Dominikaner
,
ein 1215 vom heil. Dominikus (s. d.) gestifteter und vom Papst Honorius III. bestätigter Mönchsorden. Die Fehden gegen die Albigenser gaben jenem frommen Chorherrn Anlaß, einen Orden [* 2] zur Bekehrung der Ketzer zu gründen, welchem er die Regeln Augustins und namentlich der Prämonstratenser auferlegte. Die Bekehrungsversuche der einzelnen Mitglieder desselben durch das ganze katholische Europa [* 3] hatten bald eine allgemeine Verbreitung dieses Ordens zur Folge; so entstanden z. B. die Klöster in Paris [* 4] (hier, weil ihr erstes Kloster in der Jakobsstraße entstand, Jacobins genannt), zu Metz, [* 5] Venedig, [* 6] Bologna und Rom, [* 7] wo der Ordensgeneral residierte.
Auf dem ersten, 1220 zu
Bologna versammelten Generalkapitel, wo der
Orden vom
Papste den
Titel
Fratres Praedicatores
(Predigermönche) erhielt, wurde zu den frühern
Artikeln noch das freilich nicht lange gehaltene
Gebot hinzugefügt, daß der
Orden nie
Grundeigentum und feste Einkünfte besitzen, sondern lediglich
von
Almosen leben, also ein Bettelorden sein sollte,
wie der dabei als
Muster vorschwebende
Orden der
Franziskaner. Im
Gegensatz zu diesem sahen es übrigens
die Dominikaner
stets vorzugsweise auf die
Lehre,
[* 8] ihre
Verteidigung durch
Wissenschaft,
Zensur und durch die ihre Macht wesentlich begründende,
ihnen von
Gregor IX. 1232 übertragene
Inquisition ab und breiteten auf diese
Weise ihre Herrschaft über
Italien,
[* 9]
Deutschland,
[* 10] Polen,
Frankreich,
Spanien,
[* 11]
Portugal, später sogar über
Ostindien
[* 12] und
Amerika
[* 13] aus, überall als treue und
bissige
»Hunde
[* 14] des
Herrn« (domini canes) gefürchtet und respektiert. In
Italien zogen sie auch die
Malerei zur Ausbreitung ihrer
Lehren,
[* 15] namentlich der Dogmen des
Thomas von Aquino, in ihren
Dienst, wofür unter anderm die Fresken in
Santa Maria Novella
in
Florenz
[* 16] und der
Triumph des
Todes im
Campo santo zu
Pisa
[* 17] (14. Jahrh.)
Zeugnis ablegen, welche in großartigen
Kompositionen den ganzen
Lehrbegriff des
Thomas von Aquino symbolisieren.
Nachdem sie 1425 die Erlaubnis erhalten hatten,
Schenkungen anzunehmen, gaben sie das Betteln auf und beschäftigten sich,
im
Genuß reicher
Pfründen, mit der theologischen
Wissenschaft und mit
Politik. Aus der großen Zahl namhafter
Männer, die den Dominikanern
angehörten, nennen wir
Thomas von Aquino,
Albert d. Gr.,
Meister Ekkard,
Raimund de Pennaforte,
Johann
Tauler,
Heinrich
Suso,
Savonarola,
Las Casas,
Vinzenz
Ferrerius,
Vinzenz von
Beauvais. In seiner glänzendsten
Periode zählte
der
Orden über 150,000 Mitglieder in 45
Provinzen, darunter 11 außer
Europa, und in 12
Kongregationen unter
eignen
Generalvikaren.
Ihre
Rivalen waren seit Entstehung des
Ordens die
Franziskaner, und die heftigsten Streitigkeiten zwischen beiden
Orden über
die
Frage, ob
Christus
Güter besessen, was die
Franziskaner bestritten, sowie über die immaculata conceptio, deren Gegner die
Dominikaner
waren, setzten sich in den
Kämpfen zwischen
Thomisten und Skotisten bis auf spätere
Zeiten fort. Durch
die
Jesuiten wurden Dominikaner
wie
Franziskaner nach und nach aus den
Schulen und von den
Höfen verdrängt und beschränkten sich nun
wieder auf ihren ursprünglichen
Beruf; sie unternahmen
Missionen in
Amerika und
Ostindien.
Aber besonders seit der französischen
Revolution ging es rasch abwärts mit dem
Orden, und der
Fall der
Inquisition brach auch seine Macht. Sogar in
Ostindien und
Südamerika
[* 18] nimmt er jetzt ab. In
Frankreich brachte
Lacordaire (s. d.)
ihn zu vorübergehendem Aufleben, zerfiel aber mit dem Ordensgeneral Jandel (gest. 1872), welcher
den Dominikane
rorden ganz in das jesuitische
Lager
[* 19] übergeführt hat. 1880 wurden während des Klostersturms
in
Frankreich 294 Dominikaner
aus dem Land verwiesen.
Die
Verfassung des Dominikane
rordens ist übrigens streng monarchisch.
Alle
Kongregationen und
Provinzen stehen unter einem
Generalvikar,
dessen
Residenz
Rom ist. Die 1220 zu
Bologna bestimmte Ordenskleidung der Dominikaner
besteht in einem weißen
Rock und
Skapulier,
[* 20] woran
das Käppchen befestigt ist, und einem schwarzen
Mantel mit spitzer
Kapuze. Die
Tertiarier der Dominikaner
, welche zur Zeit der
Inquisition
ihre Befehle exekutierten, bildeten seit 1234 den dritten
Orden der Dominikaner
unter dem
Namen des
Ordens der
Buße des heil.
Dominikus.
Sie legten kein
Gelübde ab, blieben auch in ihren häuslichen Verhältnissen.
Die schon 1206 von Dominikus gestifteten Dominikanerinnen tragen weiße Kleidung mit schwarzem Mantel und Schleier. Sie zählen jetzt nur noch wenige Klöster in Italien, Frankreich, Belgien, [* 21] ¶
mehr
Ungarn, [* 23] Bayern, [* 24] wo sie sich dem Unterricht und der Erziehung junger Mädchen widmen, und in Amerika. Unter den Dominikanerinnen ragt die Gestalt der Katharina von Siena hervor.
Vgl. Danzas, Études sur les temps primitifs de l'ordre de saint Dominique (Poitiers 1874-75, 3 Bde.).