Dreschen.
Erfahrungsgemäß sind die Preise, besonders des Weizens, unmittelbar nach der Ernte [* 2] am höchsten, weshalb das Streben, den Abdrusch der Ernte zu beschleunigen, dahin führte, den Dampfdrusch Tag und Nacht mit Zuhilfenahme elektrischer Beleuchtung [* 3] ununterbrochen vorzunehmen. Es wird damit überdies eine Verminderung der Versicherungskosten herbeigeführt, da die Feuerversicherungsgesellschaften, solange das unausgedroschene Getreide [* 4] in Feimen auf dem Feld lagert, sehr hohe Prämiensätze verlangen, und die Verluste, welche durch Auswachsen und Qualitätsverminderung der Körner entstehen, solange das Getreide in den Feimen lagert, werden vermieden.
Gewisse Körnergattungen, z. B.
Raps, dreschen
sich in der kühlen
Nacht besser als in der heißen Tageszeit.
Durch
Verkürzung der Druschkampagne werden die
Arbeiter für die Herbstarbeiten trüber verfügbar. Schließlich läßt sich
durch das beständige Unterdampfhalten des
Kessels wesentlich an Brennmaterial sparen. Der Nachtdrusch wird sich daher besonders
für den Lohndrusch empfehlen, weil sich damit ein um die Hälfte höherer
Lohn hereinbringen läßt.
Freiherr
Steiger-Münsingen
(»Pester
Lloyd«) verwendete eine achtpferdige Dreschgarnitur von
Clayton u. Shuttleworth und eine
Dynamomaschine
(Type Flachring-Compound-Wickelung für 8
Ampere bei 70
Volts) zum Betrieb einer Bogenlicht-Nebenschlußlampe
von 800 Normalkerzen.
Die elektrische Beleuchtungsanlage
war in der Erntekampagne 1890 unter ungünstigen Verhältnissen 32
Nächte
oder 206
¶
mehr
Stunden, somit durchschnittlich 6,13 Stunden pro Nacht im Betrieb, ohne Störung könnten 7,5 gerechnet werden. Die ganze Druschleistung der Garnitur betrug:
716 Tagesstunden | 589000 Kilogr. | = | 822 Kilogr. pro Stunde | ||
---|---|---|---|---|---|
206 Nachtstunden | 162900 - | = | 790 - | ||
922Tag- u. Nachtstunden | 751900 Kilogr. | = | 815 Kilogr. pro Stunde. |
Nach Abzug der Arbeits- und Schmierpausen ist der Normaldruschtag von 5 Uhr [* 6] früh bis 8 Uhr abends mit 13, die Nachtarbeitszeit von 8 Uhr abends bis 5 Uhr früh mit 7 ½ Stunden zu rechnen. Bei Heranziehung der Nacht zum Drusch (mit Schichtwechsel der Arbeiter je Mittag und Mitternacht) würde sich daher die effektive Arbeitszeit auf 20 ½ Stunden pro Kalendertag stellen, wovon in anbetracht der kurzen Sommernächte durchschnittlich 6 Stunden bei elektrischem und 14 ½ Stunden bei Tageslicht gearbeitet werden.
Obige 751,900 kg ergeben daher eine Druschkampagne von 45 Kalendertagen bei Anwendung des Nachtdrusches und von 71 Kalendertagen bei bloßem Tagdrusch, es würde daher eine nicht zu verachtende Zeitersparnis von 26 Kalendertagen oder rund einem Monat erzielt werden. Die Amortisations- und Zinsenkosten für den Dynamo im Wert von 1000 Mark inkl. der Kosten für Leuchtkohle (pro Stunde 4,4 Pf.) und Schmieröl betrugen 16 Pf. pro 100 kg, während der 4 proz. Lohndrusch bei Tag sich auf 56 Pf. pro 100 kg ausgedroschener Frucht stellt.