Drainierung
oder
Drainage
[* 2] (vom engl. drain [spr. drehn], i.
Ableitungskanal, und drainage, Feuchtigkeitsabführung), die Entwässerung des
Bodens vermittelst unterirdischer
Abzüge. Die
Drainierung
ist eine Erfindung der Engländer und wurde schon Mitte des 18. Jahrh.
in der
Weise hergestellt, daß man mittels des sog.
Maulwurfspfluges (s.
Tafel: Drainierung
,
[* 1]
Fig. 10) unterirdische
Kanäle anlegte.
Da diese aber nur einen
Sommer überdauerten, so zog man
Gräben, welche mit
Steinen (Feldsteindrain,
[* 1]
Fig. 1), Reiswellen (Faschinendrain,
[* 1]
Fig. 4)
u. dgl. gefüllt und mit Rasen und Erde wieder bedeckt wurden.
Solche Abzüge oder Andauchen waren kostspielig und wenig dauerhaft, weil sie sich mit der Zeit verschlämmten. Man verfuhr daher in der Weise, daß man entweder auf die Grabensohle glatte Ziegel und auf diese Hohlziegel legte, wodurch ein gewölbter Kanal [* 3] entstand, welcher bei gehörigem Gefalle stets offen blieb (Hohlziegeldrain, [* 1] Fig. 12), oder daß man, namentlich auf nassen, torfigen Wiesen, einen Graben in zwei Abstufungen aushob, sodaß der obere Teil rechts und links eine Auflage bot, auf welche ein starker Rasen und auf diesen die aus dem Graben ¶
mehr
gehobene Erde in möglichst großen Blöcken gelegt wurde (Hohldrain,
[* 4]
Fig. 6). Dies leitete endlich über zur Drainierung
mittels gebrannter
Thonröhren (Drainröhren), der einfachsten, zweckmäßigsten und billigsten Anlage. Die Drainröhren
[* 4]
(Fig. 5) werden in der
Länge von etwa 30 cm und einem Durchmesser von 4 bis 10 cm aus gut zubereitetem Thon vermittelst eigener
Maschinen angefertigt (s. Thonwarenfabrikation).
[* 5] Die Gräben, in welche die Röhren
[* 6] zu liegen kommen, werden mit Hilfe besonderer
Drainspaten
[* 4]
(Fig. 13) in möglichst nach unten zugespitzter Form ausgehoben
[* 4]
(Fig.
3), die Sohle dann mit Hilfe eines besondern Werkzeugs, des Schwanenhalses
[* 4]
(Fig. 9), geglättet, die Röhren von oben mittels
der Legestange auf die Sohle gelegt
[* 4]
(Fig. 2) und der Graben wieder zugeworfen.
Die Fugen der Röhren brauchen nicht miteinander verbunden zu sein, sondern müssen nur möglichst genau aufeinander passen. Die Mündungen der Drainröhren in Gräben u. s. w. verschließt man, um das Hineinkriechen kleiner Tiere zu verhüten, entweder durch einen mehrfach umgebogenen Draht [* 7] oder durch ein gitterartig durchschnittenes Stück Eisenblech oder auch, namentlich in neuester Zeit, durch eine Drahthaube, die den Schmutz leichter durchfallen läßt und sich infolgedessen nicht verstopft.
Sehr viel kommt auf die richtige Anlage der Drains in Beziehung auf sorgsames Legen der einzelnen Röhren sowie auf Tiefe, Entfernung
und Richtung der Stränge an, wenn die Drainierung
ihren Zweck erfüllen soll. Allgemein gültige Vorschriften lassen sich in dieser
Hinsicht allerdings nicht geben, da hierbei die Beschaffenheit des Bodens, ob Thon, Lehm oder Sand, der Stand des Grundwassers
u. s. w. maßgebend sind. Im allgemeinen legt man die Rohrleitungen 1,25 bis 3 m
tief und das 10- bis 25fache der Tiefe voneinander entfernt an. Je tiefer die Drains gelegt werden, desto weiter ist in der
Regel die Entfernung der einzelnen Stränge und umgekehrt.
Die Kosten der Drainage sind dem entsprechend auch sehr verschieden und schwanken innerhalb 150 und 300 M. pro Hektar.
Man unterscheidet Saug- und Sammeldrains; erstere dienen zur Aufsaugung des Wassers aus dem Acker und werden meistens parallel
in der Richtung des stärksten Gefälles, selten als Kopfdrains in schiefer Richtung quer über den Abhang eines Feldes gezogen;
letztere sollen das in den Saugdrains angesammelte Wasser ableiten. Die Drainierung
kann, je nach
dem Bodenprofil, nach einfachem und nach kombiniertem System angelegt werden, was durch die Abbildungen in den
[* 4]
Fig. 7 (einfaches
System) und
[* 4]
Fig. 8 (zusammengesetztes System) verdeutlicht wird. In neuester Zeit vertritt Kreiskulturingenieur Merl in Speyer
[* 8] eine neue Theorie der Bodenentwässerung, die darin gipfelt, daß die Kopfdrainage der bisher üblichen
Paralleldrainage vorzuziehen ist, da jeder wirksame Punkt einer Drainage (Stoßfuge) eine Fläche von der Form eines Kegelschnittes
entwässert.
Infolge der Ableitung des überschüssigen Wassers aus dem Boden bringt die Drainierung
eine ganze Reihe erheblicher Vorteile für das
Wachstum der Pflanzen mit sich; die hauptsächlichsten sind: Erhöhung und größere Gleichmäßigkeit der
Bodentemperatur, freier Zutritt der Luft zum Boden und dadurch Verstärkung
[* 9] der Bodenthätigkeit und der Düngerwirkung, Erleichterung
der Bodenbearbeitung namentlich im Frühjahr, Verhütung des Auswinterns der Pflanzen, Gewährung eines gesicherten Standortes
und einer größern
Mannigfaltigkeit in der Art der Kulturpflanzen und aus allen diesen Gründen Vermehrung und Verbesserung
der geernteten Früchte. Auf Wiesen wird das Bewässern mit der Drainierung
durch das Petersensche Wiesenbausystem
verbunden.
[* 4]
Fig. 11 zeigt ein Petersensches Ventil,
[* 10] das geöffnet die Entwässerung der Wiese durch Drainierung
bewirkt, geschlossen
das Wasser zum Aufsteigen zwingt und so die Wiese bewässert (s. Bewässerung und Wiesen).
Unter Drainierung
versteht man auch die Trockenlegung von Gebäudegründen sowie die Abfuhr der Abfallstoffe aus
den Städten durch Kanäle.
Vgl. Barral, Drains (Bd. 1 u. 2, 2. Aufl., Par. 1856; Bd. 3 u. 4, 1860);
French, Farm drainage (Neuyork [* 11] 1871);
Dempsey, Drainage of towns and buildings (6. Aufl., Lond. 1874);
Perels, Die Trockenlegung versumpfter Ländereien mit besonderer Berücksichtigung der Drainage (Lpz. 1877);
Vincent, Die Drainage, deren Theorie und Praxis (6. Aufl., ebd. 1882);
ders., Bewässerung und Entwässerung der Äcker und Wiesen (3. Aufl. 1890);
Fuchs, [* 12] Der Petersensche Wiesenbau (Berl. 1885);
Kreuter, Handbuch der Drainage (3. Aufl., Wien [* 13] 1887);
F. Merl, Neue Theorie der Bodenentwässerung (Ansbach [* 14] 1890).