Dolgorukij,
eine der ältesten fürstlichen Familien in Rußland, die ihren Ursprung von Rurik ableitet. Die namhaftesten Mitglieder derselben sind: Jakow, geb. 1639, trat 1676 in den Staatsdienst, warb 1687 zum Gesandten in Paris, dann von Peter I. zum Präsidenten des Tribunals der kaiserlichen Dekrete und, nachdem er sich im Feldzug gegen die Türken, besonders bei der Eroberung von Asow, ausgezeichnet, zum General ernannt. Im Kriege gegen die Schweden ward er 1700 bei Narwa gefangen und zu Stockholm interniert, bis er nach der Schlacht von Poltawa 1710 Gelegenheit erhielt, zu fliehen. Der Zar ernannte ihn nach seiner Rückkehr zum Senator; Dolgorukij gehörte zu den wenigen, welche auf ihn Einfluß hatten. Er starb Sein Leben beschrieb Tyrtow (Mosk. 1807-1808, 2 Bde.). -
Wasilij Lukitsch war Gesandter in Dänemark und Frankreich, dann Senator und verband sich nach Peters d. Gr. Tod mit seinen Verwandten zur Beschränkung der Zarenmacht (s. unten). -
Iwan, Großneffe von Jakow, geb. 1710, Sohn Alexeis Dolgorukij, nach Menschikows Fall der Günstling des jungen Zaren Peter II., den er durch seinen Einfluß verdarb, und unter dem er sich schamlos bereicherte. Der Zar verlobte sich 1729 mit seiner Schwester Katharina. An dem zur Hochzeit bestimmten Tag starb jedoch der Zar, worauf Anna den Thron bestieg. Sie befreite sich gewaltsam von den Beschränkungen, unter denen ihr der Staatsrat, an dessen Spitze Iwan und Wasilij Lukitsch Dolgorukij standen, die Krone übertragen hatte, und die ganze Familie Dolgorukij ward nach Sibirien, Katharina aber in ein Kloster verwiesen. Iwan ward zwar 1735 zurückberufen, aber, der Veruntreuung am kaiserlichen Schatz und der Verschwörung gegen die Kaiserin beschuldigt, mit seinem Vetter Wasilij Lukitsch Dolgorukij zu Nowgorod hingerichtet. -
Wasilij Wladimirowitsch, geb. 1667, wurde seit 1715 von Peter d. Gr. zu verschiedenen politischen Missionen in Polen, Frankreich, Deutschland und Holland gebraucht, aber 1718 auf Anstiften Menschikows als Anhänger des Zarewitsch Alexei verbannt. 1726 von Katharina I. restituiert, ward er von Peter II. 1728 zum Feldmarschall und zum Mitglied des höchsten Kriegsrats erhoben. Nach dem Fall seiner Familie 1730 auf der Feste Iwanogorod gefangen gehalten, ward er von Elisabeth 1741 in seine Würden wieder eingesetzt und zum Präsidenten des Kriegsrats ernannt. Er starb -
Wasilij Krimskij, geb. 1722, eroberte unter Katharina II. 1771 in 15 Tagen die Krim, wovon er den Beinamen Krimskij erhielt; starb 1782. -
Georg kommandierte 1794 in Litauen gegen die Polen und bemächtigte sich der Stadt Wilna, befehligte 1804 in Korfu ein Korps von 8000 Mann, war 1806 Gesandter zu Wien und 1807 am Hof des Königs von Holland. Nach der Restauration ließ er sich in Frankreich nieder und starb daselbst. -
Iwan Michailowitsch, geb. bekannt als Dichter der Dershawinschen Schule, zu den russischen Klassikern gezählt, starb in Petersburg. Seine Gedichte (Petersb. 1806; neue Aufl. 1849, 2 Bde.) zeichnen sich durch Wahrheit der Empfindung und Vaterlandsliebe aus. -
Wasilij, Generaladjutant und General der Kavallerie, 1849-56 Kriegsminister,
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wurde dann Chef der Gendarmerie und der dritten Abteilung der kaiserlichen Privatkanzlei (Polizeiminister) und schied aus dieser Stellung nach dem Attentat vom starb in Petersburg als Oberstkämmerer.
Peter Wladimirowitsch, Fürst (Dolgorukow), geb. 1807 zu Moskau, Sohn des 1808 in Finnland gefallenen Generals Wladimir Dolgorukij, zog sich durch seine Schrift »Notice sur les principales familles de la Russie« (Brüss. 1843, 3. Aufl. 1858) die Ungnade des Kaisers Nikolaus zu, der ihn eine Zeitlang nach Wjatka verwies, schrieb sodann ein Adelslexikon (Petersb. 1856 f., 4 Bde.) und wurde infolge der Schrift »La vérité sur la Russie« (Par. 1860; deutsch, Leipz. 1862) zur Konfiskation seiner Güter und zur Verbannung aus Rußland verurteilt, nachdem er schon ins Ausland geflüchtet war. In Paris wurde er 1861 mit dem Fürsten Woronzow in einen skandalösen Prozeß verwickelt und wegen einer von ihm über denselben veröffentlichten Flugschrift 1861 aus Frankreich ausgewiesen;
er lebte seitdem teils in Brüssel, teils in England, zuletzt in Genf, wo er starb. Er schrieb noch: »Le général Yermolow« (Brüss. 1861);
»De la question du servage en Russie« (Par. 1861),
»La question russo-polonaise et le budget russe« (Leipz. 1861);
»Des réformes en Russie« (Brüss. 1862);
»La France sous le régime bonapartiste« (Lond. 1864) sowie eine Biographie Murawiews (das. 1864, in russ. Sprache) und »Mémoires« (Genf 1868-71, unvollendet).