Titel
Droysen
,
1)
Johann
Gustav, deutscher Geschichtschreiber, geb. zu
Treptow an der
Rega, studierte
in
Berlin,
[* 2] ward dort 1829
Lehrer am
Gymnasium zum
Grauen
Kloster, 1833
Privatdozent und 1835 außerordentlicher
Professor daselbst. 1840 als
Professor der Geschichte nach
Kiel
[* 3] berufen, wirkte Droysen
eifrig für die deutsche
Sache in den Herzogtümern. Er
verfaßte die
Kieler
Adresse (1844), nahm teil an der
Schrift der neun
Kieler
Professoren über das
»Staats- und
Erbrecht des Herzogtums
Schleswig«
[* 4]
(Kiel 1846) und schrieb mit
Professor
Samwer die »Aktenmäßige Geschichte der dänischen
Politik« (1. u. 2. Aufl.,
Hamb. 1850). Von der provisorischen
Regierung der Herzogtümer als Vertrauensmann an den
Bundestag nach
Frankfurt
[* 5] gesandt und später von einem schleswig-holsteinischen
Bezirk in die
Nationalversammlung gewählt, nahm er, ein eifriges
Glied der
[* 6] Gagernschen
Partei und
Schriftführer des Verfassungsausschusses, dessen
Verhandlungen er (Leipz. 1849) veröffentlichte,
bis Mai 1849 an den Beratungen teil. 1851 folgte Droysen
einem
Ruf als
Professor der Geschichte nach
Jena,
[* 7] wo
er durch
Stiftung eines historischen
Seminars zu ernstern historischen
Studien hinleitete. 1859 ward er als
Professor der Geschichte
nach
Berlin berufen und entfaltete hier in der
Folge auf dem
Katheder und in seinem
Seminar eine glänzende Wirksamkeit. Er starb Die
ungewöhnliche Vielseitigkeit, die staunenswerte Schaffenskraft und glänzende Formgewandtheit Droysens
kommen in seinen zahlreichen
Schriften zum
Ausdruck. Zuerst bekannt machte er sich als geschmackvoller Übersetzer des
Äschylos
(Berl. 1832, 2 Bde.; 4. Aufl.
1884) und des
Aristophanes (das. 1836-38, 3 Bde.; 3. Aufl.
1881, 2 Bde.) sowie durch die größern Werke: »Geschichte
Alexanders droysen
Gr.« (das. 1833; 3. Aufl., Gotha
[* 8] 1880)
und »Geschichte des
Hellenismus« (Hamb. 1836-43, 2 Bde.; 2. Aufl.,
Gotha 1877). Dann folgten die glänzend geschriebenen »Vorlesungen über die Geschichte
der
Freiheitskriege«
(Kiel 1846, 2
Tle.) und das
»Leben des
Feldmarschalls
Grafen
York von
Wartenburg«, eine meisterhafte
Biographie
(Berl.
1851, 8. Aufl. 1877). Droysens
Hauptwerk
ist die bis in die Regierungszeit (bis 1756)
Friedrichs d. Gr. reichende »Geschichte
der preußischen
Politik« (Leipz. 1855-85, 14
Bände in 5 Abteilungen, die ersten 7 bereits in 2.
Auflage), eine umfassend angelegte,
auf der
Fülle bisher unbenutzter archivalischer
Schätze beruhende
Darstellung der
Entwickelung
Preußens
[* 9]
an sich und in seinem
Verhältnis zu
Deutschland
[* 10] in der
Richtung, die in der
Stiftung des deutschen Kaisertums ihren
Abschluß gefunden hat.
Kleinere
Werke sind herausgegeben in den »Abhandlungen zur neuern Geschichte« (Leipz.
1876); bemerkenswert sind auch die »Grundzüge der
Historik« (das. 1868, 3. Aufl. 1883).
Vgl. M.
Duncker,
Joh. Gust. Droysen
(Berl.
1885).
2)
Gustav, Sohn des vorigen, geb. zu
Berlin, studierte in
Jena und
Berlin unter seinem
Vater und
in
Göttingen
[* 11] unter
Waitz Geschichte, habilitierte sich 1864 in
Halle,
[* 12] wurde
Ostern 1869 als außerordentlicher
Professor nach
Göttingen und 1872 als ordentlicher
Professor nach
Halle berufen. Droysen
schrieb außer zahlreichen Spezialarbeiten
über Ereignisse des 16. und 17. Jahrh. in den »Forschungen
zur deutschen Geschichte« (z. B.
»Studien zur Belagerung und Zerstörung
Magdeburgs«, »Die
Schlacht bei
Lützen«),
[* 13]
der »Zeitschrift für preußische Geschichte« und dem »Archiv für sächsische Geschichte« (»Aus den dänischen Büchern« u. a., »Albrechts I. Bemühungen um die Nachfolge im Reich« (Leipz. 1862);
»Arlanibaeus, Godofredus Abelinus sive scriptorum de Gustavi Adolfi expeditione princeps« (Berl. 1864);
»Gustav Adolf« (Leipz. 1869-70, 2 Bde.),
worin die einseitig kirchliche Auffassung Gustav Adolfs bekämpft, gleichzeitig aber in fast ebenso einseitiger Weise dem König nur politische Motive untergelegt werden;
»Herzog Bernhard von Weimar« [* 14] (das. 1885, 2 Bde.).
Er gab auch »Schriftstücke von Gustav Adolf, zumeist an evangelische Fürsten Deutschlands« [* 15] (Stockh. 1877) heraus.