Drüsen
(Glandulae), Bezeichnung einer großen Anzahl unter sich wesentlich verschiedener Organe des tierischen und
menschlichen Körpers, welche ziemlich unpassend unter diesem
Namen zusammengefaßt werden. Zunächst lassen sich zwei große
Gruppen von Drüsen
unterscheiden, die echten oder die Absonderungsdrüsen und die unechten oder
Blut- und
Lymphdrüsen. Die
Lymphdrüsen (s. d.), kleine, derbe, bohnenförmige Organe, werden besonders
vom Volksmunde als Drüsen
bezeichnet; in ihnen erleidet der aus der Nahrung gewonnene
Chylus (s. d.) beträchtliche chem.
Veränderungen
und wird durch die Beimengung zahlreicher charakteristisch geformter Elemente, der sog.
Chylus- oder
Lymphzellen, in eine dem
Blute vielfach ähnliche Flüssigkeit umgewandelt. Als
Blutdrüsen unterscheidet man eine
Gruppe von größern, den
Lymphdrüsen verwandten Organen, welche, wie diese, gleichfalls durch die
Bildung der weißen
Blutkörperchen
[* 2] eine wichtige Rolle bei der Blutbildung spielen; hierher gehören die
Milz (s. d.), die
Schilddrüse (s. d.),
die
Thymusdrüse (s. d.).
Gang (Geologie)

* 3
Gang. Die echten Drüsen
sind sämtlich Absonderungsorgane, d. h. es wird in ihnen aus dem
Blute eine besondere Flüssigkeit bereitet, welche durch einen
Gang,
[* 3] den Ausführungsgang, abfließt. Dieser
Gang mündet, je
nach der Bestimmung der Drüsen
, entweder auf die äußere
Haut
[* 4] (Schweißdrüsen
,
Talgdrüsen, Milchdrüsen
) oder auf die Schleimhaut,
welche den gesamten Nahrungskanal, von der Mundhöhle
[* 5] bis zum
After, auskleidet
(Schleimdrüsen,
Speicheldrüsen,
Magen- und Darmsaftdrüsen
).
Nur zwei Drüsen
ergießen ihre Absonderungsflüssigkeit nicht direkt auf
Haut oder Schleimhaut, sondern zuvor in ein Reservoir,
in welchem sich das Sekret ansammelt, um dann von Zeit zu Zeit in
Masse entleert zu werden; dies sind
die
Leber und die
Nieren. Die von der
Leber gebildete
Galle wird zunächst in der Gallenblase aufgespeichert und von da durch
einen besondern
Kanal
[* 6] in den
Darm
[* 7] ergossen. Eine ähnliche Rolle spielt die
Harnblase gegenüber den
Nieren, welche den
Harn absondern.
Hinsichtlich ihres
Baues unterscheidet man traubenförmige und schlauchförmige Drüsen.
Die traubenförmigen
oder acinösen Drüsen
bestehen aus Gruppen von mikroskopisch kleinen runden
Bläschen, welche wie die
Beeren einer
Traube an einem
Stiele sitzen, nur daß die
Beeren sowohl als der Stiel hohl sind. Mehrere solche Träubchen vereinigen sich, indem ihre Stiele
zusammenfliehen, zu einem größern Träubchen, mehrere solche zu einem noch größern, bis endlich alle
Stiele in einen großen, den Ausführungsgang der Drüsen, zusammengeflossen sind.
Gewebe (Zeuge: glatte

* 8
Gewebe.Daß man diesen traubenförmigen Bau nicht sogleich von außen erkennt, liegt daran, daß die einzelnen Läppchen der Drüsen durch faseriges Gewebe [* 8] fest untereinander vereinigt sind und außerdem gewöhnlich die ganze Drüse noch von einer bindegewebigen Kapsel umschlossen ist. Solche traubenförmige Drüsen sind die Speicheldrüsen, die Schleimdrüsen, die Talgdrüsen, die Milch- oder Brustdrüsen und in gewissem Sinne auch die Lunge, [* 9] welche freilich keine Flüssigkeit, sondern ein Gas, nämlich die Kohlensäure, absondert.
Die schlauchförmigen oder tubulösen Drüsen bestehen aus mikroskopisch feinen langen Röhrchen, welche entweder jedes für sich ausmünden (wie die Magensaft- oder Labdrüsen, die Darmsaftdrüsen, die Schweißdrüsen) oder sich untereinander vereinigen und einen gemeinschaftlichen Ausführungsgang haben (wie die zahlreichen Harnkanälchen der Niere). Entweder verlaufen diese Röhrchen gerade oder sie winden sich knäuelförmig zusammen (Schweißdrüsen, Harnkanälchen).
Sowohl die Röhrchen der Schlauchdrüsen als die Bläschen der Traubendrüsen sind mit einer einfachen oder mehrfachen Schicht von cylindrischen oder plattenförmigen Zellen ausgekleidet, den sog. Drüsenzellen oder dem Drüsenepithel, welches die Hauptrolle bei der Absonderung (s. d.) spielt. Außerdem ist jedes Röhrchen oder Bläschen von einem dichten Netz feinster Äderchen umsponnen. Aus dem diese Äderchen durchströmenden Blute schwitzen gewisse Stoffe in die Epithelzellen hinüber, werden hier chemisch umgewandelt und gelangen als specifisches Drüsensekret aus den Röhrchen oder Bläschen durch den Ausführungsgang der Drüsen an den Ort ihrer Bestimmung.
Die Funktionen der Drüsen werden durch die vom Willen ganz unabhängigen Drüsennerven beeinflußt, welche teils den Füllungsgrad der die einzelnen Drüsen mit Blut versorgenden Blutgefäße regulieren, teils mit den Drüsenzellen selbst in Verbindung stehen und aus die qualitative Zusammensetzung des betreffenden Absonderungsprodukts von bestimmendem Einfluß sind. Wegen ihres großen Gefäßreichtums erkranken die Drüsen sehr leicht und neigen namentlich zu entzündlichen Prozessen, die häufig mit Absceßbildung verbunden sind. Die chronische Entzündung mehr oder minder zahlreicher Drüsen bedingt die sog. Drüsenkrankheit oder Skrofulose (s. d.).