Titel
Droz
(spr. droh), 1) Pierre Jacquet, Mechaniker, geb. zu La Chaux de Fonds im Kanton Neuenburg, [* 2] studierte in Basel [* 3] Theologie, widmete sich aber dann der Uhrmacherei und erfand außer dem Glocken- und Flötenspiel in Uhren [* 4] eine Pendeluhr, die mittels der Vereinigung zweier Metalle von ungleicher Dehnbarkeit im Gang [* 5] blieb, ohne aufgezogen zu werden, sowie einen schreibenden Automaten. Er starb in Biel. - Sein Sohn Henri Louis Jacquet, geb. zu La Chaux de Fonds, verfertigte einen Automaten in der Gestalt eines klavierspielenden Mädchens, das nach geendigtem Spiel aufstand und die Gesellschaft grüßte; starb in Neapel. [* 6]
2) Jean Pierre, geb. 1746 zu La Chaux de Fonds, Medailleur, führte mehrere Verbesserungen in der Münzkunst ein, prägte 1786 in Paris [* 7] Gold- und Silberstücke nach einem selbsterfundenen Verfahren, besorgte hierauf in England mit Boulton die Ausprägung der Kupfermünzen und wurde nach seiner Rückkehr vom Direktorium zum Aufseher der Medaillenmünze ernannt. Er erfand auch das Stoßwerk ¶
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mit einem aus drei Teilen bestehenden, sogen. gebrochenen Prägring, welcher innen vertiefte Buchstaben enthielt und erhabene Randschrift lieferte. Bei der Restauration 1814 verlor er seine Stelle und starb in Paris.
3) François Xavier Joseph, franz. Moralphilosoph, geb. zu Besançon, [* 9] ward 1824 Mitglied der französischen Akademie und 1838 Präsident der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften;
starb Die hauptsächlichsten seiner vornehmlich der Moralphilosophie gewidmeten Schriften sind: »Essai sur l'art d'être heureux« (Par. 1806, 8. Aufl. 1857; deutsch von Blumröder, Ilmenau 1826);
»Éloge de Montaigne« (Par. 1812, 3. Aufl. 1815);
»Application de la morale à la politique« (das. 1825; deutsch von Blumröder, Ilmenau 1827);
»Œuvres morales« (Par. 1826, 2 Bde.);
»Économie politique, ou principes de la science des richesses« (das. 1829; 3. Aufl. von Chevalier, 1854; deutsch, Berl. 1830);
»Histoire du règne de Louis XVI pendant les années où l'on pouvait prévenir ou diriger la révolution française« (Par. 1838-42, neue Aufl. 1858; deutsch von Luden, Jena [* 10] 1842);
»Pensées sur le Christianisme« (Par. 1844, 9. Aufl. 1860; deutsch von Reithmaier, 2. Aufl., Straub. 1844),
wozu die »Aveux d'un philosophe chrétien« (1848 u. öfter), in denen der ehemalige Sensualist und Epikureer seine Jugendgeschichte beichtet, einen Anhang bilden.
4) Gustave, franz. Dichter, geb. zu Paris als Enkel von Droz
2), bildete sich nach beendeten Schulstudien zum Maler
aus, vertauschte indes 1864 den Pinsel mit der Feder und widmete sich ganz der Litteratur, in der er auf dem Gebiet der Novelle
und des Romans ganz ungewöhnliche Erfolge errang. Zuerst Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften, zog
er sich später von aller journalistischen Thätigkeit zurück; um ungestört seinen Arbeiten leben zu können, in denen ein
gesunder Zug
in der Auffassung des Lebens hervortritt, wenn sie auch von bedenklichen Pikanterien nicht frei sind.
Vorzüglich gelingt ihm das kleine Sittenbildchen, und seine frischen, vielfach schalkhaften Darstellungen des Junggesellen- und Ehelebens dürften ihm wohl das meiste Publikum verschafft haben. Von seinen Werken sind zu nennen: »Monsieur, [* 11] Madame et Bébé« (Par. 1866, 120. Aufl. 1885);
»Entre nous« (das. 1867);
»Le [* 12] cahier bleu de Mademoiselle Cibot« (1868);
»Autour d'une source« (1869);
»Un paquet de lettres« (1870);
»Babolain« (1872);
»Une femme génante« (1875);
»Les étangs« (1876);
»Tristesses et sourires« (1883);
»L'enfant« (1885) u. a.
5) Numa, schweizer. Staatsmann, geb. zu La Chaux de Fonds im Kanton Neuenburg, trat nach Absolvierung der Volksschule bei einem Graveur in die Lehre, [* 13] studierte in seinen Mußestunden die alten Sprachen, wurde 1860 Lehrer in einer Pension, 1864 Redakteur des »National Suisse« zu La Chaux de Fonds, 1869 Abgeordneter in dem Großen Rate des Kantons, 1871 Mitglied des Staatsrats und Erziehungsdirektor sowie 1872 Abgeordneter Neuenburgs in dem schweizerischen Ständerat, der ihn 1875 zu seinem Präsidenten wählte, worauf ihn die Bundesversammlung noch in derselben Session in den Bundesrat berief. Im Dezember 1880 wurde er zum Vizepräsidenten des Bundesrats und im Februar 1881 an Stelle Anderwerts zum schweizerischen Bundespräsidenten erwählt.