Drüsen
(Glandulae),
Organe zur
Absonderung eines meist flüssigen, seltener festen
Stoffes im tierischen oder pflanzlichen
Körper. Im einfachsten
Fall besteht eine Drüse aus einer einzigen
Zelle
[* 2] (z. B. viele
Hautdrüsen niederer
Tiere) und ergießt ihre
Absonderung
(Sekret) direkt nach außen; gewöhnlich vereinigen sich jedoch viele Drüsen
zellen zu
einer gemeinschaftlichen
Masse und münden in einen besondern
Kanal
[* 3] (Ausführungsgang), welcher die
Absonderung oft an weit
von der eigentlichen Drüse gelegene
Stellen zu befördern hat. Die zellige Auskleidung des Ausführungsganges
setzt sich einerseits auf die äußere
Haut
[* 4] oder eine Schleimhaut, anderseits in die
¶
mehr
Drüse fort; somit ist letztere eigentlich nichts als eine in Bau und Thätigkeit abgeänderte Hautstelle, welche mehr oder
weniger tief in das Innere des Körpers verlegt worden ist (z. B. Schweiß-, Talg-, Milchdrüsen; vgl. Hautdrüsen). Nach ihrer
Form werden die Drüsen
unterschieden in schlauchförmige, wenn sie aus langen Schläuchen (Follikeln) bestehen
(Labdrüsen des Magens, Schweißdrüsen), und traubenförmige, wenn gleich den Beeren einer Traube an dem oft verzweigten Ausführungsgang
rundliche Anhänge in größerer oder geringerer Anzahl sitzen. - Im Wirbeltierkörper bilden die größern Drüsen
meist
rundliche Massen, in welchen die absondernden Teile äußerst dicht zusammengelagert, in Bindegewebe eingehüllt und von Gefäßen
und Nerven
[* 6] dicht umsponnen sind.
Sie erhalten so bei geringem Umfang eine enorme Oberfläche für die Absonderung. (So wird z. B. von den menschlichen Nieren
in 24 Stunden oft eine Harnmenge abgeschieden, deren Gewicht dasjenige der Nieren um das 40-50fache übertrifft.) Ihre Ernährung
geschieht von den Blutgefäßen her; die Nerven scheinen auf Menge und Art des Sekrets Einfluß zu haben.
Die Ausführungsgänge oder auch die Drüsen
selbst sind häufig noch mit einem Überzug von Muskelfasern zur Auspressung
des Inhalts versehen (z. B. Giftdrüsen
der Schlangen).
[* 7] Zu den Drüsen
rechnet man bei Wirbeltieren auch die sogen. Blutgefäßdrüsen
oder Blutdrüsen (Milz, Thymusdrüse, Lymphdrüsen etc.), welche keinen Ausführungsgang besitzen (daher
unechte Drüsen
) und keine Flüssigkeit absondern, sondern Lymphzellen zum Eintritt in die Blutbahn liefern. Nach obiger Definition
sind sie daher keine Drüsen
, sondern umgewandelte Abschnitte der Gefäße, die aber in ihrem Bau große Ähnlichkeit
[* 8] mit den echten
Drüsen
zeigen. Ebensowenig gehören streng genommen hierher diejenigen Teile der Geschlechtsorgane, welche
als sogen. Keimdrüsen die Samenfäden, resp. Eier
[* 9] absondern, also Hoden, resp. Eierstock. Vielfach wird auch die Lunge
[* 10] als eine
Drüse für Erzeugung von Kohlensäure betrachtet. - Über die Thätigkeit der Drüsen
s. Absonderung.
In der Botanik heißen Drüsen einzelne Zellen, Zellengruppen oder rundliche Intercellularräume, welche mit eigentümlichen Sekreten erfüllt oder auch, wenn die Zellen oberflächlich liegen, überzogen sind. Diese Stoffe finden sämtlich im Stoffwechsel der Pflanze keine weitere Verwertung, sondern bleiben dauernd in den Drüsen und gehen zuletzt mit diesen der Pflanze verloren. Häufig finden sich in den Drüsen ätherische Öle, [* 11] Harze, Gummi, Pflanzenschleim, Zucker, [* 12] Gerbstoff, der oft mit einem Farbstoff gemengt ist, klebrige Substanzen (Balsame), endlich Kristalle [* 13] (meist oxalsaurer Kalk).
Die Drüsen liegen entweder im Innern der Gewebe [* 14] verborgen und stellen wirkliche Zellen dar, oder sie treten als kugelrunde Intercellularräume auf und werden dann meist von einer Schicht kleinerer, protoplasmareicher, aber chlorophyllloser Zellen umgeben. Solche Organe finden sich im Blattgewebe von Hypericum, wo sie die durchscheinenden, nadelstichförmigen Punkte in der Blattmasse verursachen, in der Fruchtschale der Zitronen und Pomeranzen; bei Dictamnus Fraxinella sitzen ähnliche Drüsen auf der Oberfläche der Teile und verlängern sich in ein einfaches Haar. [* 15]
Die oberflächlichen Drüsen, bei denen sich das Sekret auf der freien Oberfläche des Pflanzenteils ansammelt, sind meist mehr oder weniger scharf umschriebene Stellen der Oberhaut, deren Zellen meist cylindrisch oder prismatisch, an ihren freien Außenwänden mehr oder weniger papillenartig nach außen gewölbt sind. Die unter der Cuticula liegende Zellhautschicht quillt auf und verwandelt sich in das Sekret, wodurch die Cuticula blasenförmig emporgehoben und zuletzt gesprengt wird. Zu diesen oberflächlichen Drüsen gehören die Nektarien (s. d.). Zu den oberflächlichen Drüsen gehören ferner die Drüsenhaare auf vielen Stengeln und Blättern, welche die klebrige Beschaffenheit dieser Teile verursachen.
Diese Haarbildungen tragen eine kugelige Endzelle, in welcher sich ätherisches Öl erzeugt. Letzteres tritt oft durch die Zellhaut hindurch und hebt die Cuticula blasenförmig ab, während die Zelle selbst mehr oder minder schwindet, so daß zuletzt ein Tropfen Sekret auf der Spitze des Haars zurückbleibt. In ähnlicher Weise werden die klebrigen und balsamischen Überzüge der Laubknospen zahlreicher Pflanzen gebildet; vorzugsweise sind die Knospenschuppen, aber auch die in der Knospe eingeschlossenen jungen Laubblätter oft mit Haarbildungen ausgestattet, welche eine gummiartige oder aus Gummischleim und Tropfen ätherischen Öls [* 16] gemengte Substanz absondern.