
Düsseldorf (Stadt)
49
0.89
95458
Düsseldorf (Land)
362
6.58
52994
Duisburg (Stadt)
38
0.67
41242
Elberfeld (Stadt)
28
0.51
93538
Essen (Stadt)
9
3.60
56944
Essen (Land)
190
3.60
117904
Geldern
543
9.86
52774
Gladbach
240
4.36
123485
Grevenbroich
237
4.30
40676
Kempen
396
7.19
90554
Kleve
508
9.22
50532
Krefeld (Stadt)
21
0.38
73872
Krefeld (Land)
165
3.00
31749
Lennep
303
5.51
94351
Mettmann
250
4.54
63332
Mörs
565
10.26
63596
Mülheim a. d. Ruhr
431
7.83
132699
Neuß
294
5.34
48591
Rees
524
9.52
63772
Solingen
293
5.34
107365
Vgl. v. Hirschfeld, Statistik des
Regierungsbezirks Düsseldorf (Iserlohn 1874).
[* 1] Die Stadt zählte im J. 1885: 115,190 Einw. (darunter 84,497 Katholiken,
29,084 Evangelische, 1127 Juden), der Regierungsbezirk Düsseldorf auf 5472 qkm (99,38 QM.)
1,753 952 Einw. darunter 1,021,407 Katholiken, 709,992 Evangelische, 14,092 Juden). Die seit 1888 bestehenden 24 (früher
21) Kreise umfaßten 1885:
1) Regierungsbezirk der preuß. Provinz Rheinland, der nördlichste der Provinz, umfaßt das ehemalige Herzogtum Cleve, Teile
der Herzogtümer Jülich und Berg, sowie des Erzstifts Köln, das Fürstentum Mörs, die Abteien Essen und Werden an der Ruhr,
das reichsfreie Frauenstift Elten und die Herrschaften Wickrath und Dyck, grenzt im N. und W. an die Niederlande,
im O. an die Regierungsbezirke Münster und Arnsberg, im S. an Köln und Aachen, ist größtenteils eben und nur im SO. rechts
vom Rhein durch die Ausläufer des Sauerländischen Gebirges bergig.
Hauptfluß ist der Rhein, der den Regierungsbezirk von SO. nach NW.
durchfließt und rechts die Wupper, Ruhr, Emscher und Lippe, links die Erst aufnimmt; die Niers im westl.
Teile fließt der Maas zu. Der Regierungsbezirk ist der industriereichste des Königreichs Preußen und hat das dichteste Eisenbahnnetz.
Die Industrie, hervorgerufen durch die reichen Kohlengruben an der Ruhr, erstreckt sich vornehmlich auf Fabrikation von Eisen
und Gußstahl, Eisen-, Seiden-, Leinen- und Baumwollwaren; Ackerbau und Viehzucht decken nicht den Bedarf
der Bevölkerung.
Der Regierungsbezirk hat auf 5472,42 qkm (1890) 1973115 (993157 männl., 979958 weibl.) E., darunter 8724 Militärpersonen, 63 Städte
mit 1087,82 qkm und 1239975 (618827 männl., 621148 weibl.) E., 367 Landgemeinden mit 4384,60
qkm und 733140 (374330 männl., 358810 weibl.) E.; ferner 200521 bewohnte, 4498 unbewohnte
Wohnhäuser mit 391950 Haushaltungen und 893 Anstalten. Dem Religionsbekenntnis nach waren 803051 Evangelische, 1143518 röm.
und griech. Katholiken, 10467 andere Christen, 15151 Israeliten und 928 andern Bekenntnisses.
Der Regierungsbezirk zerfällt in 24 Kreise:
Kreise
qkm
Bewohnte Wohnstätten
Einwohner
Einw. pro qkm
Evangelische
Katholische
Andere Christen
Israeliten
Cleve
508,11
8730
52724
103
5805
46424
52
443
Rees
523,82
8550
65807
125
22115
42964
82
646
Stadtkreis Krefeld
20,74
7314
105376
5268
21909
80146
1329
1992
Landkreis Krefeld
165,20
4885
36428
220
1669
34445
50
264
Stadtkreis Duisburg
37,53
4837
59285
1602
27248
31212
351
474
Mülheim a. d. Ruhr
101,85
8783
98342
973
54809
42241
523
769
Ruhrort
329,56
8836
80145
243
44044
35386
246
469
Stadtkreis Essen
8,82
4869
78706
9838
31859
45316
341
1190
Landkreis Essen
189,59
12935
163003
862
49382
112853
364
404
Mörs
564,76
10700
67612
119
33282
33668
149
513
Geldern
543,03
8770
53937
99
2416
51257
58
206
Kempen im Rheinland
395,70
13633
91696
232
2792
88219
23
662
Stadtkreis Düsseldorf
48,64
8380
144642
3013
37181
105347
713
1401
Landkreis Düsseldorf
362,09
7777
65950
182
18215
47341
132
262
Stadtkreis Elberfeld
31,32
6930
125899
4496
91025
32163
1333
1378
Stadtkreis Barmen
21,72
6421
116144
5530
94426
19312
1990
416
Mettmann
252,48
7645
75442
295
53465
20992
771
214
Stadtkreis Remscheid
27,75
3525
40371
1495
35006
5144
155
66
Lennep
275,49
7401
73044
265
58129
13789
1039
87
Solingen
293,50
17559
127715
435
80880
44918
1463
454
Neuß
293,52
7614
54588
186
1788
52200
5
595
Grevenbroich
237,07
7533
42623
179
6197
35515
8
903
Stadtkreis München-Gladbach
11,96
4458
49628
4511
8291
40530
176
631
Gladbach
228,28
14325
104008
456
21118
82136
42
712
Der
Regierungsbezirk zerfällt in 12 Reichstagswahlkreise: Lennep-Mettmann (Abgeordneter: Meist, Socialdemokrat);
Elberfeld-Barmen
(Harm, Socialdemokrat);
Solingen (Schuhmacher, Socialdemokrat);
Düsseldorf (Wenders, Centrum);
Essen (Krupp, Hospitant
der Reichspartei);
Mülheim a. d. Ruhr-Duisburg (Hammacher, nationalliberal);
Mörs-Rees (Gescher, deutschkonservativ);
Cleve-Geldern
(Dr. Marcour, Centrum);
Kempen (Fritzen, Centrum);
München-Gladbach (von Kehler, Centrum);
Krefeld (Dr. Bachem, Centrum);
Neuß-Grevenbroich
(Weidenfeld, Centrum).
2) Landkreis (ohne Stadt Düsseldorf) im Reg.-Bez. Düsseldorf, hat 362,09
qkm, (1890) 65950 (33615 männl., 32335 weibl.) E., 4 Städte und 29 Landgemeinden.
3) Hauptstadt des Reg.-Bez. Düsseldorf und Stadtkreis, ehemals Haupt- und Residenzstadt des Herzogtums Berg, 45 km von der niederländ.
und 75 km von der belg. Grenze entfernt, liegt 51° 13' nördl.
Br. und 6° 46' östl. L. von Greenwich, in 27 m Höhe (Rheinspiegel),
in einer herrlichen Thalebene, rechts vom Rhein im Mündungsgebiet des Düsselbachs, der hier, in zwei Hauptarmen einen Teil
des Stadtgebietes umfassend, in den Rhein (hier 310 m breit und bis 16 m tief) fließt. Die Stadt hat eine Ausdehnung von
7,9 km von O. nach W. und von 8,4 km von N. nach S. und 33 km Umfang. Von der Gesamtfläche (48,64 qkm)
sind 6,23 qkm mit Häusern bebaut, 4,49 qkm sind Straßen, Wege und Eisenbahnen, 34,11 qkm landwirtschaftlich benutzt und
3,81 qkm Wasserfläche. (Hierzu ein Stadtplan mit Verzeichnis der Straßen, Plätze und Denkmäler.)
Bevölkerung. Die ortsanwesende Bevölkerung betrug 1780: 8764, 1816: 14100, 1871: 70094, 1880: 95190,
1885: 115190, 1890, einschließlich der eingemeindeten Ortschaften Flehe, Golzheim, Grafenberg, Hamm, Mörsenbroich, Stoffeln
und Volmerswerth, 144642 (72087 männl., 72555 weibl.) E., das ist eine Zunahme 1885-90 von 29452 (25,5
Proz.) oder durchschnittlich jährlich 5890
mehr
Personen. Dem Religionsbekenntnis nach waren 37181 Evangelische, 105347 röm. und griech. Katholiken, 713 andere
Christen und 1401 Israeliten. 1890 gab es 8435 Gebäude (239 unbewohnte) mit 2086 Einzel-, 27395 Familienhaushaltungen und 121 Anstalten.
Die Zahl der Geburten betrug (1893) 6343 (darunter 148 Totgeburten), der Todesfälle 3695, der Ehen 1456; der
Zugezogenen 27358, der Abgezogenen 22464. In Garnison (3226 Mann) liegen das 39. Füsilier-, 5. Ulanenregiment und die 1., 3. bis 5. Eskadron
des 11. Husarenregiments. - Ehrenbürger der Stadt sind Generalfeldmarschall Graf Blumenthal und Maler Andreas Achenbach.
Anlage, Straßen, Plätze, Denkmäler. Die Stadt zerfällt in die Altstadt (der älteste nördl. Teil), Neustadt,
Karlstadt und Friedrichsstadt (im S.). An diese Teile schließen sich an die Vororte Unterbilk im S., Oberbilk im SO., Flingern
im O. und Derendorf im N. An Stelle der infolge des Friedens von Lunéville (1801) niedergelegten Festungswerke sind im Laufe
der Zeit zahlreiche schöne Straßen, Promenaden und öffentliche Anlagen entstanden; so der Hofgarten,
der sich vom Rhein west-östlich quer durch die Stadt bis zur Pempelforterstraße erstreckt.
Von den Anlagen des Botanischen Gartens, wo ein Denkmal (modelliert von K. Hilgers) für die in den Kriegen 1864-71
Gefallenen enthüllt wurde, führt die prächtige Königsallee am Stadtgraben entlang zu den Anlagen am
neuen Provinzialständehaus (Kaiserteich, Schwanenspiegel) in der Friedrichsstadt. Zahlreiche Brücken führen über die Wasserläufe,
darunter die Goldene Brücke im Hofgarten. Die schönsten Straßen sind die Allee-, Goltstein-, Hofgarten-, Kaiser-Wilhelms-,
Kaiserstraße, Königsallee, die verkehrsreichsten die Berger-, Bolker-, Elberfelder-, Hohe- und Schadowstraße.
Von öffentlichen Plätzen sind zu nennen der Corneliusplatz südlich vom Botanischen Garten, mit dem Standbild
des P. von Cornelius (1879) von Donndorf und einem Springbrunnen (1882) von Müsch;
dicht dabei der Schadowplatz mit der Kolossalbüste
von Schadow, Bronzeguß nach Wittigs Entwurf;
der Königsplatz südlich davon;
der Friedrichsplatz an der Alleestraße;
der
Markt, nahe am Rhein, mit dem Reiterstandbild des Kurfürsten Johann Wilhelm, 1711 von Grupello in Erz
gegossen;
der Burgplatz, nördlich davon am Rhein, mit dem Schloßturm, Überrest des 1710 umgebauten, 1846 teilweise erneuten
und 1872 abgebrannten kurfürstl.
Schlosses; der Maxplatz mit der Mariensäule (1873) von Reiß.
Kirchen. Düsseldorf hat 12 kath. und 3 evang. Kirchen;
unter erstern sind zu nennen die got. St. Lambertikirche
(14. Jahrh.) mit roman. Turm, kostbaren Monstranzen und den Marmorgrabmälern (1629) der beiden letzten Herzöge von Cleve und
Berg, Wilhelm IV. und Johann Wilhelm;
an der nördl. Außenseite ein 1886 erneuter sog. «Kalvarienberg» und die Andreaskirche,
ehemalige Hof- und Jesuitenkirche, 1629 vollendet, mit den Gräbern des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm und
des Kurfürsten Johann Wilhelm;
ferner die evang. Johanniskirche auf dem Königsplatz, aus rotem und grauem Sandstein im ital.
Rundbogenstil mit Turm (71 m).
Außerdem bestehen noch eine Anzahl Kapellen, ferner Klöster der Dominikaner, Franziskaner,
Ursulinerinnen, Barmherzigen Schwestern, Klarissen u. a. und eine Synagoge. Auf dem alten Friedhof an der
Fischerstraße ruhen zahlreiche berühmte Männer,
so die Maler E. Bendemann, W. Camphausen, Andr. Müller, Ittenbach, Theod. Mintrop,
der Gartendirektor Weyhe und der Astronom Benzenberg; im N. der Stadt der Neue Friedhof am Tannenwäldchen, der Derendorfer
und der Israelitische Friedhof.
Weltliche Bauten. Das Rathaus am Markt, 1567 in gotisierendem Renaissancestil erbaut, mit einem 1885 in
franz. Renaissance neu aufgeführten Westflügel, das Bergerthor im SW., dicht am Rhein, der einzige Überrest der alten Festungswerke,
der Jägerhof, von N. de Pigaga als kurfürstl. Jagdschloß erbaut; aus neuerer Zeit das Akademiegebäude, 1879 nach Riffarts
Plänen im Renaissancestil erbaut, mit 158 m langer Hauptfaçade, Künstlerateliers, Unterrichtsräumen,
Sälen mit Gipsabgüssen und Aula (Fresken von Janssen); die Kunsthalle, 1881 nach Gieses Plänen in franz. Renaissance erbaut,
mit großem Mosaikbild (Fritz Röber ^[Wikipedia: Roeber]) an der Façade, das Stadttheater von Giese, die Realschule mit
Freskenfries von Bendemann, das Justizgebäude mit dem letzten Ölgemälde Wilh. Schadows (Paradies, Hölle,
Fegefeuer), das Staatsarchiv, ein Backsteinrohbau, das Provinzialständehaus nach dem Entwurf von Raschdorf ^[Wikipedia: Raschdorff],
das Postgebäude, die Kunstgewerbeschule von Westhofen und eine Anzahl prächtiger Privatbauten und Hotels. Ein Reichsbankgebäude
ist nach Stillers Entwurf im Bau.
Verwaltung. Die Stadt wird verwaltet von einem Oberbürgermeister (Lindemann), 6 Beigeordneten, 36 Stadtverordneten.
Die Berufsfeuerwehr (seit 1874) besteht aus 1 Brandmeister, 34 ständigen und 128 nichtständigen Feuerwehrleuten und hat 3 Feuerwachen, 60 Feuermelder, 18 Spritzen
und 14 Pferde. Die Gasanstalt lieferte (1892/93) 9,913 Mill. cbm Gas für 4360 Konsumenten (5468 Gasmesser, 70630 Flammen. Privatanlagen
für elektrische Beleuchtung bestanden 58 mit 93 Dynamomaschinen, 256 Bogen- und 2571 Glühlampen. Das städtische
Elektricitätswerk ist seit 1891 im Betriebe. Das Wasserwerk lieferte (1892/93) 5,383 Mill. cbm filtriertes Grundwasser; das
untere Kanalsystem ist 68 km lang, darunter 36 km Thonröhren, ein oberes ist im Bau.
Finanzen. Der Haushaltplan (1894/95) schließt ab in Einnahme und Ausgabe mit 24684655 M.; das Vermögen
betrug 28,831, die Schulden 23,741 Mill. M. Für Schulen werden aufgewendet 1340090 M., für Wohlthätigkeitsanstalten 652400
M., darunter aus städtischen Mitteln für Armenwesen 531000 M., für Straßenreinigung und -Sprengung 154300 M. Von den Einnahmen
entfielen 47,86 Proz. auf direkte Steuern.
Behörden. Düsseldorf ist Sitz der königl. Bezirksregierung,
des Landratsamtes für den Landkreis Düsseldorf, der königl. Generalkommission für
die Rheinprovinz, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Köln) mit 12 Amtsgerichten (Düsseldorf, Gerresheim, München-Gladbach, Grevenbroich,
Krefeld, Neuß, Odenkirchen, Opladen, Ratingen, Rheydt, Ürdingen, Viersen) und Kammer für Handelssachen, eines Amtsgerichts,
Gewerbegerichts, einer Reichsbankstelle, eines Hauptsteueramtes, Erbschaftssteueramtes und Stempelfiskalats, einer Oberpostdirektion
für den Reg.-Bez. Düsseldorf mit 318 Verkehrsanstalten und 2844,40
km oberirdischen Telegraphenlinien (16834,61 km Leitungen), einschließlich 8705,65 km Stadtfernsprechanlagen, je eines Betriebsamtes
der Königl. Preuß. Eisenbahndirektionen Elberfeld (381,40 km Bahnlinien) und Köln (rechtsrheinisch, 232,98 km), einer
mehr
Eisenbahnlinienkommission, eines Garnisonkommandos, Proviant- und Bekleidungsamtes sowie der Kommandos der 14. Division, 27. und 28. Infanterie-
und 14. Kavalleriebrigade.
Unterrichts- und Bildungsanstalten. Königlich kath. Gymnasium, 1545 gestiftet (Direktor Dr.
Uppenkamp, 31 Lehrer, 16 Klassen, 524 Schüler, 3 Vorklassen, 80 Schüler);
städtisches paritätisches Realgymnasium und Gymnasium, 1838 eröffnet
(Direktor Dr. Matthias, 35 Lehrer, 17 Klassen, 3 Vorklassen, 605 Schüler; mit der Anstalt ist seit 1890 ein
pädagogisches Seminar verbunden);
3 städtische
(Luisenschule mit Lehrerinnenseminar, Friedrichschule, Bürgermädchenschule) und 3 private (paritätische Schubacksche,
kath. Marien- und Ursulinerinnenschule) höhere Mädchenschulen;
ferner 20 kath., 6 evang., 2 paritätische
Volks- und 7 kath., 2 evang. und 11 private Warteschulen.
Der Kunst und dem Gewerbe dienen die königl. Kunstakademie mit 2 Klassen und einer Vorklasse, die Kunstgewerbeschule mit Fachklassen
für alle Zweige des Kunstgewerbes sowie Vor- und Abendschulen, und eine gewerbliche Fortbildungsschule.
Sammlungen, Kunstinstitute. In der königl. Kunstakademie sind vereinigt:
die Akademische Kunstsammlung (Reste der alten Gemäldegalerie, die sich jetzt in der Pinakothek zu München befindet, u. a.
Rubens’ Mariä Himmelfahrt, im ganzen 141 Gemälde), das Kupferstichkabinett nebst Handzeichnungen-Sammlung (14000
und 24000 Nummern), das Antikenkabinett (Gipsabgüsse) und das Museum Ramboux (Nachbildungen hervorragender ital. Gemälde
[248 Aquarelle]); die Kunsthalle enthält die neue städtische Galerie mit berühmten Gemälden von Achenbach, Cornelius, Knaus,
Lessing, Mintrop, K. Müller, A. Rethel, Schirmer, Sohn, Vautier u. a., eine ständige Ausstellung von (verkäuflichen) Werken
der Düsseldorfer Künstler und von Zeit zu Zeit Sonderausstellungen. Das städtische Historische Museum enthält in zwei
Hauptabteilungen Altertümer (prähistorische, germanische und römische, mittelalterliche und neuzeitliche),
Gemälde und andere bildliche Darstellungen (Porträte, Stadtansichten, Pläne); das Gewerbemuseum birgt einen Teil der Sammlungen
des Central-Gewerbevereins (die Grundlage bildeten die Überschüsse aus der Kunstgewerblichen Ausstellung in Düsseldorf 1880) und
die Böninger-Sammlung orient.
Kunstgegenstände; die reiche Textilsammlung des Vereins und die Sammlung von Bucheinbänden befinden sich
vorläufig in der Turnanstalt (Bleichstraße); sämtliche Sammlungen des Vereins sollen später in einem Neubau am Friedrichsplatz
vereinigt werden. Ständige Kunstausstellungen von hoher Bedeutung sind die von Ed. Schulte und von Bismeyer
und Kraus; die Schaubsche Buchhandlung stellt ältere Gemälde aus; außerdem befinden sich zahlreiche andere Kunsthandlungen
in Düsseldorf. Die städtische Sternwarte ist eine Schenkung des Professors Benzenberg.
An Bibliotheken bestehen die Landesbibliothek (50000 Bände), die Bibliothek des Central-Gewerbevereins, des Geschichtsvereins
und 2 Volksbibliotheken.
Theater. Eine ital. Oper bestand schon im 17. Jahrh., regelmäßige Vorstellungen fanden seit 1751 im alten Theater am Markte
statt, wo jetzt das neue Rathaus steht; zu hervorragender Blüte gelangte das Theater (1834-37) unter Immermanns
Leitung.
Das neue, 1875 vollendete Theater (Spielzeit 8 Monate) enthält 1449 Zuschauerplätze und ist für jährlich 14500 M.
verpachtet.
1893 erschienen 9 Zeitungen und Anzeigeblätter.
Vereine und Gesellschaften. Düsseldorfer Geschichtsverein, Wissenschaftlicher, Naturwissenschaftlicher, Bildungsverein, Künstlerverein
«Malkasten», Kunstverein für Rheinland und Westfalen,
Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen, Nordwestliche Gruppe des Vereins
deutscher Eisen- und Stahlindustrieller und andere zahlreiche Vereine für Vokal- und Instrumentalmusik, Rudersport, Geselligkeit,
Unterstützung und Wohlthätigkeit. An Kranken- und Sterbekassen bestehen 4 Ortskrankenkassen (15551 Mitglieder), 50 Fabrikkrankenkassen
(12047), 4 Innungskrankenkassen (969), 3 eingeschriebene Hilfs-, 20 sonstige Kassen und mehrere «Sterbeladen».
Düsseldorf hat 7 Innungen, nämlich die Bau-Innung des Niederrheinischen Baugewerkvereins und die Innungen der Barbiere und Friseure,
Bäcker, Dekorationsmaler, Glaser und Anstreicher, Fleischer, Friseure und Perückenmacher, Schlosser und Schornsteinfeger.
Wohlthätigkeitsanstalten. Düsseldorf besitzt eine große Anzahl Anstalten, welche der Kranken-, Wöchnerinnen-, Waisenpflege sowie
der Aufnahme stellenloser Dienstmädchen (Annastift, Marthastift) und wandernder Handwerker u. s. w.
dienen; an verschiedenen Stellen der Stadt sind Volksküchen im Betrieb, und ähnliche Veranstaltungen sorgen im Winter für
Speisung von Armen (Suppenanstalten) und namentlich von Kindern; während der Herbstferien ziehen Ferienkolonien nach verschiedenen
Richtungen aus. Unfern der Stadt, zwischen dem Zoologischen Garten und der Natur- und diätetischen Heilanstalt
Waldesheim, liegen die Gebäude des ehemaligen Trappistenklosters Düsselthal, 1819 vom Grafen Adalbert von der Recke zu einer
Rettungsanstalt für verwahrloste Knaben eingerichtet; auf der Höhe des Grafenberg die rhein. Provinzial-Irrenanstalt Grafenberg.
Industrie und Gewerbe. An der Spitze der Industrie (80 große Betriebe mit 10464 und 488 kleinere Betriebe
mit 24834 Arbeitern) steht die Eisenindustrie: Bandagen-, Röhren- und Drahtwalzwerke, 3 Blechwalzwerke, Eisenbahnwagen-, Dampfkessel-,
Dampfkranen-, Dampfstrahlapparat- sowie Drahtstiftenfabrik, Eisschrankfabrik, Eisengießereien, Puddel- und Eisenwalzwerke,
Gußstahl-, Fitschen-, Geldschrankfabriken, Façongießerei, Hammerwerke, Kesselschmiedereien, Lokomotiv- und Maschinenfabriken,
Nagel-, Nieten-, Pulsometerfabrik, Röhrengießerei, Schloß-, Träger- und Bauschienenfabrik; auch für andere Industriezweige
bestehen bedeutende Betriebe, so für Weberei, Spinnerei, Gerberei, Färberei, Brauerei, Brennerei, Metallgießerei,
Holzschneiderei und für die Fabrikation von Mostrich, Liqueur, Öl, Goldleisten, Möbeln, Blumen, Schirmen, Spiegeln, Pfeifen,
Farben. Düsseldorf ist Sitz der Rheinischen landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft, der Rheinisch-Westfälischen Maschinenbau- und
Kleineisenindustrie-Berufsgenossenschaft und ihrer 4. Sektion, der Rheinisch-Westfälischen Hütten- und Walzwerks-Berufsgenossenschaft
und ihrer 3. Sektion, der 1. Sektion der Rheinisch-Westfälischen Textil-, der 4. Sektion der Rheinisch-Westfälischen
Baugewerks-, der 21. Sektion der Fuhrwerks-Berufsgenossenschaft
mehr
und der 11. Sektion der Berufsgenossenschaft der Schornsteinfegermeister des Deutschen Reichs.
Handel. Der Handel, mit dem sich etwa 500 große und 4800 kleinere Firmen beschäftigen, erstreckt sich besonders auf Textil-
und Eisenwaren. Außerdem bestehen eine Anzahl Buch-, Kunst- und Musikalienhandlungen, zum Teil mit Buchdruckereien, Holzschnitzereien
und polygraphischen Anstalten verbunden. Von den 17 Bank- und Fondsgeschäften sind die bedeutendsten
der Düsseldorfer Bankverein, die Bergisch-Märkische Bank und die Düsseldorfer Volksbank. Handel und Geldwesen werden unterstützt
durch eine Handelskammer für Düsseldorf und die Bürgermeistereien Gerresheim nebst Erkrath, Eckamp, Ratingen, Hilden und Benrath sowie
eine Reichsbankstelle. Jährlich werden 4 Jahrmärkte (Halbfasten-, Himmelfahrts-, Lambertus-, Severinusmarkt)
abgehalten. Durch Konsuln sind vertreten Belgien, Frankreich, Großbritannien und sämtliche brit. Kolonien, Salvador, Schweden
und Norwegen, die Vereinigten Staaten von Amerika.
Verkehrswesen. Düsseldorf hat 3 Personenbahnhöfe (Central-, Nord-[D.-Derendorf], Südbahnhof [D.-Bilk]) und 1 Güterbahnhof und liegt
an den Linien Hannover-Köln, Schwerte-München-Gladbach, Essen-Kettwig-Düsseldorf (34,6 km), Kalk-Deutz-Speldorf-Dortmund und an der
Nebenlinie Düsseldorf-Barmen 34,7 km) der Preuß. Staatsbahnen. Im Eisenbahnverkehr kamen (1892/93) 1071762 t Güter
an, 2252988 t gingen ab. Die Pferdebahn (seit 1876) hatte (1892/93) 19658 m mit Geleise versehene Strecken, 46 Wagen, 120 Pferde
und beförderte über 300000 Personen; sie ist 1892 in den Besitz und den Betrieb der Stadt übergegangen. Zwischen
Düsseldorf und Grafenberg besteht Omnibusverbindung; außerdem giebt es 80 Droschken.
Schiffsverkehr. Düsseldorf hat einen Sicherheitshafen (2,37 ha) und seit 1892 einen Binnenhafen (79,5 ha). Der neue Handelshafen wird 1894 vollendet.
Die Seedampferflotte besteht aus je 2 Dampfern zwischen London, Hamburg, Bremen, Stettin, Danzig, Königsberg und Hull einerseits
und Düsseldorf-Köln andererseits, außer einer Anzahl Rhein-See-Segelschiffen zwischen russ.
Seeplätzen und den Rheinhäfen. Die Rhein-See-Dampfer brachten (1893) an 11136 t, fuhren ab 11975 t.
Binnenschiffahrt 1893
Ankunft zu Berg
zu Thal
Abfahrt zu Berg
zu Thal
Gesamtzahl der Schiffe
1221
1616
1200
1637
1) Personenschiffe
524
732
732
524
2) Güter- u. Segelschiffe: a. unbeladen
-
5
157
662
b. beladen
697
879
311
451
c. darunter Dampfschiffe
230
436
319
347
Ladung überhaupt i. Tonnen
111597
125264
18248
33397
Darunter die düsseldorf Dampfer
14834
20469
17109
20919
Flöße (in Tonnen)
-
14608
-
-
Den Personenverkehr versehen die Boote der Köln-Düsseldorfer und der Niederländischen Dampfschiffahrtsgesellschaft;
außerdem verkehren Dampfer zwischen Düsseldorf und Uerdingen und zwischen Düsseldorf und Neuß. Der gesamte Schiffsverkehr betrug (1893) 251469
t Güter im Ein-, 51645 t im Ausgang.
Post und Telegraph. Düsseldorf hat (Ende 1893) 2 Postämter erster Klasse mit 4 Zweiganstalten, 1 Postamt zweiter Klasse (Oberbilk), 3 Stadtpostanstalten
(Düsseldorf-Derendorf, Düsseldorf-Grafenberg, Düsseldorf-Mörsenbroich),
1 Postagentur (Düsseldorf-Hamm), 1 Telegraphenamt erster Klasse
und 137 Briefkasten. 1893 gingen ein 12849564 Briefe, Postkarten, Drucksachen und Warenproben, 842439 Pakete ohne, 77367 Briefe
und 35491 Pakete mit Wertangabe, 113001 Postnachnahmesendungen und Postauftragsbriefe. Es wurden aufgegeben 14607190 Briefe
u. s. w., 696868 Pakete ohne, 74878 Briefe und 24564 Pakete mit Wertangabe. Auf Postanweisungen wurden 37,387
Mill. M. aus- und 32,017 Mill. M. eingezahlt. 188294 Telegramme wurden aufgegeben, 202455 gingen ein. Die Stadt hat Fernsprecheinrichtung
(1051 Sprechstellen) und -Verbindung mit 48 Orten.
Vergnügungsorte und Umgebung. Außer dem Hofgarten und den Anlagen am Ständehaus im Innern der Stadt bieten der Floragarten
im S. und vor allem der Zoologische Garten im NO. am Düsselbach angenehmen Aufenthalt; besonders ist der Grafenberg beliebt.
Zahlreich sind die Punkte zu Ausflügen in der nähern und weitern Entfernung der Stadt auf beiden Ufern des Rheins.
Geschichte. Düsseldorf, ältere Formen Düsseldorpe, Düsseldorp, Duseldorp, benannt nach dem Düsselbach, im
Keldachgau, dem Gebiete der alten Sigambrer, später Tenkterer und Franken, gelegen, wird zuerst 1159 in einer päpstl. Urkunde
erwähnt; Bedeutung erhält es erst, als nach der Schlacht bei Worringen 1288 Graf Adolf von Berg Düsseldorf zur Stadt erhob. Düsseldorf sollte
namentlich ein Gegengewicht gegen die Macht der Kölner Erzbischöfe bilden und dem bergischen Lande den
Zugang zum Rheinhandel öffnen und sichern.
Die Stadt blühte unter der Fürsorge der Grafen von Berg sehr schnell auf und war seit 1511 Residenz der Landesfürsten. Als
mit dem Herzog Johann Wilhelm 1609 das Geschlecht der Herzöge von Berg ausstarb, kam Düsseldorf an die Pfalzgrafen
von Neuburg, die ebenfalls in Düsseldorf residierten. Den größten Glanz erlebte die Stadt unter dem Kurfürsten Johann Wilhelm (1690-1716);
er legte die Neustadt an, wodurch Düsseldorf fast um das Doppelte wuchs, gründete die Gemäldegalerie, die 1805 zum
größten Teile nach München entführt und 1871 an Bayern überlassen wurde; er sammelte zahlreiche Künstler
um sich und erwarb sich trotz der teuren Hofhaltung die Volksgunst.
Nach seinem Tode verlegten die Kurfürsten ihre Residenz. Kurfürst Karl Theodor legte die Karlsstadt an, gründete eine Rechtsschule,
anatom. Lehranstalt, Landesbibliothek, namentlich auch eine Malerakademie. In der Revolutionszeit
hatte Düsseldorf viel zu leiden (Beschießung 1795-1801 war es französisch, 1801 wurde
es an Bayern zurückgegeben, 1806 wurde es Hauptstadt des Großherzogtums Berg und kam 1814 mit dem Großherzogtum an Preußen.
Die Stadt sowie die Malerakademie blühten seitdem von neuem auf.
Litteratur. Geschichte der Stadt Düsseldorf, Festschrift des Düsseldorfer Geschichtsvereins zum 600jährigen Stadtjubiläum
1888; Bone, Düsseldorf (in den «Städtebildern und Landschaften
aus aller Welt», Nr. 89 und 90, Zur. 1890);
Monographien von Camphausen, H. Ferber, von Schaumburg, Riegel, Strauven; Vereinzeltes
in der «Zeitschrift des Düsseldorfer Geschichtsvereins»: H. Ferber, Histor.
Wanderung durch die alte Stadt Düsseldorf (mit zwei Plänen, Düsseld. 1889 u. 1890).