Dominikane
rorden
oder Predigerorden (Ordo fratrum praedicatorum), ein 1215 von
Dominicus (s. d.) gestifteter und von
Papst Honorius III. bestätigter Mönchsorden mit dem Privilegium, zur
Bekehrung der
Ketzer
überall predigen und
Beichte hören zu dürfen. Er hatte seine erste
Niederlassung zu
Toulouse,
[* 2] verbreitete sich aber rasch
in
Frankreich (hier hießen die
Dominikaner häufig Jakobiner, weil ihre erste
Niederlassung in
Paris
[* 3] bei der
Kirche zum heil.
Jakob war), in
Spanien
[* 4] und
Italien.
[* 5] Auf dem ersten Generalkapitel zu
Bologna 1220 wurde der Dominikane
rorden zum Bettelorden
gemacht und seinen Mitgliedern die Pflicht auferlegt, auf alle Einkünfte und
Güter zu verzichten, und sich ihren
Unterhalt
täglich zu erbetteln. Der dritte
General, der heil. Raymundus de Pennaforti, veranstaltete 1238 eine Sammlung der Ordensstatuten.
An der
Spitze des
Ordens steht der
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anfangs auf Lebenszeit, später auf 6 Jahre gewählte Ordensgeneral, der im Kloster Maria sopra Minerva zu Rom
[* 7] residiert. Jeder
Landschaft steht ein Provinzialprior vor, jedem einzelnen Hause, das mindestens 12 Mitglieder zählt, ein Konventualprior.
Diesen Vorstehern gegenüber ist die Gesamtheit durch die Kapitel, d. h. durch alle 3 Jahre abzuhaltende allgemeine
Versammlungen und durch ständige Definitoren vertreten. Die Hauptaufgabe des Dominikane
rorden bestand in der Missionsthätigkeit unter
den Ungläubigen, und seine Sendboten verbreiteten sich bald weithin.
Doch auch innerhalb der Kirche betrieb er mit großem Eifer die Predigt des Wortes, die Verwaltung der Sakramente und namentlich
die Pflege der kirchlichen Wissenschaften. Albertus Magnus und Thomas von Aquino sind die bedeutendsten
aus dem Dominikane
rorden hervorgegangenen Gelehrten, daneben Meister Eckardt, Joh. Tauler, Heinr. Suso, Savonarola, Las Casas, Vincentius Ferrerius,
Vincenz von Beauvais. In dem jahrhundertelangen theol. Streit mit ihren Rivalen, den Franziskanern, verteidigten die Dominikaner
den unendlichen Wert des Verdienstes Christi (satisfactio superabundans), hielten an einem gemäßigten
Augustinismus fest, verwarfen die Lehre
[* 8] von der unbefleckten Empfängnis der Maria und wurden nach ihrem Theologen Thomas auch
Thomisten (im Gegensatz zu den Scotisten, den Franziskanern) genannt. 1232 übertrug ihnen Papst Gregor IX. die Inquisition und
in ihrem Dienste
[* 9] machte sich der Dominikane
rorden in Italien, Deutschland,
[* 10] Polen, Frankreich, Spanien und Portugal bald ebenso
verhaßt als gefürchtet.
Durch Martin V. wurde 1425 das Verbot Güter zu erwerben, aufgehoben; der Orden
[* 11] erhielt die Erlaubnis, Schenkungen anzunehmen,
und war bald im Besitze reicher Pfründen. Indessen erzeugte das Bestreben, die Ordensregel in ihrer alten Strenge wiederherzustellen,
eine Reihe neuer Kongregationen, unter denen die berühmteste die in Frankreich entstandene Kongregation
des heil. Sakraments oder von der ursprünglichen Observanz durch Antonius le Quieu (gest. 1676) ist. In seiner Blütezeit
zählte der Dominikane
rorden über 150000 Mitglieder in 45 Provinzen, darunter 11 außerhalb Europas, und 12 Kongregationen unter selbständigen
Generalvikaren. Später wurden die Dominikaner aus den Schulen und von den Höfen vielfach durch die Jesuiten
verdrängt und verlegten sich mehr auf die Mission, namentlich in Amerika
[* 12] und Ostindien.
[* 13] Die Französische Revolution brachte
den Dominikane
rorden noch mehr zurück; Lacordaire (gest. 1861) versuchte ihn wieder
zu heben, geriet aber in heftigen Streit mit dem Ordensgeneral Jandel, der ihn fast ganz ins Lager
[* 14] der
Jesuiten führte.
Während des Klostersturms in Frankreich (1880) wurden 294 Dominikaner des Landes verwiesen, und jetzt haben sie noch Niederlassungen in Deutschland (Berlin, [* 15] Düsseldorf), [* 16] Italien, Spanien, Österreich [* 17] und der Schweiz; [* 18] Missionen vorzüglich in Amerika und Ostindien. Ihre Kleidung besteht in weißem Habit und Skapulier [* 19] mit kleiner, weißer spitzer Kapuze; beim Ausgehen tragen sie darüber eine schwarze Kutte und Kapuze. (Daher heißen sie in England die schwarzen oder die grauen Brüder.)
Das Wappen des Ordens zeigt einen Hund, welcher eine brennende Fackel im Maule trägt (daher die Bezeichnung «Domini canes», d. h. «Hunde [* 20] des Herrn»),
um die doppelte Aufgabe des Ordens zu versinnbildlichen, die Kirche zu bewahren vor dem Eindringen der Ketzerei und die Welt zu erleuchten durch die Predigt der Wahrheit.
Dominikanerinnen,
eine weibliche Abteilung des Dominikanerorden
, kann man entweder auf das 1205 gestiftete Frauenkloster Prouille bei Toulouse
zurückführen, oder auf das Kloster des heil. Sixtus zu Rom, wo Dominicus 1219 in verschiedenen Klöstern
zerstreut und oft regellos lebende Nonnen zu strenger Zucht vereinigte. Sie besaßen gegen 300 Klöster und noch jetzt bestehen
solche in Deutschland, Italien, Österreich, Polen, Belgien
[* 21] und Amerika. Statt mit Studien beschäftigen sie sich mit Handarbeit
oder mit der Jugenderziehung. Ihre Kleidung besteht aus weißem Gewand mit schwarzem Mantel und Schleier.
Ihre berühmteste Ordensschwester ist die heil. Katharina von Siena (s. d.).
Der Dominikanerorden
hat auch einen dritten Zweig, sog. Tertiarier, von Dominicus unter dem Namen der Miliz Jesu Christi gestiftet und nach
seinem Tode Brüder und Schwestern von der Buße des heiligen Dominicus genannt. Sie übernehmen kein Gelübde,
sondern bleiben in ihren weltlichen Verhältnissen, unterstützen aber nach Kräften die Bestrebungen des Dominikanerorden
und
waren namentlich die weltlichen Handlanger der Inquisition. -
Vgl. Danzas, Études sur les temps primitifs de l'ordre de St. Dominique (3 Bde., Poitiers 1874-75; Neue Folge, 2 Bde., Par. 1885-88);
Kleinermanns, Der dritte Orden von der Buße des heil. Dominicus (Dülmen 1885);
Denifle im «Archiv für Litteratur und Kirchengeschichte des Mittelalters», 1885 u. 1890.