Ducis
(spr. düßis),
Jean
François, franz. Bühnendichter, geb. zu
Versailles,
[* 2] machte als
Sekretär
[* 3] hochgestellter
Personen weite
Reisen, hielt sich fern von den
Stürmen der
Revolution, wies auch das Anerbieten
Napoleons
I., ihn zum
Senator (mit einem jährlichen
Einkommen von 40,000
Frank) und
Ritter der
Ehrenlegion zu machen, zurück, während
er
Ludwig XVIII. begeistert anhing, und starb Ducis
hat die Hauptwerke
Shakespeares, ohne ein
Wort
Englisch zu verstehen,
für die französische
Bühne bearbeitet, freilich mit einschneidenden Änderungen, berechnet für den
sentimentalen
Geschmack seiner Zeit, und hat damit ungeheuern Beifall errungen.
Manche haben ihm dies »Attentat« auf Shakespeare nie verzeihen können, und es muß zugestanden werden, daß seine Bearbeitungen, gegen das Original gehalten, in jeder Beziehung zurücktreten; immerhin aber hat er Geist und Gestalten Shakespearescher Poesie dem französischen Publikum nahegebracht und zwar in der einzigen dem damaligen Geschmack nach möglichen Form, und wenn selbst sein Stil oft den Anforderungen strenger Kritik nicht genügt, so muß anderseits wieder die Reinheit seines Charakters, die Lauterkeit seiner Gesinnung, die sich in seinen Werken kundgibt, rühmend hervorgehoben werden.
Sein »Oedipe chez Admète« (1778),
in dem er Sophokles und Euripides verquickt hat, öffnete ihm die Pforten der Akademie (1779). Ganz eigne Erfindung ist: »Abufar, ou la famille arabe« (1795),
ebenfalls mit großem Beifall aufgenommen, während das Pendant dazu: »Phédor et Waldamir« (1801) vollständig durchfiel. Von nun an zog er sich vom Theater [* 4] zurück und schrieb nur noch kleine, zum Teil recht hübsche Gedichte. Seine »Œuvres« erschienen 1819 bis 1826 (4 Bde.); »Œuvres posthumes« gab Campenon heraus (1826).
Vgl. O.
Leroy, Étude sur
la personne et les écrits de Ducis
(2. Aufl., Par. 1834);