Titel
Dschaipur
(engl. Jeypore, Jaipur), 1) ein unter britischem Schutz stehender Radschputenstaat in Ostindien, umfaßt 37,454 qkm (681 QM.) mit (1881) 2,534,357 Einw., wovon 2,315,219 Hindu. Der Boden ist im ganzen eben (nur im N. und NW. erheben sich granitische Hügel bis zu 90 m Höhe) und, soweit die Einwirkung des Wassers geht, fruchtbar und reich an Weiden. Das Klima ist sehr heiß; die Temperatur erreicht durchschnittlich im Mai 37, im Juli 33, im Dezember 19° C. Die im Land entspringenden Flüsse verrinnen im Sand.
Regent ist ein Maharadscha, der von seinen Unterthanen ein Steuereinkommen von 10 Mill. Mk. bezieht; sechs kleinere Staaten sind ihm tributpflichtig. Er selbst zahlt an die englisch-indische Regierung einen Tribut von 800,000 Mk. Schon im 18. Jahrh. hatte Dschai Singh, der Erbauer der Hauptstadt und einer der berühmtesten indischen Astronomen, den Ruf seines Landes als eines wohlgeordneten Staats begründet. An der Spitze der Geschäfte steht ein königlicher Rat (Darbar) von fünf Mitgliedern, mit einer den Bestimmungen für die englisch-indischen gesetzgebenden Körper nachgebildeten Geschäftsordnung.
Die englischen Aufsichtsbeamten üben auf die Verwaltung großen Einfluß aus. Die Hauptstadt Dschaipur zahlt (1881) 142,578 Einw. und wird wegen ihres Reichtums an Palästen, Gärten und Luxusanlagen als die schönste Stadt ganz Indiens gepriesen. Sie wurde erst von dem Vater des jetzigen Maharadscha angelegt, der die ganze Bevölkerung des 14 km entfernten, tief in den Bergen liegenden Alt-Dschaipur (Amber) hierher brachte. Die neue Stadt ist von einer hohen Mauer mit bronzenen Thoren umgeben, hat einen großen Palast des Maharadscha, eine 1867 von den Engländern angelegte Kunstschule und außerhalb der Thore einen herrlichen Park. Im Land sind 33 Volksschulen nach
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europäischem Vorbild, 379 nach indischem Muster. Der auf das Wohl seines Landes bedachte Fürst war bei der großen Hungersnot allein von allen Herrschern Radschputanas bestrebt, das Elend zu mildern. Dafür wurden seine Salutschüsse von der englischen Regierung von 17 auf 19 erhöht. Doch finden seine Befehle vielfach keine Ausführung, Steuerwesen und Justiz liegen noch im argen. Eine merkliche Besserung brachte der Vertrag vom durch welchen der Salzsee Sambar, bis dahin in gemeinschaftlichem Besitz von Dschaipur und Dschodhpur, in das Eigentum der englisch-indischen Regierung überging.
Der See war der Zankapfel zwischen den Radschas und ihren Vasallen gewesen; die Salzgewinnung ging nicht ohne Unruhe von statten, Angriffe auf die Salzkarawanen waren an der Tagesordnung. Seit die englisch-indische Regierung das Salzlager ausbeutet, herrscht Ruhe und Ordnung. Die Ende 1880 zur Vollendung gebrachte Radschputana-Eisenbahn durchzieht Dschaipur von NO. nach SW.; nach dem Sambarsee ist eine Zweigbahn gebaut. 1883 veranstaltete der Fürst in seiner Hauptstadt eine epochemachende Ausstellung kunstgewerblicher Gegenstände aus ganz Indien.
Vgl. »Rajputana Gazetteer« (Kalkutta 1880).
2) (Dschaipur Zemindari) Kleiner englisch-ind. Vasallenstaat, am Rande der Ostghats zwischen 17½ bis 20° nördl. Br. und 81 1/3-84° östl. L. v. Gr.; der Umfang beträgt 29,851 qkm (542 QM.) mit (1881) 694,673 Einw., fast ausschließlich hinduisierten vorarischen Urbewohnern. Der Fürst ist ein Radschpute hoher Kaste, seine Familie nahm im 15. Jahrh. Besitz vom Land. Von den Ebenen im O. und dem Tafelland des östlichen Dekhan durch die Lage im stark bewaldeten Gebirge abgeschlossen, war das Fürstentum bis 1848 nur dem Namen nach abhängig; damals brachen Palastunruhen aus, die Aufstände im Gefolge hatten; 1860 griff die englisch-indische Regierung direkt in die Verwaltung ordnend ein. S. Karte »Ostindien«.