Douai
(spr. duä, lat. Duacum), Arrondissementshauptstadt und Festung [* 3] erster Klasse im franz. Departement Nord, an der Scarpe und dem Kanal [* 4] Sensée, der dieselbe mit der Schelde verbindet, Knotenpunkt der Nordbahn, hat über 7 km im Umfang und schließt in ihren alten betürmten Mauern fast ebensoviel Gärten wie Wohnungen ein. Sie hat gerade Straßen und einen schönen Marktplatz, der von architektonisch interessanten Häusern eingefaßt ist, unter denen besonders das gotische Stadthaus (aus dem 15. Jahrh., 1857-68 restauriert) mit seinem malerischen, 40 m hohen Belfried (Glockenturm) hervorragt, mehrere schöne Kirchen (z. B. Notre Dame, mit einem berühmten, aus der Abtei Anchin stammenden Altarschrein, St.-Jacques, St.-Pierre, die Katharinenkapelle etc.), verschiedene Klöster, mehrere Hospitäler, ausgedehnte Kasernen, ein Arsenal u. eine Kanonengießerei.
Eine dreifache
Linie von Festungswerken aus dem 15. und 16. Jahrh., durch
Vauban vervollständigt und in neuerer Zeit zum großen
Teil neu hergerichtet, umgibt die Stadt. Die Einwohner, deren Zahl sich auf (1881) 25,060 beläuft,
betreiben
Fabriken für
Maschinen und
Ackerbaugeräte,
Zucker,
[* 5]
Chemikalien,
Flaschen und
Tüll, Spinnereien,
Gerbereien und Bierbrauereien
sowie lebhaften
Handel mit
Getreide,
[* 6]
Kohlen,
Flachs, Ölsaat etc. Douai
ist Sitz einer
Akademie, hat zwei
Fakultäten (für
Rechte
und Litteratur), ein
Lyceum, ein
Collège, eine
Normalschule, eine
Artillerieschule, eine
Gemäldegalerie, ein reiches naturhistorisches
und Altertumsmuseum, eine
Bibliothek von 55,000
Bänden und 600
Manuskripten, mehrere wissenschaftliche
Gesellschaften und einen
botanischen
Garten.
[* 7] Douai
ist auch Sitz eines Appellhofs und Geburtsort des Bildhauers
Giovanni
Bologna. -
An der
Stelle von Douai
stand einst ein
Schloß, das
Castrum Duacense, das 897 von den
Normannen zerstört worden sein soll.
Die Stadt befand sich während des
Mittelalters in größter
Blüte.
[* 8] Sie gehörte zuerst den
Grafen von
Flandern, dann den
Herzögen von
Burg und und bildete nach deren Aussterben 1477 einen Teil der spanischen
Niederlande.
[* 9] Unter
Ludwig XIV. 1667 ward Douai
von den
Franzosen erobert und im
Aachener
Frieden 1668 abgetreten, aber 1710 von den Alliierten unter
Marlborough nach einer zweimonatlichen Belagerung wieder genommen. 1712 von
Villars von neuem erobert,
kam es wieder an
Frankreich, mit dem es durch den
Utrechter
Frieden 1713 für immer vereinigt wurde. 1714 wurde es zum Sitz
des
Parlaments von
Flandern bestimmt.
Vgl. Duthilloeul, Douai
ancien et nouveau (Douai 1860).