Domatien
(neulat., »Wohnungen«),
Pflanzenbildungen, welche andern Organismen, wie
Pilzen,
Tieren u. dgl. als Aufenthaltsort
dienen, ohne pathologischer
Natur zu sein. Sie zerfallen je nach der tierischen oder pflanzlichen
Natur
ihrer Bewohner in Zoo- und Phytodomatien.
Von erstern sind besonders die kleinen braunen Haarschöpfe in den Nervenwinkeln
an der Unterseite von Lindenblättern seit langer Zeit bekannt, welche nach Lundström nebst dem zugehörigen Blattflächenstück
und den Nervenseiten einen ungefähr dreikantigen, nach
oben zu geöffneten Hohlraum umschließen, in
dem verschiedene Milbenarten ihren Sommerwohnsitz aufschlagen
(Milben- oder Akarodomatien
). In andern
Fällen dienen Einfaltungen
der Blattränder und Blattzähne oder behaarte, resp. auch unbehaarte Grübchen, endlich auch
taschenförmige Blattbildungen als Aufenthaltsort der
Milben, so daß Lundström 240 derartige
Pflanzen aus den verschiedensten
Familien aufzählen konnte; nur bei den Monokotylen, den
Gymnospermen und allen krautartigen
Pflanzen scheinen
sie zu fehlen.
Daß die Domatien
nicht wie die
Cecidien
(Gallen) pathologischen Ursprungs sind,
geht daraus hervor, daß sie sich auch an milbenfreien
Pflanzenexemplaren in durchaus gleicher Form entwickeln. Die
Milben scheinen zum
Schutz, zur
Reinigung und
vielleicht auch zur
Ernährung ihrer Wohnpflanzen beizutragen, während die Domatien
ihrerseits den genannten
Tieren
Wohnung darbieten
und indirekt auch
Nahrung verschaffen.
Andre Domatien
finden sich vielfach bei tropischen, in ihren Hohlräumen von
Ameisen bevölkerten
Pflanzen (Myrmekodomatien
), über welche der
Artikel
»Ameisenpflanzen« (Bd. 17) zu vergleichen ist. Eine
ausgezeichnete Form der Pilzdomatien
(Mykodomatien
) bilden die Wurzelknöllchen (s. d.,
Bd. 17) der
Leguminosen,
[* 2] mancher
Eläagnaceen und
Alnus-Arten.
Vgl. Lundström, Die Anpassungen der Pflanzen an Tiere (»Botanisches Zentralblatt« 1887).