Drenthe
(Drente), die am wenigsten bevölkerte
Provinz des
Königreichs der
Niederlande,
[* 2] grenzt im N. und
NO. an die
Provinz
Groningen, im O. an
Preußen
[* 3]
(Provinz
Hannover),
[* 4] im
S. und
SW. an die
Provinz
Overyssel und im
W. an
Friesland
und hat einen Flächenraum von 2663 qkm (48,4 QM.) mit (1885)
124,160 Einw. Das Land ist völlig eben und wird von der
Hunse, Reest, Havelter,
Ruiner, Westwolder, Mussel- und Drenther
Aa,
dem
Horen-,
Meppeler und Schonebecker Diep nebst mehreren kleinen Landseen (Südlaarder
See,
Bergen- oder
Emmensee) bewässert.
In den letzten Jahrzehnten sind verschiedene Kanäle gegraben worden, so namentlich der Smilder, Wilhelms-, Oranien-, Hoogeveenster, Beiler und Norger Kanal. [* 5] Das Klima [* 6] ist trocken und gesund. Der Boden war früher bloß an einzelnen Stellen fruchtbar und bestand aus weit ausgedehnten Mooren, Torfgründen und Sümpfen, unter denen die Echter Veenen gegen Overyssel, die Smilder Veenen gegen Friesland zu und das große Witte Veen im SO. die bedeutendsten waren. Jedoch sind in den größten östlichen Torfmooren viele Kolonien entstanden, z. B. Hollandsche Veld, Nieuw-Amsterdam, Nieuw-Dordrecht etc. Die Kultur des Bodens ebenso wie die Viehzucht [* 7] stehen hier immer noch niedriger als in andern Teilen des Königreichs der Niederlande. 54,8 Proz. des Areals sind unproduktiver Boden, 24,6 Proz. sind Weide, [* 8] nur 12,9 Proz. Ackerland.
Der
Jagd bieten sich
Rebhühner,
Waldhühner und
Hasen in
Menge dar. Die endlosen Heidestrecken ernähren zahlreiche Schafherden
und haben eine bedeutende
Bienenzucht
[* 9] in der
Provinz wie in
Groningen hervorgerufen. Man pflegt die
Heiden,
um sie nutzbar zu machen, in
Brand zu stecken, damit
Kohle und
Asche den
Boden düngen, und besäet sie dann mit
Buchweizen, welcher
im
Herbst reichen
Ertrag gibt. Die hohen Sumpfstrecken liefern außerordentlich viel
Torf, und nirgends
sind die sogen.
Hünengräber oder Hünenbetten (aufgerichtete Steinblöcke aus der Keltenzeit) häufiger als hier (über
50). Sie finden sich besonders zu Borger, Rolde,
Emmen und Tinarlo (hier das einzige unverletzte). Außerdem hat die
Provinz
noch verschiedene
Altertümer aus der Römerzeit aufzuweisen. Die
Industrie beschränkt sich auf Verfertigung von
groben Wollzeugen und Hausleinwand. Die
Provinz wird von der
Eisenbahn
Meppel-Groningen durchschnitten; von der
Linie
Meppel-Leeuwarden
gehört ihr eine kurze
Strecke an. Hauptort ist
Meppel, Sitz der Behörden
Assen. - Im
Mittelalter (10. Jahrh.) gehörte Drenthe
als
Grafschaft zum
¶
mehr
Deutschen Reich. Kaiser Heinrich III. gab 1046 die Grafschaft Drenthe
dem Bistum Utrecht.
[* 11] Im 14. Jahrh. erhielt Drenthe
ein eignes Rechtsbuch
(Drenthe
sches Landrecht). 1522 riß Herzog Karl von Geldern an sich; doch sein Nachfolger, der Herzog von Jülich, mußte es 1538 an
Kaiser Karl V. abtreten, der es mit den Niederlanden vereinigte. Zur Zeit der Republik der Vereinigten
[* 12] Niederlande
hatte Drenthe
keine Stimme in der Versammlung der Generalstaaten. Während der Revolution bildete die Landschaft Drenthe
einen Teil des
Departements Overyssel, seit 1806 ein eignes Departement und seit 1815 eine Provinz des Königreichs der Niederlande.