Dolch,
[* 1] kurze Stoßwaffe mit Griff und meist zwei-, aber auch ein- und dreischneidiger Klinge, kommt bereits in der Steinzeit (s. d.), reicher ausgebildet und aus Bronze gegossen in der Metallzeit (s. d.) vor. Die Merowinger hatten ein Messer (sahs), welches den Übergang von dem Dolch zu dem einschneidigen Kurzschwert, dem Scramasax, bildete. Auch Ägypter, Assyrer, Perser und Meder kannten den Dolch, der sich häufig zu einer Prunkwaffe entwickelte. In Rom trug man seit Vespasian einen an der rechten Seite, und beim Kaiser, dem Praefectus praetorio, den Kriegsobersten und Hauptleuten galt der Dolch (pugio) als Zeichen der Macht über Leben und Tod.
Die Tribuni militum trugen einen andern Dolch, das Parazonium [* 1] (Fig. 1), am Gürtel, freilich mehr zur Auszeichnung als zum wirklichen Gebrauch. Im Norden hielt sich das einschneidige Messer (sax) noch lange, besonders beim Volk, während der Dolch zur ritterlichen Bewaffnung gehörte und an einer Kette, die an der rechten Brustseite herabhing, oder im Gürtel getragen wurde. Bei den Franzosen kam er unter dem Namen Miséricorde vor und diente, den im Zweikampf überwundenen Gegner, falls er nicht um Gnade bat, zu töten.
Eine eigne Art von Dolchen, Main gauche, Linkehanddolch, dessen Klinge sich durch Federdruck in drei Klingen auseinander legte [* 1] (Fig. 2), diente im 16. und 17. Jahrh. bei Zweikämpfen zum Auffangen der Degenklinge des Gegners mit der linken Hand. Ein ähnlicher Dolch wird den Femrichtern zugeschrieben. In neuerer Zeit verschwand der Dolch, und nur die Seekadetten einzelner Marinen tragen ihn noch als Seitengewehr an einer Schwungkoppel. In Süd- und Mittelitalien ist der Dolch als Stilett, meist dreischneidig, nicht über 5 cm lang, eine bei dem niedern Volk vielverbreitete, namentlich auch von den Briganten getragene Waffe. Bei den Malaien ist ein gewöhnlich schlangenförmig geformter Dolch, Kris, gebräuchlich, dessen Spitze, wie im Altertum wohl allgemeiner gebräuchlich, nicht selten vergiftet wird. Das Wort Dolch stammt aus dem Slawischen (böhm. und poln. tulich) und ist erst im 16. Jahrh. bei uns eingedrungen; noch H. Sachs schreibt Dollich.