Donauwörth,
unmittelbare Stadt im bayr. Regierungsbezirk Schwaben, am Einfluß der Wörnitz in die Donau und am Fuß des Schellenbergs, Knotenpunkt der Bayrischen Staatsbahnen (Eisenbahnlinien nach Augsburg, Ulm, Nürnberg und Regensburg), ist altertümlich gebaut, hat aber schöne Straßen, 5 katholische und eine prot. Kirche, eine ehemalige Benediktinerabtei (Heiligkreuz) mit Kirche, hohem Turm und großer Glocke, jetzt in ein Schloß umgewandelt, das dem Fürsten von Öttingen-Wallerstein gehört und die Anstalt des Verlags katholischer Zeitschriften (Cassianeum) und Buchdruckerei enthält, ein gotisches Rathaus, ein schönes sogen. Tanzhaus, ebenfalls im gotischen Stil (neuerdings restauriert, auch für Theater und Schulen benutzt), 2 Institute der Barmherzigen Schwestern, eine Lateinschule und (1880) 3857 Einw., darunter 398 Protestanten. Hübsche Anlagen umgeben die Stadt. In der Nebenkapelle der prachtvollen Klosterkirche befindet sich der Sarkophag Marias von Brabant, der Gemahlin des Herzogs Ludwig von Bayern. Die Erwerbszweige der Bewohner bilden zunächst Obst-, Getreide-, Flachs-, Hanfbau, Bierbrauerei, Pechfabrikation, in der Nähe große Leinenfabrik und Spinnerei; der Monatsviehmarkt ist einer der größten Bayerns (Jahresumsatz 2 Mill. Mk.). Donauwörth ist Sitz eines Bezirksamts (im ehemaligen »Fuggerhaus«), eines Amtsgerichts und eines Forstamts. - Donauwörth hat seinen Namen von der jetzt in Trümmern liegenden Burg Wörth (Veridi), die, um 900 vom Grafen Hugbald I. von Dillingen erbaut, von seinem Urenkel Mangold Mangoldstein genannt wurde. Nachdem Mangolds Nachkommen 1191 ausgestorben waren, fiel an die Hohenstaufen. Konradin verpfändete es 1266 und Karl IV. den unter Albrecht I. zur Reichsstadt erhobenen Ort 1376 an Bayern. Herzog Ludwig der jüngere verzichtete 1434 auf die Pfandschaft. Die Stadt wurde wieder reichsunmittelbar und nahm im 16. Jahrh. die Reformation an. Hier war es, wo Herzog Ludwig der Strenge in grundloser Eifersucht seine Gemahlin Maria von Brabant enthaupten ließ (1256), woran das 1834 von den Bewohnern Donauwörths auf den Trümmern der Burg errichtete Kreuz und die am Mangoldsfelsen angebrachte Gedenktafel erinnern. Wegen Störung einer katholischen Prozession 1606 wurde die Stadt von Kaiser Rudolf II. im August 1607 in die Reichsacht erklärt und die Ausführung derselben dem Herzog Maximilian von Bayern übertragen, der die Stadt 17. Dez. 1607 besetzte. Donauwörth blieb fortan bei Bayern. Zugleich hatten die Protestanten alle Kirchen räumen müssen, und erst 30. Dez. 1860 ist für die neuerstandene protestantische Gemeinde der erste protestantische Gottesdienst in Donauwörth wieder gehalten worden. Im Dreißigjährigen Krieg ward Donauwörth 1632 von den Schweden unter Gustav Adolf gestürmt, 1634 wieder von den Bayern genommen. Im spanischen Erbfolgekrieg wurden die Bayern und Franzosen 2. Juli 1704 auf dem nahe gelegenen Schellenberg (gegenwärtig mit schönen Anlagen und Aussicht auf das Donauthal) durch die Kaiserlichen unter dem Prinzen Ludwig von Baden und dem Herzog Marlborough völlig besiegt, worauf Donauwörth 1705 von Kaiser Joseph I. wieder zur Reichsstadt erklärt und 1710 in das reichsstädtische Kollegium aufgenommen wurde. Frankreich setzte jedoch im Frieden von Baden 1714 die Wiederabtretung der Stadt an Bayern durch, und der schwäbische Kreis verzichtete endlich 1782 in einem Vergleich förmlich auf seine oft erneuerten Ansprüche auf diese Stadt. Am 6. Okt. 1805 fand bei Donauwörth ein Gefecht zwischen den Franzosen unter Soult und den Österreichern unter Mack statt, infolge dessen sich die letztern über die Donau zurückziehen mußten. Vgl. Stieve, Der Ursprung des Dreißigjährigen Kriegs; 1. Buch: Der Kampf um Donauwörth (Münch. 1875).