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sehr verschieden; in einem Fall wurden über 200, die sich bereits zu linsen- bis erbsengroßen Blasen entwickelt hatten, gefunden. Die Einwanderung der Embryos verursacht eine Reizung des Gehirns. Diese äußert sich durch Trägheit, Mattigkeit, Stumpfsinn, selbst Betäubung und Krämpfe; zuweilen zeigt sich außerdem Niederfallen oder Drängen nach der einen oder der andern Seite, selbst Drehen im Kreis. [* 3] Daneben bestehen vermehrte Empfindlichkeit am Schädel, Rötung der Bindehaut der Augen und der Maulschleimhaut, Beschleunigung der Herzschläge und des Atmens, Hartleibigkeit.
Unter diesen Erscheinungen und unter Hinzutritt von Lähmung des Körpers gehen öfters einzelne Tiere zu Grunde; bei den meisten verlieren sich jedoch die angegebenen Krankheitserscheinungen allmählich nach 2-10 Tagen. Manche, bei denen sämtliche Wurmembryos im Gehirn [* 4] absterben, bleiben dann dauernd gesund; bei den meisten kommt aber ein Blasenwurm oder einige von denselben zur vollständigen Entwickelung. Diese weitere Entwickelung der Würmer [* 5] bleibt gewöhnlich 4-6 Monate hindurch ohne nachteiligen Einfluß auf das Befinden der Schafe; [* 6] nur einzelne zeigen beim Witterungswechsel vorübergehend Aufregung oder Eingenommenheit des Kopfes (Propheten).
Wenn aber nach
Ablauf
[* 7] des genannten Zeitraums der Blasenwurm eine bedeutende
Größe erlangt hat, so treten von neuem Krankheitserscheinungen,
die nun die eigentliche Drehkrankheit
darstellen, hervor, nämlich Verminderung des
Bewußtseins, selbst periodische
Bewußtlosigkeit,
Mattigkeit und Hinfälligkeit, stierer
Blick, Erweiterung der
Pupille, Verminderung oder Verlust des
Appetits
und unregelmäßige
Bewegungen.
Letztere sind je nach dem Sitz der
Blase verschieden; das kranke
Schaf
[* 8] dreht sich um einen fest
auf den
Boden gestellten Vorder- oder Hinterfuß, oder es geht im
Kreis nach rechts oder links, selten abwechselnd nach beiden
Seiten, oder es geht mit gesenktem oder mit hoch gehobenem
Kopf schnell geradeaus, wobei es die
Beine sehr
hoch hebt, oder es taumelt beim
Gehen und fällt oft nach vorn oder auf eine Seite nieder und macht dann unregelmäßige
Bewegungen,
um wieder auf die
Beine zu kommen.
Liegt die Blase oberflächlich am Gehirn, so entsteht an der betreffenden Stelle allmählich ein Schwund und eine Erweichung der Schädeldecke; Druck auf diese Stelle ruft Krämpfe oder Bewußtlosigkeit hervor. Schließlich entsteht bei allen drehkranken Schafen Abzehrung und vollständige Lähmung des Körpers, und der Tod erfolgt nach einer Krankheitsdauer von 4-8 Wochen. Bei der Sektion finden sich einige haselnuß- bis walnußgroße oder eine einzige bis hühnereigroße, mit wässeriger Flüssigkeit gefüllte Blase im oder am Gehirn. An der innern Oberfläche der Blase sitzen sehr zahlreiche stecknadelkopfgroße, trübe Knötchen, die Köpfe. Wird die Blase von einem Hund gefressen, so entstehen bei diesem wieder Bandwürmer.
Die
Heilung der Drehkrankheit
kann nur durch operative
Entfernung des Blasenwurms erzielt werden. Am einfachsten ist
das Trokarieren des
Schädels. Der
Trokar,
[* 9] zu dessen
Aufbewahrung ein besonderes
Besteck dient, wird bei
Böcken hart am Hinterrand
der
Hörner, bei
Tieren mit mäßig großen
Hörnern 1
cm hinter dem
Horn, bei ungehörnten
Tieren 1½
cm hinter
dem Hornfortsatz, immer 2
cm von der Mittellinie entfernt, oder hinter der Innenecke des
Horns, resp. innen neben dem Hornfortsatz,
mit Vermeidung der Mittellinie, 1
cm tief eingeschlagen.
Zunächst wird an der Seite trokariert, wohin das Schaf dreht. Ist die Blase getroffen, so quillt nach Entfernung des Stiletts Wasser aus der Trokarhülse hervor; andernfalls wird noch etwas tiefer und, wenn auch dann kein Wasser kommt, an einer andern von den bezeichneten Stellen, nötigen Falls an allen vier Stellen, neben und hinter jedem Horne nacheinander eingeschlagen. Quillt Wasser aus der Hülse [* 10] hervor, so wird dasselbe mittels der im Besteck befindlichen Spritze vorsichtig ausgesogen, dann die Trokarhülse entfernt, die Spitze der Spritze in die Schädelöffnung vorsichtig eingeführt und durch ruhiges Saugen womöglich ein Teil der Blase in die Öffnung befördert, um dieselbe darauf vollständig mittels der Pinzette herauszuziehen.
Auf die kleine Wunde wird etwas Karbolsalbe oder Teer gestrichen. Ist die Blase entfernt und bei der Operation keine bedeutende Verletzung des Gehirns entstanden, so tritt sofort Besserung in dem Befinden des Schafs und gewöhnlich vollständige Heilung ein. Andernfalls entsteht keine Besserung oder sogar eine Verschlimmerung, wo dann sofortiges Abschlachten des Schafs angezeigt ist. Jede erhebliche Entleerung von Blut aus der Operationswunde ist ein gefahrdrohendes Zeichen, weil die Wunde hierdurch an der schnellen Verheilung behindert wird und zur Verjauchung kommt.
Die Vorbeugung besteht in der Verhütung der
Aufnahme der Bandwurmbrut. Zu dem
Zweck sind namentlich die Schäferhunde zu beobachten
und, wenn sie Bandwurmglieder entleeren, zur
Kur einzusperren. Die
Köpfe der gestorbenen oder geschlachteten
drehkranken
Schafe müssen beseitigt werden, so daß
Hunde
[* 11] oder
Füchse den Blasenwurm nicht verzehren können. In seltenen
Fällen kommt die Drehkrankheit
auch bei
Rindern vor. Die
Symptome sind im wesentlichen wie bei
Schafen; sofortiges Abschlachten ist gewöhnlich
angezeigt, da die
Krankheit oft tödlich verläuft. Bei vorsichtiger
Operation kann man indes durch das
Trokarieren des
Schädels ebenso wie bei den
Schafen eine
Heilung erzielen.