Titel
Dollfus
,
1)
Johann, Industrieller, geb. zu
Mülhausen
[* 2] im Elsaß, führte bald die Oberleitung
des bedeutenden väterlichen
Geschäfts, an welchem noch drei andre
Brüder beteiligt sind. Die aus seinen
Fabriken hervorgehenden
baumwollenen
Waren, namentlich gedruckte
Kattune etc., haben sich auf den verschiedenen internationalen
Ausstellungen hohe
Anerkennung
erworben. In
Mülhausen, dessen
Maire Dollfus
bis 1871 war, hat er mehrere gemeinnützige Einrichtungen hervorgerufen;
namentlich verdankt man ihm die
Gründung der Arbeiterstädte, welche auf seinen Betrieb durch eine im Jahr 1853 gegründete
Gesellschaft in
Frankreich entstanden (s.
Arbeiterwohnungen). Ein entschiedener Freihändler, führte Dollfus
einen energischen
Kampf
gegen den
Schutzzoll, namentlich in der
Schrift
»Plus de prohibition« (Par. 1853). Er schrieb ferner: »Congrès
de Francfort 15 sept. 1857.
Note sur les cités ouvrières« (Par. 1857);
»De la levée des prohibitions douanière« (2. Aufl.,
das. 1860). -
Sein älterer
Bruder,
Daniel Dollfus
-Ausset, geb. 1797 zu
Mülhausen, gest. 1870 daselbst, früher ebenfalls Industrieller,
machte sich bekannt durch seine Gletscherstudien, die er in dem Werk »Matériaux
pour l'étude des glaciers« (Par. 1863-73, 13 Bde.)
herausgab. Auch schrieb er: »Matériaux pour la coloration des étoffes«
(1865,
2 Bde.).
2)
Charles, franz. Schriftsteller, Sohn von Dollfus
1), geb. zu
Mülhausen, besuchte das
Collège
Bourbon und die
École centrale in
Paris,
[* 3] studierte dann die
Rechte, wirkte
kurze Zeit als
Advokat in
Kolmar
[* 4] und
Altkirch, bis er sich endlich ganz der Litteratur und
Philosophie widmete. Er gründete 1857 mit
seinem Landsmann
Nefftzer die
»Revue germanique« (seit 1865
»Revue moderne« genannt),
welche eine Vermittelung zwischen französischem und deutschem Geistesleben herstellen sollte und in dieser Hinsicht auch Anerkennenswertes geleistet hat, und beteiligte sich 1861 auch bei der Gründung des »Temps«, der ersten liberalen Zeitung, welche sich unter dem kaiserlichen Regime hervorwagte. Nach der Annexion Elsaß-Lothringens optierte er für die französische Nationalität. Von seinen historischen und kritischen Schriften sind zu nennen: »Études sur l'Allemagne« (1864),
die auch in Deutschland [* 5] verdiente Anerkennung fanden;
»Le [* 6] dix-neuvième siècle« (1865);
»Considérations sur l'histoire« (1872);
von den philosophischen: »Lettres philosophiques« (3. Aufl. 1869);
»Révélation et révélateurs« (1858);
»Méditations philosophiques« (1866);
»De la nature humaine« (1868);
»L'âme dans les phénomènes de conscience« (1876).
Außerdem schrieb er Novellen und Romane: »Le Calvaire« (1855);
»La confession de Madeleine« (1863);
»Mardoche« (1866);
»Le pasteur de Saint-Blaise«;
»Les caprices de l'amour« (1882) u. a.
3)
Auguste, franz. Reisender, geb. zu
Havre,
[* 7] bereiste schon als
Knabe mit seinem
Vater, einem reichen
Reeder, der aus
der elsässischen
Familie gleichen
Namens stammte, fast alle
Länder
Europas und den
Orient, bildete sich
dann in
Paris zum Geologen aus und wurde 1864 zum Mitglied der französischen wissenschaftlichen Expedition nach
Mexiko
[* 8] ernannt.
Nachdem er dieses Land auf verschiedenen
Exkursionen untersucht, auch den
Popocatepetl bestiegen hatte, begab er
sich über
Panama
[* 9] nach
San Salvador und
Guatemala,
[* 10] welche
Länder er acht
Monate lang durchstreifte. Die von
ihm gemeinschaftlich mit seinem Reisegefährten
E. de
Montserrat verfaßten
Berichte über diese
Länder sind besonders in geologischer
und hypsometrischer Hinsicht wertvoll und in dem Werk
»Voyage géologique dans les républiques de
Guatemala et de
Salvador«
[* 11] (Par. 1868) niedergelegt. Anfang 1867 kehrte Dollfus
über die
Vereinigten Staaten
[* 12] nach
Frankreich zurück und
starb dort nach längerer
Krankheit