Hauptstadt
(Stadtkreis) des gleichnamigen Regierungsbezirks in der preuß.
ProvinzRheinland, ehemals des Herzogtums
Berg, liegt in einer herrlichen, fruchtbaren
Ebene am rechten
Ufer des
Rheins an der Mündung
der
Düssel, ist
Station der Rechtsrheinischen, der
Köln-Mindener und der Bergisch-Märkischen
Eisenbahn
und besteht aus sechs Stadtteilen: der
Altstadt, dem ursprünglichen Düsseldorf, auf der Nordseite der
Düssel, mit engen, finstern
und unregelmäßigen
Straßen, der Karlsstadt, an der Südostseite der
Altstadt (1767 angelegt), der in einiger
Entfernung liegenden
Neustadt,
[* 2] die 1690-1716 erbaut wurde, der
Friedrichsstadt am Südende, der Königstadt und
Pempelfort an der
Ostseite.
Die Stadt hat elf öffentliche
Plätze: den Alten
Markt, seit 1711 mit der kolossalen bronzenen Reiterstatue des
KurfürstenJohannWilhelm von der
Pfalz, dem die Stadt ihr Emporkommen verdankt, den Karlsplatz, den Friedrichsplatz, den Burgplatz, den
Schwanenmarkt mit
Springbrunnen, den Königsplatz, den Alexanderplatz, den Maxplatz mit der 1873 errichteten
Mariensäule, den Kirchplatz mit
Fontäne, den Corneliusplatz mit dem Denkmal von
Cornelius und monumentalem
Springbrunnen und
den Schadowplatz mit dem Denkmal von
Schadow.
Unter den 25
Kirchen und
Kapellen (4 evangelische, 21 katholische) sind die St. Lambertspfarrkirche mit einem 58 m hohen
Turm und
[* 3] dem
Mausoleum des
HerzogsWilhelm IV. hinter dem
Hochaltar (auf dem
Piedestal, von acht
Löwen
[* 4] umgeben, ruht
die lebensgroße
Statue des
Herzogs in voller
Rüstung
[* 5] aus weißem
Marmor), die schön gebaute, aber mit Zierat überladene Andreaskirche
(ehemals
Jesuiten- und Hofkirche, von 1620) mit der Fürstengruft in einer
Rotunde hinter dem
Hochaltar, die Maximilianskirche
mit schönen neuen Fresken und die evangelische Johanneskirche auf dem Königsplatz im romanischen
Stil
mit Renaissanceprofilen hervorzuheben. Die ehemalige Kreuzherrenkirche ist jetzt Militärmagazin. Die bemerkenswertesten
weltlichen Gebäude sind: das Regierungsgebäude (ehedem Jesuitenkollegium), das prachtvolle neue Postgebäude
im italienischen Palaststil, das Rathaus (auf dem Alten Markt, 1567 erbaut), das Landgerichtsgebäude (seit 1870, am Königsplatz),
die städtische Tonhalle mit drei großen Festsälen, das Künstlerhaus Malkasten, das Stadttheater (seit 1874), Provinzialständehaus
in reichem italienischen Renaissancestil (am Schwanenspiegel), Kunstakademie im strengen Renaissancestil (am Sicherheitshafen),
Kunsthalle (auf dem Friedrichsplatz), Kunstgewerbeschule (an der Rheinwerfte), Kasernen, Garnisonlazarett
und großartige Schlachthofanlagen, welche 80 Ar bedecken, die Bahnhofsgebäude, welche gegenwärtig durch Zentralbahnhöfe
ersetzt werden, für Personen im O., für Güter im N. und für den Lokalverkehr im S. der Stadt.
Die Zahl der Einwohner betrug 1780: 8000, 1816: 26,655, 1880: 95,458 (davon 70,542 Katholiken, 23,630
Evangelische, 1008 Juden) und 110,039 Seelen. Die Garnison besteht aus den Stäben der 14. Division, der 27. Infanterie-
und 14. Kavalleriebrigade, dem 39. Infanterie-, dem 11. Husaren- und dem 5. Ulanenregiment und 2 BataillonenLandwehr. Düsseldorf hat
sich im Lauf der Zeit zu einer wichtigen Fabrikstadt herausgebildet. Obenan steht die Eisenindustrie.
Anfang 1885 bestanden 20 Werke, welche von 120 bis 690 Arbeiter beschäftigen, darunter eine Eisenfabrik von geschnittenen
Nägeln, von Stiften und Stiefeleisen, 2 Eisenröhren- und Walzenfabriken, eine Nieten- und Schraubenfabrik, Puddelwalzwerk,
Gußstahlwerk, Eisengießerei
[* 8] und Maschinenfabrik, Lokomotivfabrik, Eisenbahnwagenräder- und Achsenfabrik, Dampfkesselwerk,
Puddel- und Eisenblechwalze, eine Fabrik für Werkzeugmaschinen mit Eisengießerei, 2 Eisengießereien, Fabrik
für verzinnte und Eisenblechwaaren, Röhrenfabrik, Zündhütchen- und Patronenfabrik, Eisenbahnwagenfabrik und Leuchtgasfabrik
mit zusammen 5750 Arbeitern und 4763 Pferdekräften.
Die Stadt besitzt Gas- und Wasserleitung
[* 14] und Kanalisation (Abführung durch Schwemmkanäle) und Pferdeeisenbahnen
von 10 km Länge, welche die Stadt selbst und deren Umgebung durchziehen. Die Presse
[* 15] ist durch sechs Zeitungen vertreten. Unter
den Handels- und Verkehrsanstalten stehen obenan die Handelskammer, eine Reichsbankstelle, ein Gewerbegericht, eine Transportversicherungsgesellschaft,
die Dampfschiffahrtsgesellschaft für den Nieder- und Mittelrhein, die Niederrheinische Dampfschleppschiffahrtsgesellschaft,
die Börse; ferner bestehen in Düsseldorf der Niederrheinische Bezirksverein deutscher Ingenieure, ein Verein
zur
Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen,
[* 16] eine Baubank, der Zentralgewerksverein für
Rheinland, Westfalen und angrenzende Bezirke (mit Museum), ein Verein deutscher Eisenhüttenleute. Dazu besitzt die Stadt einen
Sicherheits- und Freihafen, welche die lebhafte Schifffahrt und den bedeutenden Handel unterstützen.
Nur ein Meisterwerk, Rubens' Himmelfahrt Mariä, ist in Düsseldorf geblieben (in der Kunstakademie). Eine städtische
Gemäldegalerie (in der Kunsthalle), die seit etwa 40 Jahren besteht, enthält zur Zeit 70 Gemälde meistens neuerer DüsseldorferKünstler. Die Stadt besitzt außerdem eine Sammlung von 248 Aquarellnachbildungen der wichtigsten Werke der italienischen
Malerei von J. A. ^[JohannAnton] Ramboux, die ihr 1841 vom König von Preußen und der rheinischen Ritterschaft
geschenkt wurde.
Die städtischen Behörden bestehen aus einem Oberbürgermeister mit 6 Beigeordneten und 30 Stadtverordneten. Der schönste
und besuchteste unter den zahlreichen Spaziergängen in und um Düsseldorf ist der Hofgarten,
der aus verschiedenen Anlagen, dem eigentlichen Hofgarten, dem botanischen Garten und den geschmackvollen NeuenAnlagen, besteht
und jetzt, von neuen Stadtteilen umzogen, mit zur Stadt gehört. Am Ende des Hofgartens, in dem ganz nahe gelegenen Stadtteil
Pempelfort, steht der Jägerhof, ein königliches, mit schöner Gartenanlage versehenes Schloß, der Wohnsitz
des Erbprinzen von Hohenzollern.
[* 29] Im O. der Stadt liegt der zoologische Garten mit prächtigen Anlagen, im S. der mit seltenen
Pflanzen geschmückte Floragarten. Des Schriftstellers JacobiHaus und Garten in Pempelfort, eine in der Litteraturgeschichte
bedeutsame Stätte, ist seit 1860 Eigentum des Künstlervereins »Malkasten« (s. d.) und Mittelpunkt des
¶
mehr
geselligen Lebens der Künstler. Das frühere Dorf Oberbilk mit mehreren großen Fabriken ist jetzt ein integrierender Teil
der Stadt, zu welcher auch Bilk mit der Sternwarte und Derendorf im N., wo eine Zeitlang Immermann und die Gräfin Ahlefeldt
wohnten, zum größten Teil gehören. Im NO. liegen Düsselthal, mit einer vom Grafen von der Recke 1819 angelegten
großen Erziehungsanstalt für arme, sittlich verwahrloste Kinder im ehemaligen Trappistenkloster, und Grafenburg, an einer
bewaldeten Hügelkette mit weiter Aussicht auf das Rheingebiet. In Düsseldorf wurden die Dichter und Schriftsteller
Joh. Georg und Fr. HeinrichJacobi, Varnhagen v. Ense und HeinrichHeine, die MalerPeter v. Cornelius, Peter v. Heß
und andre berühmte Männer geboren. - Düsseldorf ward 1288 vom GrafenAdolf von Berg nach der Wöringer ^[richtig: Worringer] Schlacht
zur Stadt erhoben und seit 1385 die Residenz der Herzöge von Berg. Nach dem Aussterben des jülich-bergischen Regentenstammes 1609 besetzte
der spanische GeneralSpinola als kaiserlicher Kommissar 1614 die Stadt.
der nördlichste Teil der ProvinzRheinland, hat 5467 qkm (99,29 QM.) mit
(1880) 1,591,369 Einw. (davon 642,125 Evangelische, 930,643 Katholiken und 13,211 Juden) und zerfällt in die 21 Kreise:
[* 33]
[* 1] Die Stadt zählte im J. 1885: 115,190 Einw. (darunter 84,497 Katholiken,
29,084 Evangelische, 1127 Juden), der Regierungsbezirk Düsseldorf auf 5472 qkm (99,38 QM.)
1,753 952 Einw. darunter 1,021,407 Katholiken, 709,992 Evangelische, 14,092 Juden). Die seit 1888 bestehenden 24 (früher
21) Kreise umfaßten 1885:
1) Regierungsbezirk der preuß. Provinz Rheinland, der nördlichste der Provinz, umfaßt das ehemalige Herzogtum Cleve,
[* 37] Teile
der Herzogtümer Jülich und Berg, sowie des Erzstifts Köln,
[* 38] das Fürstentum Mörs, die AbteienEssen
[* 39] und Werden an der Ruhr,
das reichsfreie Frauenstift Elten und die Herrschaften Wickrath und Dyck, grenzt im N. und W. an die Niederlande,
[* 40] im O. an die Regierungsbezirke Münster
[* 41] und Arnsberg,
[* 42] im S. an Köln und Aachen,
[* 43] ist größtenteils eben und nur im SO. rechts
vom Rhein durch die Ausläufer des Sauerländischen Gebirges bergig.
Hauptfluß ist der Rhein, der den Regierungsbezirk von SO. nach NW.
durchfließt und rechts die Wupper, Ruhr, Emscher und Lippe,
[* 44] links die Erst aufnimmt; die Niers im westl.
Teile fließt der Maas zu. Der Regierungsbezirk ist der industriereichste des Königreichs Preußen und hat das dichteste Eisenbahnnetz.
Die Industrie, hervorgerufen durch die reichen Kohlengruben an der Ruhr, erstreckt sich vornehmlich auf Fabrikation von Eisen
[* 45] und Gußstahl, Eisen-, Seiden-, Leinen- und Baumwollwaren; Ackerbau und Viehzucht
[* 46] decken nicht den Bedarf
der Bevölkerung.
[* 47]
Der Regierungsbezirk hat auf 5472,42 qkm (1890) 1973115 (993157 männl., 979958 weibl.) E., darunter 8724 Militärpersonen, 63 Städte
mit 1087,82 qkm und 1239975 (618827 männl., 621148 weibl.) E., 367 Landgemeinden mit 4384,60
qkm und 733140 (374330 männl., 358810 weibl.) E.; ferner 200521 bewohnte, 4498 unbewohnte
Wohnhäuser
[* 48] mit 391950 Haushaltungen und 893 Anstalten. Dem Religionsbekenntnis nach waren 803051 Evangelische, 1143518 röm.
und griech. Katholiken, 10467 andere Christen, 15151 Israeliten und 928 andern Bekenntnisses.
2) Landkreis (ohne Stadt Düsseldorf) im Reg.-Bez. Düsseldorf, hat 362,09
qkm, (1890) 65950 (33615 männl., 32335 weibl.) E., 4 Städte und 29 Landgemeinden.
3) Hauptstadt des Reg.-Bez. Düsseldorf und Stadtkreis, ehemals Haupt- und Residenzstadt des Herzogtums Berg, 45 km von der niederländ.
und 75 km von der belg. Grenze entfernt, liegt 51° 13' nördl.
Br. und 6° 46' östl. L. von Greenwich, in 27 m Höhe (Rheinspiegel),
in einer herrlichen Thalebene, rechts vom Rhein im Mündungsgebiet des Düsselbachs, der hier, in zwei Hauptarmen einen Teil
des Stadtgebietes umfassend, in den Rhein (hier 310 m breit und bis 16 m tief) fließt. Die Stadt hat eine Ausdehnung
[* 51] von
7,9 km von O. nach W. und von 8,4 km von N. nach S. und 33 km Umfang. Von der Gesamtfläche (48,64 qkm)
sind 6,23 qkm mit Häusern bebaut, 4,49 qkm sind Straßen, Wege und Eisenbahnen, 34,11 qkm landwirtschaftlich benutzt und
3,81 qkm Wasserfläche. (Hierzu ein Stadtplan mit Verzeichnis der Straßen, Plätze und Denkmäler.)
Bevölkerung. Die ortsanwesende Bevölkerung betrug 1780: 8764, 1816: 14100, 1871: 70094, 1880: 95190,
1885: 115190, 1890, einschließlich der eingemeindeten Ortschaften Flehe, Golzheim, Grafenberg, Hamm,
[* 52] Mörsenbroich, Stoffeln
und Volmerswerth, 144642 (72087 männl., 72555 weibl.) E., das ist eine Zunahme 1885-90 von 29452 (25,5
Proz.) oder durchschnittlich jährlich 5890
¶
mehr
Personen. Dem Religionsbekenntnis nach waren 37181 Evangelische, 105347 röm. und griech. Katholiken, 713 andere
Christen und 1401 Israeliten. 1890 gab es 8435 Gebäude (239 unbewohnte) mit 2086 Einzel-, 27395 Familienhaushaltungen und 121 Anstalten.
Die Zahl der Geburten betrug (1893) 6343 (darunter 148 Totgeburten), der Todesfälle 3695, der Ehen 1456; der
Zugezogenen 27358, der Abgezogenen 22464. In Garnison (3226 Mann) liegen das 39. Füsilier-, 5. Ulanenregiment und die 1., 3. bis 5. Eskadron
des 11. Husarenregiments. - Ehrenbürger der Stadt sind GeneralfeldmarschallGrafBlumenthal und MalerAndreasAchenbach.
Anlage, Straßen, Plätze, Denkmäler. Die Stadt zerfällt in die Altstadt (der älteste nördl. Teil), Neustadt,
Karlstadt und Friedrichsstadt (im S.). An diese Teile schließen sich an die Vororte Unterbilk im S., Oberbilk im SO., Flingern
im O. und Derendorf im N. An Stelle der infolge des Friedens von Lunéville (1801) niedergelegten Festungswerke sind im Laufe
der Zeit zahlreiche schöne Straßen, Promenaden und öffentliche Anlagen entstanden; so der Hofgarten,
der sich vom Rhein west-östlich quer durch die Stadt bis zur Pempelforterstraße erstreckt.
Von den Anlagen des BotanischenGartens, wo ein Denkmal (modelliert von K. Hilgers) für die in den Kriegen 1864-71
Gefallenen enthüllt wurde, führt die prächtige Königsallee am Stadtgraben entlang zu den Anlagen am
neuen Provinzialständehaus (Kaiserteich, Schwanenspiegel) in der Friedrichsstadt. Zahlreiche Brücken
[* 54] führen über die Wasserläufe,
darunter die GoldeneBrücke
[* 55] im Hofgarten. Die schönsten Straßen sind die Allee-, Goltstein-, Hofgarten-, Kaiser-Wilhelms-,
Kaiserstraße, Königsallee, die verkehrsreichsten die Berger-, Bolker-, Elberfelder-, Hohe- und Schadowstraße.
unter erstern sind zu nennen die got. St. Lambertikirche
(14. Jahrh.) mit roman. Turm, kostbaren Monstranzen und den Marmorgrabmälern (1629) der beiden letzten Herzöge von Cleve und
Berg, Wilhelm IV. und Johann Wilhelm;
an der nördl. Außenseite ein 1886 erneuter sog. «Kalvarienberg» und die Andreaskirche,
ehemalige Hof- und Jesuitenkirche, 1629 vollendet, mit den Gräbern des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm und
des Kurfürsten Johann Wilhelm;
ferner die evang. Johanniskirche auf dem Königsplatz, aus rotem und grauem Sandstein im ital.
Rundbogenstil mit Turm (71 m).
Weltliche Bauten. Das Rathaus am Markt, 1567 in gotisierendem Renaissancestil erbaut, mit einem 1885 in
franz. Renaissance neu aufgeführten Westflügel, das Bergerthor im SW., dicht am Rhein, der einzige Überrest der alten Festungswerke,
der Jägerhof, von N. de Pigaga als kurfürstl. Jagdschloß erbaut; aus neuerer Zeit das Akademiegebäude, 1879 nach Riffarts
Plänen im Renaissancestil erbaut, mit 158 m langer Hauptfaçade, Künstlerateliers, Unterrichtsräumen,
Sälen mit Gipsabgüssen und Aula (Fresken von Janssen); die Kunsthalle, 1881 nach Gieses Plänen in franz. Renaissance erbaut,
mit großem Mosaikbild (Fritz Röber ^[Wikipedia: Roeber]) an der Façade, das Stadttheater von Giese, die Realschule mit
Freskenfries von Bendemann, das Justizgebäude mit dem letzten Ölgemälde Wilh. Schadows (Paradies, Hölle,
Fegefeuer), das Staatsarchiv, ein Backsteinrohbau, das Provinzialständehaus nach dem Entwurf von Raschdorf ^[Wikipedia: Raschdorff],
das Postgebäude, die Kunstgewerbeschule von Westhofen und eine Anzahl prächtiger Privatbauten und Hotels. Ein Reichsbankgebäude
ist nach StillersEntwurf im Bau.
Verwaltung. Die Stadt wird verwaltet von einem Oberbürgermeister (Lindemann), 6 Beigeordneten, 36 Stadtverordneten.
Die Berufsfeuerwehr (seit 1874) besteht aus 1 Brandmeister, 34 ständigen und 128 nichtständigen Feuerwehrleuten und hat 3 Feuerwachen, 60 Feuermelder,
[* 56] 18 Spritzen
und 14 Pferde.
[* 57] Die Gasanstalt lieferte (1892/93) 9,913 Mill. cbm Gas für 4360 Konsumenten (5468 Gasmesser,
[* 58] 70630 Flammen. Privatanlagen
für elektrische Beleuchtung
[* 59] bestanden 58 mit 93 Dynamomaschinen, 256 Bogen- und 2571 Glühlampen. Das städtische
Elektricitätswerk ist seit 1891 im Betriebe. Das Wasserwerk lieferte (1892/93) 5,383 Mill. cbm filtriertes Grundwasser;
[* 60] das
untere Kanalsystem ist 68 km lang, darunter 36 km Thonröhren, ein oberes ist im Bau.
Finanzen. Der Haushaltplan (1894/95) schließt ab in Einnahme und Ausgabe mit 24684655 M.; das Vermögen
betrug 28,831, die Schulden 23,741 Mill. M. Für Schulen werden aufgewendet 1340090 M., für Wohlthätigkeitsanstalten 652400
M., darunter aus städtischen Mitteln für Armenwesen 531000 M., für Straßenreinigung
[* 61] und -Sprengung 154300 M. Von den Einnahmen
entfielen 47,86 Proz. auf direkte Steuern.
Behörden. Düsseldorf ist Sitz der königl. Bezirksregierung,
des Landratsamtes für den Landkreis Düsseldorf, der königl. Generalkommission für
die Rheinprovinz, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Köln) mit 12 Amtsgerichten (Düsseldorf, Gerresheim, München-Gladbach, Grevenbroich,
Krefeld, Neuß, Odenkirchen, Opladen, Ratingen, Rheydt, Ürdingen, Viersen) und Kammer für Handelssachen, eines Amtsgerichts,
Gewerbegerichts, einer Reichsbankstelle, eines Hauptsteueramtes, Erbschaftssteueramtes und Stempelfiskalats, einer Oberpostdirektion
für den Reg.-Bez. Düsseldorf mit 318 Verkehrsanstalten und 2844,40
km oberirdischen Telegraphenlinien (16834,61 km Leitungen), einschließlich 8705,65 km Stadtfernsprechanlagen, je eines Betriebsamtes
der Königl. Preuß. Eisenbahndirektionen Elberfeld
[* 62] (381,40 km Bahnlinien) und Köln (rechtsrheinisch, 232,98 km), einer
¶
mehr
Eisenbahnlinienkommission, eines Garnisonkommandos, Proviant- und Bekleidungsamtes sowie der Kommandos der 14. Division, 27. und 28. Infanterie-
und 14. Kavalleriebrigade.
städtisches paritätisches Realgymnasium und Gymnasium, 1838 eröffnet
(Direktor Dr. Matthias, 35 Lehrer, 17 Klassen, 3 Vorklassen, 605 Schüler; mit der Anstalt ist seit 1890 ein
pädagogisches Seminar verbunden);
3 städtische
(Luisenschule mit Lehrerinnenseminar, Friedrichschule, Bürgermädchenschule) und 3 private (paritätische Schubacksche,
kath. Marien- und Ursulinerinnenschule) höhere Mädchenschulen;
ferner 20 kath., 6 evang., 2 paritätische
Volks- und 7 kath., 2 evang. und 11 private Warteschulen.
Der Kunst und dem Gewerbe dienen die königl. Kunstakademie mit 2 Klassen und einer Vorklasse, die Kunstgewerbeschule mit Fachklassen
für alle Zweige des Kunstgewerbes sowie Vor- und Abendschulen, und eine gewerbliche Fortbildungsschule.
Sammlungen, Kunstinstitute. In der königl. Kunstakademie sind vereinigt:
die Akademische Kunstsammlung (Reste der alten Gemäldegalerie, die sich jetzt in der Pinakothek zu München befindet, u. a.
Rubens’ Mariä Himmelfahrt, im ganzen 141 Gemälde), das Kupferstichkabinett nebst Handzeichnungen-Sammlung (14000
und 24000 Nummern), das Antikenkabinett (Gipsabgüsse) und das Museum Ramboux (Nachbildungen hervorragender ital. Gemälde
[248 Aquarelle]); die Kunsthalle enthält die neue städtische Galerie mit berühmten Gemälden von Achenbach, Cornelius, Knaus,
Lessing, Mintrop, K. Müller, A. Rethel, Schirmer, Sohn, Vautier u. a., eine ständige Ausstellung von (verkäuflichen) Werken
der Düsseldorfer Künstler und von Zeit zu Zeit Sonderausstellungen. Das städtische Historische Museum enthält in zwei
Hauptabteilungen Altertümer (prähistorische, germanische und römische, mittelalterliche und neuzeitliche),
Gemälde und andere bildliche Darstellungen (Porträte,
[* 65] Stadtansichten, Pläne); das Gewerbemuseum birgt einen Teil der Sammlungen
des Central-Gewerbevereins (die Grundlage bildeten die Überschüsse aus der Kunstgewerblichen Ausstellung in Düsseldorf 1880) und
die Böninger-Sammlung orient.
Kunstgegenstände; die reiche Textilsammlung des Vereins und die Sammlung von Bucheinbänden befinden sich
vorläufig in der Turnanstalt (Bleichstraße); sämtliche Sammlungen des Vereins sollen später in einem Neubau am Friedrichsplatz
vereinigt werden. Ständige Kunstausstellungen von hoher Bedeutung sind die von Ed. Schulte und von Bismeyer
und Kraus; die Schaubsche Buchhandlung stellt ältere Gemälde aus; außerdem befinden sich zahlreiche andere Kunsthandlungen
in Düsseldorf. Die städtische Sternwarte ist eine Schenkung des Professors Benzenberg.
Theater. Eine ital. Oper bestand schon im 17. Jahrh., regelmäßige Vorstellungen fanden seit 1751 im alten Theater am Markte
statt, wo jetzt das neue Rathaus steht; zu hervorragender Blüte
[* 66] gelangte das Theater (1834-37) unter Immermanns
Leitung.
Das neue, 1875 vollendete Theater (Spielzeit 8 Monate) enthält 1449 Zuschauerplätze und ist für jährlich 14500 M.
verpachtet.
Vereine und Gesellschaften. Düsseldorfer Geschichtsverein, Wissenschaftlicher, Naturwissenschaftlicher, Bildungsverein, Künstlerverein
«Malkasten», Kunstverein für Rheinland und Westfalen,
Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen, Nordwestliche Gruppe des Vereins
deutscher Eisen- und Stahlindustrieller und andere zahlreiche Vereine für Vokal- und Instrumentalmusik, Rudersport,
[* 67] Geselligkeit,
Unterstützung und Wohlthätigkeit. An Kranken- undSterbekassen bestehen 4 Ortskrankenkassen (15551 Mitglieder), 50 Fabrikkrankenkassen
(12047), 4 Innungskrankenkassen (969), 3 eingeschriebene Hilfs-, 20 sonstige Kassen und mehrere «Sterbeladen».
Düsseldorf hat 7 Innungen, nämlich die Bau-Innung des Niederrheinischen Baugewerkvereins und die Innungen der Barbiere und Friseure,
Bäcker, Dekorationsmaler, Glaser und Anstreicher, Fleischer, Friseure und Perückenmacher, Schlosser und Schornsteinfeger.
Wohlthätigkeitsanstalten. Düsseldorf besitzt eine große Anzahl Anstalten, welche der Kranken-, Wöchnerinnen-, Waisenpflege sowie
der Aufnahme stellenloser Dienstmädchen (Annastift, Marthastift) und wandernder Handwerker u. s. w.
dienen; an verschiedenen Stellen der Stadt sind Volksküchen im Betrieb, und ähnliche Veranstaltungen sorgen im Winter für
Speisung von Armen (Suppenanstalten) und namentlich von Kindern; während der Herbstferien ziehen Ferienkolonien nach verschiedenen
Richtungen aus. Unfern der Stadt, zwischen dem Zoologischen Garten und der Natur- und diätetischen Heilanstalt
Waldesheim, liegen die Gebäude des ehemaligen Trappistenklosters Düsselthal, 1819 vom GrafenAdalbert von der Recke zu einer
Rettungsanstalt für verwahrloste Knaben eingerichtet; auf der Höhe des Grafenberg die rhein. Provinzial-Irrenanstalt Grafenberg.
Industrie und Gewerbe. An der Spitze derIndustrie (80 große Betriebe mit 10464 und 488 kleinere Betriebe
mit 24834 Arbeitern) steht die Eisenindustrie: Bandagen-, Röhren- und Drahtwalzwerke, 3 Blechwalzwerke, Eisenbahnwagen-, Dampfkessel-,
Dampfkranen-, Dampfstrahlapparat- sowie Drahtstiftenfabrik, Eisschrankfabrik, Eisengießereien, Puddel- und Eisenwalzwerke,
Gußstahl-, Fitschen-, Geldschrankfabriken, Façongießerei, Hammerwerke, Kesselschmiedereien, Lokomotiv- und Maschinenfabriken,
Nagel-, Nieten-, Pulsometerfabrik, Röhrengießerei, Schloß-, Träger- und Bauschienenfabrik; auch für andere Industriezweige
bestehen bedeutende Betriebe, so für Weberei,
[* 68] Spinnerei, Gerberei, Färberei, Brauerei, Brennerei, Metallgießerei,
Holzschneiderei und für die Fabrikation von Mostrich, Liqueur, Öl, Goldleisten, Möbeln, Blumen, Schirmen, Spiegeln, Pfeifen,
Farben. Düsseldorf ist Sitz der Rheinischen landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft, der Rheinisch-Westfälischen Maschinenbau- und
Kleineisenindustrie-Berufsgenossenschaft und ihrer 4. Sektion, der Rheinisch-Westfälischen Hütten- und Walzwerks-Berufsgenossenschaft
und ihrer 3. Sektion, der 1. Sektion der Rheinisch-Westfälischen Textil-, der 4. Sektion der Rheinisch-Westfälischen
Baugewerks-, der 21. Sektion der Fuhrwerks-Berufsgenossenschaft¶