Dünnerer Draht von 0,04-0,05mm wird hauptsächlich ausSilber für Gespinste,
Tressen etc. hergestellt. Aller
Draht wird durch
Ziehen, stärkerer, besonders Eisendraht, durch
Walzen, solcher aus sehr weichen
Metallen durch
Pressen dargestellt.
Man verarbeitet zu Eisendraht nur vorzüglichstes
Stabeisen, welches auf dem
Walzwerk
[* 7] bis auf etwa 3
mmQuerschnitt verfeinert
wird. Die
Walzen haben ringsherumlaufende
Einschnitte, deren jeder dem halben
Querschnitt des Drahts entspricht,
so daß, wenn die
Einschnitte zweier
Walzen genau übereinander liegen, Öffnungen entstehen, welche dem ganzen
Querschnitt
des Drahts entsprechen.
Das
Eisen wird dem
Walzwerk weißglühend übergeben und so schnell ausgereckt, daß es noch rotglühend aus dem letzten
Kaliber
hervorgeht. Die
Walzwerke besitzen entweder mehrereWalzen mit abnehmendem
Kaliber nebeneinander, oder sie
bestehen aus je drei übereinander liegenden
Walzen,
deren mittlere in dem der Drehrichtung der beiden andern entgegengesetzten
Sinn rotiert, so daß der glühende Draht zuerst durch eine zwischen den beiden untern
Walzen gebildete
Rille, deren Querschnittsform
annehmend, hindurchgeht, dann mit seinem vordern Ende umgebogen und in eine zweite, zwischen
Mittel- und
Oberwalze gebildete kleinere
Rille gesteckt wird, wodurch er wieder auf diejenige Seite der
Walzen gelangt, von der er ausgegangen
ist. So geht er in Windungen durch eine ganze
Reihe von immer mehr sich verengernden
Kalibern, bis er die gewünschte
Stärke
erlangt hat. In neuerer Zeit legt man die
Walzen, gewöhnlich acht
Paar, neben- und übereinander zwischen
zwei
Gestelle, und der Draht tritt dann in das erste a1 ^[a1]
[* 1]
(Fig. 1) und ohne weiteres
in das zweite a2 ^[a2], dann durch einen Führungskanal c in das
Paar a3a4 ^[a3a4], auf gleiche
Weise durch den
Kanal
[* 8] c nach a5 ^[a5] und a6 ^[a6], von dort wiederum durch einen
Kanal nach a7 ^[a7] und a8 ^[a8] und dann fertig
heraus. Die
Kaliber sind oval oder quadratisch, und erst das letzte
Paar gibt dem Draht den gewünschten
Querschnitt. Der Walzdraht
wird zum Teil ohne weiteres benutzt, meist aber auf der Drahtleier (Drahtzug) weiter verdünnt. Die Drahtleier
[* 1]
(Fig. 2) besitzt ein Zieheisen A, eine Stahlplatte, in welcher eine Anzahl von Löchern abnehmenden
Querschnitts angebracht sind, und welche in dem
Gestell D auf der Tischplatte BC befestigt ist.
Auf dem
Haspel H befindet sich der zu ziehende Draht, dessen angespitztes Ende durch das größte
Loch des Zieheisens, welches aber einen kleinern
Durchmesser hat als der Draht, hindurchgesteckt und von einer
Zange
[* 9] ergriffen
wird, die an einem stumpfen
Kegel K befestigt ist. Dieser
Kegel wird durch die
Zahnräder ab in
Umdrehung versetzt und dadurch
der Draht mit
Gewalt durch das
Loch des Zieheisens gezogen. Man läßt ihn nun drei oder vier andre, immer
kleinere
Löcher passieren, muß ihn dann aber ausglühen, um ihn wieder weich zu machen.
Dies
Ausglühen geschieht in geschlossenen
Cylindern, Glühtöpfen oder
Tiegeln; doch bedeckt sich der Draht dabei trotzdem mit
einer Oxydschicht, die mechanisch oder durch
Beizen mit
Säuren entfernt werden muß, weil sie die Zieheisen
stark angreifen würde. Zur Verminderung des
Widerstandes in den Löchern wird der Draht oft mit
Fett geschmiert oder auch mit
einer 20prozentigen
Lösung von phosphorsaurem
Natron befeuchtet und dann getrocknet. So wechselt das
Ziehen mit dem
Glühen
und Reinigen fortwährend ab, bis der Draht endlich die gewünschte Feinheit erreicht hat. Façondraht
aus
Stahl wird nur in kürzern
Stücken auf
der Ziehbank hergestellt, welche den Draht nicht aufwickelt, sondern ihn geradlinig durch das Zieheisen zieht. Bei
sehr dünnem Draht benutzt man statt des stählernen Zieheisens durchbohrte harte Steine, wie Korund,
[* 11] Rubin, Saphir, durch welche
der Draht gezogen wird. Die Durchmesserabnahme der Ziehlöcher, der sogen. Verdünnungskoeffizient,
beträgt durchschnittlich 0,97. Zum Pressen von Blei- und Zinndraht dient eine hydraulische Presse
[* 10]
(Fig.
3), deren KolbenP eineStange und auf derselben einen Kolben K trägt, der in den über ihm befindlichen, mit geschmolzenem
Metall gefüllten Raum a tritt und, indem er sich hebt, das Metall durch die enge Öffnung d herauspreßt.
Zur Messung der Stärke des Drahts dienen die Drahtlehren (s. Lehren)
[* 12] und zur Benennung derselben die sogen.
Drahtnummern, welche bisher nach Ländern, Provinzen, Ortschaften, selbst nach Fabriken verschieden waren und einen Vergleich
verschiedener Nummern untereinander sowie eine Kontrolle der Nummern unmöglich machten. Deutsche
[* 13] und österreichische Fabriken
beschlossen daher die Einführung der auf metrisches Maß basierten Kraftschen Drahtlehre, bei welcher
jede Nummer zugleich den Durchmesser des Drahts in Zehntelmillimetern angibt. Bei den feinern Drahtsorten, bei welchen die
Differenz keine ganzen Zehntelmillimeter zwischen je zwei aufeinander folgenden Sorten beträgt, ist das Maß von Hundertstelmillimetern
zur Unterscheidung der Drähte eingeführt u. zwar in der Weise, daß die Zehntelmillimeter als Zähler,
die Hundertstel als Nenner des Bruches geschrieben werden.
Eisendraht wird in großer Menge zu Telegraphen- und Telephonleitungen, zu Drahtseilen und zur Fabrikation
von Drahtstiften, zu Drahtgeweben, in der Blumenfabrikation und zu zahlreichen andern Zwecken benutzt. Bisweilen wird der Draht in
schwache Kupfervitriollösung gelegt und dadurch dünn verkupfert, um ihn vor Rost zu schützen. Von Eisendraht, der
1 mm dick
ist, gehen etwa 162 m auf 1 kg. 50 kg Materialeisen liefern 45-46 kg Walzdraht
und 50 kg von diesem 42-45 kg gezogenen Draht Stahldraht hat erst in neuester Zeit und besonders seit Einbürgerung
des Gußstahls eine bedeutendere Rolle übernommen; am wichtigsten ist seine Benutzung zu Klaviersaiten, welche die bis dahin
gebräuchlichen Saiten aus Eisendraht fast ganz verdrängt haben.
Die Darstellung derSaiten geschieht ganz wie die des Eisendrahts, erfordert aber eine außerordentliche
Sorgfalt in Auswahl und Behandlung des Materials. Die ersten brauchbaren Gußstahlsaiten kamen von Webster in Birmingham;
[* 14] seit 1850 liefert
aber Wien
[* 15] mindestens ebenso gute, und auch in Nürnberg
[* 16] werden dergleichen gemacht. Auch zu Bürsten wird viel Stahldraht verbraucht.
Der englische Stahldraht kommt, 0,33-5,8 mm dick, für Uhrmacher und Mechaniker gewöhnlich in fußlangen, geraden Stücken
unter dem NamenRundstahl im Handel vor; stärkere Sorten, bis 12 mm dick, sind gewalzt.
Eigentümlich geformte Arten von Stahldraht sind: der gezogene viereckige, auf dem Querschnitt teils quadratische, teils flache
Stahl, der Triebstahl und der Sperrkegelstahl. Der Triebstahl wird von den Uhrmachern zur Verfertigung der
Getriebe
[* 17] angewendet und hat im Querschnitt die Gestalt eines Getriebes mit 6, 7, 8, 10 oder 12 Zähnen. Bei Verfertigung desselben
wird runder Stahldraht durch Zieheisen gezogen, welche kreisrunde Löcher und am Rande derselben eine angemessene Anzahl schneidiger
Spitzen enthalten; diese gleich Messern wirkenden Spitzen werden nach jedem Zug
mittels Schrauben
[* 18] weiter gegen den Mittelpunkt vorgeschoben,
bis die von ihnen eingeschnittenen Furchen die gehörige Tiefe erlangt haben.
Die Vollendung erhalten die Stangen durch ein gewöhnliches Zieheisen mit in der erforderlichen Weise gestalteten Löchern.
Kupfer- und Messingdraht wird aus gegossenen und geschmiedeten Stücken oder aus schmalen Streifen gezogen,
die man von entsprechend dicken Blechtafeln mittels einer Kreisschere oder eines Walzschneidewerkes abschneidet und, ehe
sie auf den Drahtzug kommen, in einem Walzwerk mit gefurchten Cylindern rundet. Auch streckt man auf dem Walzwerk runde Kupferstangen,
um sie für den Drahtzug vorzubereiten.
Man benutzt den Kupferdraht hauptsächlich für elektrische Apparate, Messingdraht zu Drahtgeweben, Kratzbürsten etc. Von 1 mm
dickem Kupferdraht wiegen etwa 142 m 1 kg. Messingdraht wird von 8-10 mmDicke an auf dem Leierwerk gezogen, von 1 mm dickem
Draht wiegen etwa 148 m 1 kg. Neusilber- und Zinkdraht wird wie Messingdraht dargestellt, hat aber wenig
Bedeutung. Der Gold- und Silberdraht wird teils aus Gold und Silber gefertigt (echter), teils ist er eine wohlfeile Nachahmung
echter Drähte aus unedlen Metallen (unechter oder leonischer [lyonischer]).
Ersterer, sowohl rund als geplättet (Lahn) und von mancherlei andern Formen, wird zumeist von Gold- und
Silberarbeitern zur Verfertigung von Schmucksachen
[* 19] (Ringen, Uhr- und Halsketten, Nadeln,
[* 20] Filigranarbeiten etc.) verwendet und
in der Regel auch von denselben im kleinen gezogen. Man schmiedet einen gegossenen Stab
[* 21] dünn aus und zieht ihn dann auf einer
Schleppzangenziehbank, zuletzt mit einer Zange aus freier Hand.
[* 22] Die Drähte aus legiertem Gold und Silber
müssen während des Ziehens oft geglüht werden. In größerer Menge werden fast nur die feinen Gold- und Silberdrähte zu
Tressen, Gold- und Silbergespinsten etc. dargestellt. Man unterscheidet echten Silberdraht, aus feinem
Silber bestehend, echten Golddraht aus feinem Silber, mit Gold dünn überzogen, unechten Silber- und Golddraht aus Kupfer mit
dünnem Überzug von Silber, resp. Gold und zementierten Draht aus Kupfer, welches äußerlich durch Zink in hochfarbiges Messing
verwandelt ist. Platindraht läßt sich aus geschmiedeten Stäbchen oder aus Blechstreifen sehr fein ausziehen;
umgießt man aber mäßig dünnen Platindraht mit Silber oder hüllt ihn in mehrfach herumgelegtes Silberblech ein, zieht
ihn dann so fein wie möglich aus und schafft endlich das Silber durch Salpetersäure wieder weg, so erhält man Platindraht
von außerordentlicher Feinheit.
Draht wurde bereits im Altertum zu Waffen,
[* 24] Kleidern und Schmucksachen benutzt, aber nur durch Hämmern und
Feilen hergestellt. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. soll ein Nürnberger, Rudolf, das Drahtziehen auf Handziehbänken
erfunden haben. Indessen werden schon 1351 Drahtzieher und Drahtmüller in Augsburg
[* 25] erwähnt, und 1370 gab es in Nürnberg ein
Drahtziehhammerwerk, welches in allen Metallen arbeitete. Die Verarbeitung von Gold und Silber wurde in
Frankreich ausgebildet und kam erst im 16. Jahrh. nach Deutschland.
[* 26] 1592 fertigte Friedr. Hagelsheimer, genannt Held, in Nürnberg
feinsten Gold- und Silberdraht zum Sticken und Weben.
[* 27] Nach England kam das Drahtziehen im 16. Jahrh., und das Walzen des Drahts
stammt aus dem Anfang des 19. Jahrh.
(frz. fil de metal, engl. wire). Ein nicht geringer
Teil der zur Verarbeitung gelangenden Rohmetalle wird in Form von Draht gebracht, der dann in den verschiedensten Dimensionen
zu sehr mannigfachen Zwecken weiter verarbeitet wird. Die gewöhnlichen Handelssorten des D. haben Kreisquerschnitt;
geringe Bedeutung besitzen die Façon-Drähte mit Dreiecks- Rechtecks- Quadratquerschnitt, oder halbrundem, sichelförmigem,
stern- und rosenförmigem Querschnitt u. a. m. Die Formung des Drahtes geschieht meist
durch Ziehen; das zugespitzte Ende eines D. wird durch ein in einer Stahlplatte vorhandenes Loch, welches sich nach der Eintrittsseite
trichterförmig erweitert, gesteckt und mit einer Zange gefaßt, welche durch Elementarkraft fortbewegt
wird. Der kleinste Durchmesser des Ziehloches
¶
mehr
ist kleiner als der Durchmesser des vorgelegten D. Bei dem Durchgange des D. tritt nun eine Querschnittsabnahme und eine
Verlängerung des D. ein. Da aber die Querschnittsabnahme nur gering genommen werden kann, so sind zur Herstellung feiner
D. sehr viele Durchgänge durch immer enger werdende Ziehlöcher erforderlich. Die Ziehlöcher für sehr
feine Drähte mit möglich glatter Oberfläche werden in harte Edelsteine (Rubin oder Saphir) gebohrt und diese in Messingplatten
gefaßt.
Selbstverständlich können nur solche Metalle D. geben, die von Natur die dazu gehörige Dehnbarkeit besitzen. Es werden
verarbeitet: Eisen, Stahl, Kupfer, Messing, Neusilber, Silber, Gold (nicht für sich allein), Platin, in geringerem
Maße Zink und Blei. Der Eisendraht steht in bezug auf massenhafte Erzeugung voran. Zur Herstellung sind nicht unbedingt weiche,
aber zähe, feste Eisensorten von fadiger Struktur erforderlich. Früher ließ man die zu D. bestimmten geschmiedeten eisernen
Stäbe aus dem Gröbsten auf dem sog. Stoßzug ausziehen.
Jetzt werden die groben Drahtnummern gewalzt, um entweder so zu bleiben oder auf der Drahtmühle weiter
verdünnt zu werden. Die Walzen aus hartem Eisen liegen paarweise übereinander und haben auf ihrem Umfange halbrunde Rillen,
die je zwei und zwei aufeinanderpassen und so ein rundes Loch herstellen. Während die Walzen sich beständig drehen, steckt
man in das weiteste Loch glühende Stäbe, die sogleich nach dem Austritt auf der andern Seite in ein zweites, drittes u. s. w.
Loch eingeführt und so mit großer Schnelligkeit in D. verwandelt werden, der noch glühend von einem Haspel zu einem Bunde
aufgewickelt wird.
Die weitere Verfeinerung durch Ziehen geschieht auf der Scheibenbank (Drahtmühle, Leierbank). Jeder
Gang derselben besteht aus einer aufrecht stehenden Trommel mit daneben stehendem Zieheisen. Ein Haspel voll des zu verdünnenden
D. wird vorgelegt, das Drahtende durch Hämmern oder Feilen verdünnt, durch das betreffende Ziehloch geschoben, an der Trommel
befestigt und diese durch die Maschinenkraft in Umlauf gesetzt. Die Härte des Eisendrahtes nimmt bei
jedem Durchgange zu; endlich wird er spröde, so daß er bei noch weiterem Ziehen häufig reißt.
Dann muß er durch Ausglühen wieder weich gemacht werden. Dies geschieht in einem besondern Ofen unter Luftabschluß, um
die Bildung einer Oxydschicht so viel als möglich zu verhüten. Dann ist er zunächst erst durch Beizen
mit Säuren von dem entstandenen Glühspan zu befreien. Gegenwärtig walzt man Eisendraht bis herunter zu 6 ja selbst 4 mm
Durchmesser. Bei dem Ziehen bis zu 1 mm findet ein 3- bis 5maliges Ausglühen bei 12 bis 20 Durchgängen statt. Bei noch
weiterer Verfeinerung ist wiederholtes Ausglühen meist nicht nötig. - Stahldraht wird auf demselben
Wege erhalten wie Eisendraht.
Nur muß derselbe bei dem Ziehen häufiger und mit größerer Vorsicht ausgeglüht werden, weil er rascher hart wird und
bei zu hoher Temperatur verbrennt. Einen besondren Fabrikationszweig bildet die Herstellung der Pianofortesaiten. Das Verfahren
ist im Allgemeinen nicht
verschieden von dem beschriebenen; zur Erreichung des möglichen Gütegrades und der größten Klangfähigkeit
ist aber die größte Sorgfalt in Auswahl und Behandlung des Materials (Gußstahl), namentlich bei dem Wiederhärten des
zum Behufe des Ziehens weich gemachten Stahles erforderlich. Früher konnten solche Saiten nur von England bezogen
werden (von Webster, Horsfall); aber die Engländer sind in Deutschland und Österreich, namentlich in Wien, nicht nur seit
geraumer Zeit erreicht, sondern selbst überholt worden, sodaß die Einführung englischer Saiten ganz aufgehört hat. -
Kupferdraht wird aus rund geschmiedeten Stäben oder aus Streifen, welche von gewalzten Platten geschnitten sind, gezogen.
Das Kupfer läßt sich vermöge seiner großen Dehnbarkeit leicht ziehen und wird nicht hart, so daß ein Ausglühen nur
selten notwendig ist. Ein Stab von etwa 0,3 m Länge und 25 mm Stärke läßt sich zu einem haarfeinen Faden ausziehen, der
über 7500 m lang ist. Die Verwendung kupferner Drähte beschränkt sich vorwiegend auf alle die Fälle,
bei welchen es sich um Benutzung des Elektromagnetismus handelt, also zu telegraphischen Leitungen und galvanischen Apparaten.
Das Messing wird zum Behuf des Drahtziehens für die gröberen Sorten zunächst in runde Stäbe geformt, während man für
die feineren aus Messingblech vierkantige Leistchen (Regale) schneidet und es dem Drahtzug überläßt,
dieselben abzurunden. Die gleiche Dehnbarkeit wie Kupfer und Messing hat das Neusilber. Die Drähte aus dieser Legierung werden
gleich von den Anstalten geliefert, welche Neusilber erzeugen. Draht aus Zink und Blei hat wenig Haltbarkeit und daher wenig
Verwendung; er dient hauptsächlich zum Anbinden für Gärtner, der bleierne außerdem an Jacquardmaschinen
und zu Dichtungen für Röhren u. s. w. - Gold- und Silberdraht finden für allerhand Tressen, Borden u. dgl.
eine ausgedehnte Verwendung und sind entweder echte oder unechte Ware; echter Golddraht besteht indes deshalb noch nicht
aus massivem Gold, sondern ist vergoldeter Silberdraht. Um diesen letzteren ohne Vergoldung zu erzeugen,
gießt man Stäbe, verlängert sie durch Ausschmieden, feilt sie rund und übergibt sie erst gröberen, dann feineren Ziehmaschinen.
Da man den echten Silberdraht immer nur in sehr feinen Nummern braucht, so hat er bis zur Vollendung 100-120 Ziehlöcher
zu passieren.
Bei Herstellung des vergoldeten Silberdrahtes wird nicht dieser nach der Vollendung, sondern gleich die
gerundete Stange vergoldet, indem man sie glühend mit mehrfachen Lagen von Blattgold belegt, dieses anreibt und zur Verhütung
des Abstreifens in den Ziehlöchern die Stange mit Wachs einläßt. Auch bei der weitest getriebenen Streckung erhält sich
die Golddecke trotz fabelhafter Verdünnung ganz und unversehrt. In der nämlichen Weise werden Kupferstäbe
vergoldet oder versilbert und durch Ausziehen in den unechten oder sog. leonischen Gold- oder Silberdraht verwandelt. Die
Fabrikanten, welche dergleichen echte und unechte Drähte verarbeiten, besorgen auch ihre Herstellung selbst
¶
mehr
und es geschieht dabei wenigstens das feinere Ausziehen immer auf kleinen Handmaschinen, sog.
Handleiern. Echte wie unechte Drähte werden oft noch zwischen Walzenpaaren flach gedrückt (geplättet) und bilden dann
den zu Zwecken der Verzierung vielfach gebrauchten Lahn. - Der D. wird in Nummern in den Handel gebracht: die Nummerierung
ist aber je nach Fabrikationsort, ja selbst bei verschiednen Fabriken eines Ortes verschieden. Nur in
Deutschland und Österreich ist durch die seit 1874 durch Vereinbarung der Fabrikanten eingeführte Normallehre Einheit geschaffen.
Die Normallehre ist so bemessen, daß durch Division jeder Nummer mit 10 der Drahtdurchmesser in mm erhalten wird. D. Nr. 50 ist 5 mm,
D. Nr. 5 0,5 mm stark. - Guter fehlerfreier D. muß an allen Stellen gleichen Querschnitt
besitzen und darf an der Oberfläche weder Längsfurchen, noch Risse, noch Schiefer zeigen. Er muß große Biegsamkeit, Zähigkeit
und Festigkeit besitzen. - Zoll: D. von Eisen und Stahl s. Tarif im Anh.
Nr. 6 d, mit Papier überzogen Nr. 6 e 3 β von Blei Nr. 3 c;
Die erste Anwendung derselben wurde 1827 vom Oberbergrat Albert auf harzer Bergwerken
gemacht und seitdem haben sie in den Bergwerken, bei Eisenbahnrampen und Drahtseilbahnen, bei der Ausrüstung der Schiffe
(stehendes Tauwerk), bei der Schleppschiffahrt (Seilschiffe) und Fähren, zu Tragseilen bei Hängebrücken,
endlich zur Kraftübertragung auf weite Entfernungen ausgedehnte Verwendung gefunden. Drahtseile erhalten viel geringere
Dicke als Hanfseile, sind sicherer und billiger.
Ein Hanfseil muß 2-2½ mal dicker sein als ein Drahtseil von gleicher Tragfähigkeit. Die Drahtseile werden auf Seilspinnmaschinen
mit sehr gestreckten Windungen gedreht und erhalten meistens Hanfseelen, d. h. Einlagen von
geteerten Hanfseilen zum Ausfüllen der Höhlung. Zu einer Litze kommen z. B. 6 Drähte mit
einer Hanfeinlage; 6 solcher Litzen werden um eine stärkere Hanfseele zu einem Seil zusammengedreht. Außer Rundseilen werden
auch für schweren Dienst Band- oder Flachseile benutzt.
Diese bestehen gewöhnlich aus 6 Strähnen, von denen 3 rechts und 3 links gedreht sind. Jeder Strähn
hat 4 Litzen und jede von diesen besteht aus 6 oder 7 um eine Hanfseele gewundenen Drähten. Die 6 Strähne werden von durchgehenden
flachen, außen umgenieteten Stiften oder mit eingeflochtenem Nähdraht seitlich zusammengehalten. Die Drahtseile werden
von Drahtwerken und Seilereien geliefert. Eine hierzu vorzüglich eingerichtete ist die von Felten und
Guillaume in Köln. Alle Drahtseile erhalten, wenn sie nicht aus verzinntem, verzinktem oder verkupfertem D. hergestellt
wurden, einen vor Rost schützenden Überzug von Steinkohlenteer oder einer aus Petroleumrückständen, Harz und Baumöl bereiteten
Schmiere. - Drahtstifte, in den größten Nummern Drahtnägel
genannt, werden aus rundem, zuweilen auch
aus vierkantigem D. mittels Maschinen ohne Verwendung von Glühfeuern hergestellt.
Der Verbrauch derselben ist ein ganz ungeheuerer; die Sortenzahl eine sehr große. Die ersten Drahtstiftmaschinen kamen in
Paris zur Ausführung und Verwendung, daher noch der Name pariser Stifte, werden jetzt aber in allen Ländern mit Kleineisenindustrie
gebaut und gebraucht. Die Maschinen liefern bei jeder Umdrehung der Schwungradwelle einen fertigen Nagel;
es erfolgen aber je nach der Größe der Stifte 80-300 Umgänge in der Minute, bei Mittelsorten 120-180. Die verschiednen
Verrichtungen, welche die Organe der Maschine bei jedem Umlauf in rascher Folge ausführen, sind: Hereinziehen des in Rollen
vorgelegten Drahtes um eine Nagellänge;
Festhalten des Drahtes in einer dicken Zange;
Plattstoßen des
hervorstehenden kleinen Endstücks zu einem Kopf;
Abschneiden des Drahtes mittels zweier oder dreier Schneidstähle, wodurch
er zugleich geschärft wird, oder statt dessen die Anformung einer Spitze durch Pressung: Abgleichung des neu entstandenen
Endes durch einen Querschnitt, damit der folgende Kopf gebildet werden kann;
Auswerfen des fertigen Stiftes.
Manche Stifte werden noch in Trommeln gescheuert und von Rauhheiten befreit, einige verzinnt, durch Glühen gebläut oder
durch Erhitzen mit Öl geschwärzt. Die Ware verkauft sich in abgewogenen Packeten und nach Nummern sortiert zu sehr mäßigen
Preisen. - Zoll: Drahtseile zur Kettenschleppschiffahrt sind zollfrei. Eiserne, auch mit einem Kern aus
Hanf s. Tarif im Anh. Nr. 6 e 1 β kupferne Nr. 19 b.
[* 1] diejenige Form der dehnbaren Metalle, die bei nur geringem Querschnitt eine große, nicht bestimmte Länge
besitzt. Draht wird hauptsächlich aus Eisen, Stahl, Silber, Gold, Kupfer, Messing, Tombak und Neusilber hergestellt,
doch kommen für einzelne Zwecke auch Platin-, Aluminium-, Magnesium-, Zinn-, Zink- und Bleidraht im Handel vor. Meist hat der
Draht kreisrunden Querschnitt, doch wird auch solcher von flachem, ovalem, dreieckigem, viereckigem, halbrundem, halbmondförmigem,
sternförmigem und noch anders gestaltetem Querschnitt erzeugt, der als façonnierter Draht, Façondraht, Dessin-
oder Formdraht
bezeichnet wird.
Die Stärke des Draht ist im allgemeinen eng begrenzt, aber innerhalb dieser Grenzen
[* 31] eine sehr verschiedene. Für
gewöhnliche Verbrauchszwecke beträgt dieselbe 0,2 bis 12 mm; für besondere Zwecke, wie bei der Herstellung der Gold- und
Silbertressen, verwendet man Draht von 0,04 bis 0,05 mm. Der Draht wird am häufigsten durch Ziehen, stärkerer,
besonders Eisendraht, durch Walzen (Walzdraht), Bleidraht (s. d.) sowie Zinndraht durch Pressen hergestellt. Bei allen diesen
Bearbeitungsmethoden muß das verwendete Material vorher in eine passende Form gebracht werden, was je nach der Natur desselben
durch Gießen,
[* 32] Schmieden, Walzen oder durch Abschneiden schmaler Streifen von gegossenen oder gewalzten Platten
geschieht. Die eigentliche Verarbeitung zu D. ist gleichfalls eine verschiedene und durch die Art des betreffenden Materials
bedingt.
Der in den technischen Gewerben die ausgedehnteste Anwendung findende Eisendraht, zu dem man nur festes, reines und zähes
Stabeisen benutzt, wird bis zu einer Stärke von 3 mm abwärts durch Walzen hergestellt. Die in einem Gestell
übereinander befindlichen Walzen sind auf ihrer ganzen Fläche mit eingedrehten Rillen (Kaliber) von stufenweise abnehmender
Weite versehen, die bei der Berührung je zweier Walzen aufeinander passen und vermöge ihrer Form einen allmählichen Übergang
vom quadratischen durch den ovalen zum runden Querschnitt bilden.
Sobald der zu walzende Stab, der weißglühend in das erste etwa 25 mm im Quadrat haltende Kaliber tritt,
dieses verläßt, wird er in ein zweites, dann in ein drittes, viertes u. s. w. geführt,
worauf er, noch rotglühend aus dem letzten Kaliber kommend, auf einen Haspel gewickelt wird. Nach der Anordnung des Engländers
Bedson wird der zu walzende Stab der Reihe nach durch eine Anzahl kleiner, nur je ein Kaliber enthaltende
Walzenpaare geleitet, die abwechselnd liegend und stehend gelagert sind, sodaß, da das Kaliber jeden folgenden Paares kleiner
ist, der Draht in einem einzigen Durchzug auf die gewünschte Dicke gebracht wird.
Die Ansammlung des Draht zwischen zweien der Walzenpaare wird hierbei dadurch verhindert, daß
die aufeinander folgenden Walzen mit derart vermehrter Umfangsgeschwindigkeit rotieren, daß sie alle in gleichen Zeiten auch
gleiche Drahtvolumen ausgeben. Aus diesem Walzdraht werden die feinern Draht durch Ziehen auf der durch Elementarkraft in Thätigkeit
versetzten, in beistehender
[* 30]
Figur dargestellten Ziehbank (Leierwerk) hergestellt.
Der Draht ist hier auf der hölzernen Trommel a aufgewickelt; das eine Ende desselben wird, vorn etwas angespitzt, durch die
Löcher des aus einer gehärteten Stahlplatte bestehenden, an der Ziehbank befestigten Zieheisens c geführt und hierauf
auf die eiserne Trommel b, die mittels konischer Zahnräder angetrieben wird, aufgewickelt und so durch
das Zieheisen gezogen, wobei der Durchmesser der letzten der in abnehmender Größe vorhandenen Öffnungen die Stärke des
betreffenden Draht bestimmt. Statt der beschriebenen Ziehbank wird, besonders bei stärkerm Draht, eine sog.
Schleppzangenziehbank angewendet, bei der das zugespitzte Drahtende nach dem Ein-
stecken in das Ziehloch in eine auf einem Support befestigte Zange eingeklemmt und letztere mittels Windetrommel und Zugseil
oder -Kette angezogen wird. Ist die Zange am Ende ihrer Bahn angelangt, so muß sie wieder vorgebracht und der Draht von neuem
gefaßt werden. Der Draht wird in kaltem Zustande gezogen, und es kann daher die jedesmalige Querschnittsverminderung
nur eine geringe sein; die hierbei durch die gewaltsame Verdichtung des Metalls verursachte Sprödigkeit desselben wird durch
von Zeit zu Zeit wiederholtes Ausglühen des Draht beseitigt.
Stahldraht wird in derselben Weise hergestellt; Kupfer-, Tombak- und Messingdraht aus gegossenen und nachher überschmiedeten
Stäben oder aus von Platten abgeschnittenen Streifen gezogen. Bei Gold- und Silberdraht unterscheidet man
echten und unechten, letzterer auch leonischer oder lyonischer Draht (wahrscheinlich nach der Stadt Lyon)
[* 34] genannt. Echter Silberdraht
besteht ganz aus feinem Silber; echter Golddraht aus mit Gold nur dünn überzogenem Silber, unechter Silberdraht und unechter
Golddraht aus Kupfer, das mit einem dünnen Überzug von Edelmetall versehen ist.
Der zwischen zwei Walzen zu einem schmalen, dünnen Bändchen geglättete Gold- und Silberdraht, Lahn genannt, wird zu glanzvollen
Geweben und Posamenten verarbeitet. Cementierter Draht, der mit der Farbe desTombaks oder Messings die Zähigkeit des Kupfers
vereinigt, wird dadurch erzeugt, daß man eine Kupferstange vor der Verarbeitung zu D. in einem verschlossenen
Behälter der Einwirkung von Zinkdämpfen aussetzt, wodurch sich die Oberfläche mit einer dünnen Tombak-, resp. Messingschicht
überzieht. Die feinsten Gold- und Silberdrähte werden nicht durch Zieheisen, sondern durch in Messing gefaßte, mit sehr feinen
Löchern versehene Edelsteine
[* 35] (namentlich Rubine und Saphire), die sog. Steinlöcher, gezogen.
Die Kunst, aus Metall dünne Fäden zu erzeugen, scheint sehr alt zu sein, denn schon in den frühesten Zeiten der Kulturentwicklung
wurde Draht zu Waffen, Kleidern und Schmucksachen benutzt. Derselbe wurde anfangs nur durch Rundhämmern oder Rundfeilen
schmaler Blechstreifen verfertigt. Zwischen 1360 und 1400 soll ein NürnbergerNamens Rudolph das Drahtziehen
auf Handziehbänken erfunden haben, doch kommen in Augsburg schon 1351 Drahtzieher und Drahtmüller vor. Das Ziehen des feinen
Gold- und Silberdrahts wurde in Frankreich ausgebildet und fand erst in der Mitte des 16. Jahrh. in DeutschlandVerbreitung. 1592 fertigte
Friedrich Hagelsheimer, genannt Held, in Nürnberg den feinsten Gold- und Silberdraht zum Weben und Sticken.
In England scheinen erst 1590 Eisendrahtmühlen in Gebrauch gekommen zu sein. Seit dem Anfange dieses Jahrhunderts wird starker
Draht durch Walzen hergestellt.
Eine andere wichtige Verwendung des Stahldrahts ist die zu Drahtbürsten und zu den Saiten musikalischer
Instrumente.
Eisendraht dient zur Herstellung der Drahtstifte (s. d.), sowie zur Herstellung der als Siebe allgemein in Gebrauch
befindlichen Drahtgewebe (s. d.). Der feinste Eisendraht ist ein unentbehrliches Material
der Blumenfabrikation. Eine hohe Bedeutung hat der Kupferdraht durch seine Leitungsfähigkeit für die
Zwecke der Elektrotechnik gewonnen, für Telegraphen- und Telephonleitungen hat in neuester Zeit auch der Phosphorbronzedraht
Aufnahme gefunden.
Verschiedene Arten von Draht werden zu groben und feinen Flechtarbeiten benutzt. Auf der Verwendung des Gold- und Silberdrahts
beruht die an Schmuckgegenständen so beliebte Filigranarbeit
[* 44] und die Fabrikation der sog. Leonischen
Waren (s. d.). In fabrikmäßigem Betrieb werden feine Gold- und Silberdrähte zu Tressen, Stickereien, Gold-
und Silbergespinsten produziert. – Trotz der auswärtigen, namentlich engl. Konkurrenz behauptet
Deutschlands
[* 45] Drahtindustrie auf dem Weltmarkt das Übergewicht.
Eingeführt wurden an Eisen- und Stahldraht aller Art 1891 in Deutschland 5692 t im Werte von 1913000 M., ausgeführt dagegen 167471
t im Werte von 23494000 M. Den meisten gewalzten und gezogenen Draht liefert Rheinland-Westfalen. Die auf die Verarbeitung
des Eisendrahts gegründete Drahtwarenindustrie (Drahtgeflechte, -Gewebe, -Gitter, -Zäune, -Siebe, -Seile, -Bürsten, -Matratzen)
ist gleichfalls namhaft entwickelt, findet sich außer Rheinland-Westfalen in Berlin, Breslau,
[* 46] Gleiwitz,
[* 47] Dresden,
[* 48] Nürnberg, Hamburg,
[* 49] Magdeburg,
[* 50] Saalfeld
[* 51] und sonst an vielen Orten zerstreut.
Die Ausfuhr begreift, während die Einfuhr gering ist, ansehnliche Posten, wird aber statistisch nicht besonders
aufgeschrieben, ist vielmehr unter groben und feinen Eisenwaren mit enthalten. Bekannt ist nur, daß 1891 an Drahtseilen 1671 t
(Wert 835000 M.), an Drahtstiften 49709 t (Wert 8202000 M.) ausgeführt wurden. Für Gold- und Silberdraht
sind die Hauptplätze: Nürnberg, Pforzheim,
[* 52] Berlin, Hanau;
[* 53]
In der Spinnerei bedeutet Draht soviel wie Drehung, weshalb man von zwei-, drei- und mehrdrähtigem Garn spricht,
indem durch den größern oder geringern Grad der Drehung die Feinheit und Festigkeit,
[* 62] d. h. Güte des Garns bedingt wird.