Drossel,
Baumart, s. Erle.
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Baumart, s. Erle.
in der Jägersprache die Luftröhre des Hochwildes;
Drosselknopf, deren vorderes Ende, der Kehlkopf.
(Turdus), der Name einer zu den eigentlichen Singvögeln gehörigen Vogelgattung, welche sich dadurch auszeichnet, daß der Lauf länger als die Mittelzehe und die Mundspalte höchstens so lang als der Lauf ist. Die Nasenlöcher sind der Schnabelwurzel genähert und eirund;
die Bartborsten einzeln stehend, weder lang noch steif;
der Schnabel mittelmäßig lang, gerade, mit sanft gebogener Firste;
das Gefieder weich;
die erste Schwungfeder der Flügel ist sehr kurz, die dritte und vierte am längsten.
Die Drossel bilden eine umfangreiche, über 100 Arten zählende Gattung, deren Mehrzahl Europa, dem gemäßigten Asien und Nordamerika angehört. Eine kleinere Anzahl ist in dem tropischen Asien und Südamerika und in Afrika zu Hause. Die Drossel halten sich vorzugsweise auf dem Erdboden auf, hüpfen gewandt umher und suchen ihre Nahrung, die aus Insekten und deren Larven, Würmern, Schnecken und Beeren besteht. Die meisten sind angenehme Sänger, ja mehrere als solche besonders geschätzt, und viele machen wegen ihres saftigen, wohlschmeckenden Fleisches, das schon bei den Römern beliebt war, einen Hauptgegenstand der Jagd für Vogelsteller aus.
Die in Deutschland heimischen Arten ziehen meist im Winter nach S. und nisten bei uns oder noch weiter im N. Das Nest findet sich bald niedrig im Gebüsch, bald hoch in Bäumen, mit fest gewebten Wandungen und bisweilen innen mit Lehm ausgestrichen. Die Eier sind blau mit schwarzbraunen Flecken. Die vorzüglichsten Arten sind: die Rot-, Bunt-, Heide- oder Weindrossel (Turdus iliacus L.), die auf dem Zuge aus N. oder NO. im Oktober zu uns kommt, dann weiter nach S. zieht und in der Mitte des März in großen Schwärmen nach dem N. zurückkehrt.
Sie ist unter den deutschen Drossel die kleinste, höchstens 23 cm lang, oben olivenbraun, unten weiß mit olivenbraunen Flecken, an den untern Flügeldeckfedern rostrot, und hat über dem Auge einen deutlichen hellgelben Streif, an beiden Seiten des Halses einen dunkelgelben Fleck. Die Färbung des Weibchens ist matter. Ihr Gesang wird im N., wo sie brütet, sehr geschätzt, weshalb sie auch dort Norwegische Nachtigall heißt; bei uns aber ist ihr Gesang nicht besonders schön, wenn auch anhaltend. Ihr Fleisch wird unter den Drossel als das vorzüglichste gerühmt.
Die Misteldrossel (Turdus viscivorus L.), auch Ziemer, Schnarre oder Großer Krammetsvogel genannt, ist oben hellolivengrau, unterseits gelblichweiß und schwarzbraun gefleckt. Nur die Mitte der Kehle ungefleckt. Die untern Flügeldeckfedern sind weiß, die obern nebst den drei äußern Schwanzfedern an der Spitze weiß gesäumt. Sie nistet in Deutschland überall und ist unter den deutschen Drossel die größte, meist 28‒29 cm lang. Durch ihre große Vorliebe für den Mistelsamen wird sie die Verbreiterin dieser Schmarotzerpflanze.
Ihr Gesang ist anmutig und laut, ihr Fleisch wohlschmeckend. Die Wacholderdrossel (Turdus pilaris L.), bei uns allgemein als Ziemer, Krammetsvogel (s. d.) bekannt, ist auf dem Oberrücken dunkelbraun, am Bauche weißlich mit schwarzbraunen Längsflecken, an Kopf und Bürzel bläulich aschgrau und auf den Flügeln ohne Querbinden. Sie brütet in Nordeuropa und zieht im Winter bis nach Nordafrika. Die Singdrossel (Turdus musicus L., s. Tafel: Mitteleuropäische Singvögel Ⅱ, [* 1] Fig. 5, beim Artikel Singvögel) oder Zippe (s. d.) ist der vorigen Art sehr ähnlich.
Die Schwarzdrossel (Turdus merula L.) oder Amsel (s. d.) gehört unter die größten Arten; ebenso die Ringdrossel (Turdus torquatus L.), auch Ringamsel, Schildamsel oder Schilddrossel genannt. Letztere mißt 28‒30 cm und ist matt braunschwarz gefärbt, mit weißgrauen Federrändern und an der Oberbrust mit einem großen, ringkragenähnlichen, weißen oder weißlichen Flecken gezeichnet. Zwar bewohnt sie ganz Europa, ist aber nirgends gemein und namentlich in Deutschland nicht häufig. Sie liebt bergige Waldungen und die Mittelgebirge. Ihr Gesang ist unbedeutend, aber ihr zartes Fleisch geschätzt.
Zu den Drossel werden von vielen Ornithologen auch die Steindrosseln (Monticola s. Petrocincla) gerechnet, obgleich sie besser als eigene Gattung betrachtet werden. Zu ihnen gehören zwei als Sänger sehr geschätzte Arten. Die blaue Drossel (Blaudrossel, Monticola cyanea L.), auch Blaumerle, Einsamer Spatz genannt, ist ein südl. Gebirgsvogel, der an der Küste von Afrika, in Griechenland, Spanien, Oberitalien und Tirol, selten in der Schweiz vorkommt und nur auf hohen Gebirgen einsam wohnt; bloß in der Fortpflanzungszeit lebt er paarweise.
Das Männchen ist an Kopf, Hals und Kehle schön aschblau, himmelblau überlaufen, der Unterrücken ist weiß, der Bürzel blau und Bauch und Seiten rostrot, der Schwanz rostgelblichrot. Das Weibchen ist braungrau, an der Kehle mit rostbräunlichen, schwarz eingefaßten Flecken, Füße und Schnabel sind bei beiden schwarz und die Mundwinkel gelb. Die Länge beträgt 20‒22 cm. Der Gesang der Männchen ist vortrefflich und anhaltend und gilt überhaupt für einen der schönsten Vogelgesänge; deshalb sind sie als Stubenvögel, besonders in Malta und der Türkei, sehr geschätzt. Die Steindrossel (Monticola saxatilis L.), auch Steinmerle oder Steinrötel, welche ebenfalls in den Gebirgen des südl. Europa lebt und nur sehr selten die schles., böhm. und thüring. Gebirge besucht, ist gleichfalls als guter Sänger sehr geschätzt, doch kommt ihr Gesang dem der vorigen nicht ganz gleich. Sie gehört, wie die blaue Drossel, unter die gelehrigsten Vögel. Das Männchen ist
dunkelschieferblau, Flügel und Schwanz blau gesäumt. Die Länge beträgt 19‒20 cm. Man bringt diese Vögel aus Italien, Tirol u. s. w. häufig in den Handel.
Die meisten Drossel des Handels sind jung aus dem Neste geraubt und aufgefüttert; alt eingefangene sind schwer einzugewöhnen, singen jedoch bei weitem schöner. Preis je nach Art und Kunstfertigkeit 6‒20 M., vorzügliche Sänger bis 75 M. Alle Drossel gehören zu den beliebten Stubenvögeln; sie sind kräftig und ausdauernd, müssen aber trotzdem vorsichtig behandelt, in der Mauser gut verpflegt und namentlich wechselreich ernährt werden, dann dauern sie viele Jahre vortrefflich aus.
Jede Drossel ist einzeln im besonders eingerichteten Drosselkäfig (s. Vogelbauer) zu halten, des Gesanges wie der Unverträglichkeit wegen. Für den Gesellschaftskäfig eignen sie sich nur, wenn derselbe recht groß und mit Strauchwerk reich ausgestattet ist. Als Futter giebt man ein Gemenge von geriebener Moorrübe, aufgeweichtem und tüchtig ausgedrücktem Weißbrot, Eierbrot, gehacktem Fleisch, Ei und Ameiseneier. Dazu Früchte, wie die Jahreszeit sie bringt. Weniger umständlich ist es, wenn man eins der vielen von den Vogelhändlern in den Handel gebrachten Dauerfutter anwendet, unter welchen das von G. Voß in Köln bereitete sich durch vorzügliche Mischung auszeichnet. Mehrere Drossel sind in der Gefangenschaft gezüchtet.