Dolomít
(nach dem franz. Mineralogen Dolomieu, Bitterkalk), Name der Mineralien [* 2] und Gesteine, welche wesentlich aus Calcium-Magnesiumkarbonat bestehen. In den individualisierten Mineralien (Dolomitspat, Rautenspat, Perlspat, Braunspat) ist meistens 1 Molekül Calciumkarbonat mit 1 Molekül Magnesiumkarbonat verbunden (30 Kalk, 22 Magnesia und 48 Kohlensäure); in andern Varietäten ist aber das Verhältnis des Calciumkarbonats zum Magnesiumkarbonat nach den Gesetzen der Isomorphie (s. d.) ein wechselndes; in den Braunspaten tritt noch Eisenkarbonat ebenfalls in wechselndem Prozentsatz hinzu.
Die Kristallform ist rhomboedrisch, der Grundform des
Kalkspats sehr nahe kommend; die
Flächen sind oft sattelförmig gekrümmt.
Härte 3,5-4,5, spez. Gew.
2,85-2,95; beides dem
Kalkspat
[* 3] sich um so mehr nähernd, je mehr das Calciumkarbonat in der
Verbindung vorwiegt. Die schönsten
Dolomit
kristalle kommen vom St.
Gotthard, vom
Brenner und
Greiner in
Tirol,
[* 4] von Traversella in
Piemont. Der
Braunspat ist namentlich auf den sächsischen
Erzgängen ein sehr gewöhnliches
Mineral.
Nicht selten findet man
Pseudomorphosen von Dolomít
nach
Kalkspat. Im Dolomit
gestein ist meist kohlensaures
Calcium im Überschuß
vorhanden, doch kommen sogen. Normaldolomite
(aus 1
Molekül Magnesiumkarbonat und 1
Molekül Calciumkarbonat
bestehend) vor, denen die häufigern
Varietäten als dolomit
ische
Kalksteine entgegengestellt werden. Man unterscheidet kristallinisch-körnigen,
dichten (kryptokristallinischen) und kavernösen, porösen Dolomít
(Rauchwacke);
der Dolomitsand
besteht aus Spaltungsrhomboedern
eines zerfallenen Dolomits;
der erdige, staubartige Dolomít
wird Dolomitasche genannt;
selten findet sich bei Dolomít
eine oolithische
Entwickelung.
Wie die
Kalksteine und häufig mit ihnen vergesellschaftet findet sich der Dolomít
den verschiedenen
Formationen eingelagert, in den jüngern seltener als in den ältern. Die
Schichtung ist beim Dolomít
gewöhnlich undeutlicher als
beim
Kalkstein, auch enthält er weniger
Petrefakten.
[* 5] Zuweilen erscheint er
auch in gangartigen Gebirgsgliedern, und namentlich
ist der
Kalkstein nicht selten in der
Nähe eruptiver Silikatgesteine in Dolomít
umgewandelt. Hier trifft man
dann viele interessante
Mineralien im D. eingewachsen; besonders bekannt ist in dieser Beziehung der Dolomít
von
Campo lungo an der
Südseite des St.
Gotthard, wo
Turmalin,
Zinkblende,
Realgar etc. in prachtvollen
Kristallen gefunden werden.
Die Frage nach der Dolomitbildung hat den Geologen zu vielen und lebhaften Diskussionen Veranlassung gegeben, die übrigens noch keineswegs abgeschlossen sind. Nachdem bereits 1779 von Arduino in Italien [* 6] und zu Anfang dieses Jahrhunderts von Heim in Thüringen die Ansicht ausgesprochen worden war, daß gewisse Dolomite durch eine vulkanische Metamorphose aus Kalkstein entstanden seien, ward dieser Gedanke namentlich durch Leopold v. Buch in eine bestimmte Form gebracht, der seine zunächst für die Dolomite des Fassathals in Südtirol aufgestellte Theorie über die Umwandlung des Kalksteins zu D. infolge von Magnesiadämpfen soviel wie möglich zu verallgemeinern suchte.
Wir kennen aber gar keine Magnesiadämpfe in der
Natur, und diese vulkanische oder platonische
Metamorphose
des
Kalks ist sonach wissenschaftlich ganz unhaltbar. Wird man die
Bildung des Dolomits auf wässerigem Weg im allgemeinen
annehmen müssen, so bietet die nähere
Erklärung des
Ganges die größte Schwierigkeit dar. Die enge Verknüpfung des
Kalks
mit Dolomít
durch
Wechsellagerung macht den direkten
Absatz auch für Dolomít
wahrscheinlich, während experimentell
sich die
Bildung nur bei sehr erhöhter
Temperatur nachweisen läßt. Ebenso stößt die
Annahme von Zufuhr kohlensaurer
Magnesia
zu
Kalksteinen oder die Auslaugung des kohlensauren
Kalks aus solchen
Gesteinen, die etwas kohlensaure
Magnesia enthalten, auf
Widersprüche, sei es experimenteller Art, sei es im Hinblick auf die natürlichen Lagerungsverhältnisse des
Dolomits. - Der
Verwitterung widersteht der Dolomít
hartnäckig und bildet zum Teil großartige Felspartien, so in der
Schwäbischen Alb,
in der
Fränkischen Schweiz, besonders aber im
Fassathal und Ampezzothal
Tirols (s.
Dolomitalpen). Eine andre charakteristische
Erscheinung, namentlich an das gemeinschaftliche Vorkommen von Dolomít
und
Kalk geknüpft, ist die Höhlenbildung (die
Dechenhöhle im westfälischen, die
Baumannshöhle im
Harzer
Devon,
[* 7] die
Altensteiner
Höhle im
Zechstein
Thüringens, die
Höhlen
von
Muggendorf,
Rabenstein etc. im
Fränkischen, die
Nebelhöhle, die
Falkensteiner etc. im
Schwäbischen
Jura). -
Weißen kristallinischen
Dolomít
haben die Alten als Statuenmarmor verwendet; derber, fester Dolomít gibt einen guten
Baustein; auch kann man
den Dolomít zur Verbesserung des
Bodens benutzen, und die reinen
Sorten verarbeitet man auf
Bittersalz.
Brennt man Dolomít so, daß nur die Bittererde, nicht aber der Kalk die Kohlensäure abgibt, d. h. bei einer unter der dunkeln Rotglut liegenden Temperatur von 300-400; so besitzt das Produkt hydraulische Eigenschaften und erhärtet unter Wasser sehr rasch zu einer außerordentlich festen Masse. Erhitzt man stärker, so daß auch Ätzkalk in erheblicher Menge entsteht, dann quillt das Produkt beim Behandeln mit Wasser auf und zerfällt. Ist aber der Dolomít zugleich thonhaltig, so wird er beim Brennen in hoher Temperatur zu gewöhnlichem hydraulischen Kalk.
Vgl. Mojsisovics, Die Dolomitenrisse von Südtirol und Venetien (Wien [* 8] 1878).