Dolmen
(gäl.), Steintisch, häufig verwechselt mit Cromlech (Steinkreis) und Menhir (Steinsäule), ein aus großen Steinblöcken errichtetes (»megalithisches«) Monument der Vorzeit, bestehend in einer oder mehreren Steinplatten, bisweilen von riesigen Verhältnissen, welche, einer Tischplatte ähnlich, auf mehreren andern als Stützen dienenden Steinblöcken ruhen. Ihrer tischähnlichen Form wegen sind sie auch häufig, aber wohl meist mit Unrecht, als Opfertische, Altarsteine, Druidenaltäre (in Anhalt [* 3] »Speckseiten«) bezeichnet worden.
Vielfach sind die als Stützen der horizontalen Platten dienenden Steinblöcke so zahlreich und nahe aneinander stehend, daß der tischähnliche Charakter verschwindet und vielmehr, namentlich bei den größern Monumenten, ein zimmer- oder kammerähnlicher Raum (Steinkammern) hergestellt ist, der zur Beisetzung der Toten diente (Grabkammer). Wegen der oft kolossalen Dimensionen der verwendeten Steinblöcke nannte man dieselben Riesenkammern, Riesenkeller, Riesenstuben (dänisch: Jaettestuer), Steinkirchen, Teufelskammern, Teufelsküchen.
Die Grundfläche bildet meist ein Rechteck, nicht selten auch ein Oval. [* 4] In der Bretagne erreicht manchmal die Lange eine solche Ausdehnung, [* 5] daß die Anlage mehr einem Gang [* 6] als einer Kammer gleicht. Man nennt diese Form: Allée couverte, bedeckte Steinreihe, Steingang. Die Größe dieser Bauten wechselt, je nachdem das Material vorhanden ist; die größten sind in Wales, in der Bretagne und in Spanien. [* 7] In der Provinz Viscaya in Spanien hat man das bei Arrichinaya belegene Monument durch Aufrichtung eines großen Altars mit dem Standbild des heil. Michael in eine Kapelle verwandelt.
Die eigentlichen Dolmen
sind frei stehend; nicht selten aber ragen sie nur zur Hälfte aus einem
um sie angeschütteten
Hügel hervor, oder sie sind auch ganz mit einem
Stein- oder
Erdhügel bedeckt und haben im letztern
Fall einen oder zwei enge, kanalartige
Ausgänge (Gangbauten, Ganggräber; schwedisch: Gånggrifter). Hierdurch verraten sie
eine gewisse
Ähnlichkeit
[* 8] mit den Winterhäusern der
Eskimo. Zuweilen ist der den Dolmen
überdeckende
Hügel
oder auch der
frei stehende Dolmen
mit einem
Kranz von
Steinen eingefaßt, und nicht selten bilden eine oder mehrere
frei stehende
Dolmen
, welche in einer
Reihe stehen, Begräbnisstätten auf einem sogen. Hünenbett oder
Riesenbett, einem rechteckigen oder ovalen,
von großen
Steinen eingefaßten
Begräbnis von sehr bedeutender Längenausdehnung (s.
Gräber).
Unzweifelhaft dienten die Dolmen
in den meisten
Fällen als Begräbnisse.
In den Grabkammern fand man an den
Wänden herum, selten
in der Mitte die
Skelette von Männern,
Frauen und
Kindern, in einer Grabkammer auf
Seeland an 50
Skelette. Es ist anzunehmen,
daß die Grabkammern vielfach als fertig dastehende
Monumente vorhanden waren zu dem
Zweck, die
Toten einer
Familie oder eines
Stammes aufzunehmen, daß sie also eine Art Familienbegräbnisse bildeten. Die in den Dolmen
gefundenen Gegenstände
bestehen in groben Thongefäßen, Steinwerkzeugen und
Bronzen.
Sie gehören wesentlich der
Steinzeit
[* 9] an und reichen bis in die ältere
Metallzeit.
[* 10] Sie finden sich in
Westeuropa sehr häufig, außerdem in
Skandinavien. In
Deutschland
[* 11] kommen sie namentlich auf
Rügen, in
Mecklenburg,
[* 12]
Schleswig-Holstein
[* 13] und Nordwestdeutschland vor und reichen südlich etwa bis in die Gegend von
Dessau.
[* 14] In letzter Zeit hat man megalithische
Grabbauten auch in
Posen
[* 15] und
Polen gefunden. Außerdem finden sie sich in
Europa
[* 16] auf der
Krim.
[* 17] Sie sind aber
auch in
Tunis
[* 18] und
Palästina
[* 19] vorhanden, und in
Indien, in
Assam (bei den
Khassia), werden noch heute zur Beisetzung der
Toten Dolmen
errichtet.
S. Tafel
»Steinzeit«.