Du
Deffand
(spr. dü deffāng),
Marie de
Vichy-Chamrond,
Marquise, geistreiche franz. Salondame, geb. 1697 aus einer
armen burgundischen Adelsfamilie, erhielt eine oberflächliche und freie
Erziehung und vermählte sich 1718 mit dem reichen
Marquis Du Deffand
, von dem sie sich aber bald trennte. Hochgefeiert wegen ihrer
Schönheit und ihres
Geistes, stürzte
sie sich in eine
Menge galanter
Abenteuer, galt eine Zeitlang für die Geliebte des
Regenten und schloß endlich ein inniges
Verhältnis mit dem
Präsidenten Hénault, das bis zu dessen
Tod währte. Um 1740 war ihr
Salon der Sammelplatz
der berühmtesten und vornehmsten
Gesellschaft;
Voltaire,
Montesquieu, d'Alembert u. a. waren ihre ständigen
Gäste.
Die Anziehungskraft ihrer geistreichen Zirkel wurde nicht gemindert, als sie 1753 vollständig erblindete und eine Wohnung im Kloster St.-Joseph bezog; erst als Fräulein v. Lespinasse, die sie sich zur Gesellschafterin genommen hatte, mit Eklat sich von ihr trennte und den besten Teil ihrer Gesellschaft, d'Alembert an der Spitze, mit sich zog, erlitt der Glanz ihrer Gesellschaften empfindliche Einbuße. Doch fand die 68jährige Blinde einen großen Trost in dem zärtlichen, ja leidenschaftlichen Verhältnis zu dem geistvollen Engländer Horace Walpole, mit dem sie einen regen, geist- und gefühlvollen Briefwechsel unterhielt.
Sie starb
Madame Du Deffand
ist von ihren Feinden, der
Koterie der
Lespinasse, ungebührlich herabgesetzt worden; aber auch
Walpoles
Urteil trifft nicht immer das
Richtige. Ihr ganzes
Leben hindurch
bewies sie eine rastlose Thätigkeit; eine verzehrende
Unruhe trieb sie bis in ihr spätes
Alter von
Zerstreuung zu
Zerstreuung, aber immer drohender trat das Gespenst
ihres
Lebens, die Langeweile, an sie heran. Denn trotz ihrer glänzenden
Geistesgaben fehlte es ihr an
Ernst und wahrem
Gefühl;
auch die Überschwenglichkeit und Leidenschaftlichkeit ihrer späten
Liebe ist aus der
Furcht
vor der gähnenden
Leere ihres
eignen
Herzens zu erklären.
Als Schriftstellerin stellt man sie neben
Voltaire; die du
rchsichtige
Klarheit ihres
Stils, ihre treffenden
Bemerkungen, ihr sicheres
Urteil, ihr schlagfertiger
Witz machen ihre
Briefe zu den interessantesten des ganzen
Jahrhunderts.
Ihre
Korrespondenz mit d'Alembert, Hénault,
Montesquieu u. a. ist 1809 in zwei
Bänden veröffentlicht (neue Ausg. 1865, 2 Bde.);
ihre
Briefe an
Walpole (von 1766 bis 1780) und an
Voltaire (von 1759 bis 1775)
London
[* 2] 1810 in vier
Bänden
(neue Ausg. 1864, 2 Bde.). Die »Correspondance
inédite de
Mad. Du Deffand«
(meist
Briefe an die Herzogin von
Choiseul) veröffentlichte
Sainte-Aulaire (2. Aufl. 1867, 3 Bde.).
Vgl.
Asse,
Mademoiselle de
Lespinasse et la marquise Du Deffand
(Par. 1877).