Titel
Döring
,
1)
Heinrich, Schriftsteller, geb. zu
Danzig,
[* 2] studierte seit 1814 in
Jena
[* 3]
Philosophie und
Theologie,
nahm dann als Privatgelehrter seinen bleibenden
Wohnsitz daselbst und starb Döring
hat sich besonders
als Biograph deutscher Dichter und Schriftsteller bekannt gemacht. Es gehören hierher seine
Biographien von
Schiller (Weim.
1822; umgearbeitet,
Jena 1832; dazu
»Schillers Selbstcharakteristik«, Stuttg. 1853),
Herder (Weim. 1823, 2. Aufl. 1829),
Klopstock
(das. 1825),
Jean Paul (Leipz. 1830-32),
Bürger (Berl. 1826; 2. Aufl.,
Götting. 1847),
Goethe (Weim. 1828, neue Aufl. 1833),
Gellert (Greiz [* 4] 1833, 2 Bde.), Wieland (Sangerh. 1840; neue Bearbeitung, Jena 1853) u. v. a. Außerdem veröffentlichte er eine Reihe geschichtlicher Arbeiten, darunter eine »Thüringer Chronik« (2. Aufl., Erfurt [* 5] 1847),
und gab einen »Britischen Balladenschatz« (2. Aufl., Dresd. 1858) heraus.
2) Georg, seiner Zeit beliebter Erzähler, geb. zu Kassel, [* 6] studierte in Göttingen [* 7] Philosophie und Ästhetik, lebte seit 1815 als Journalist zu Frankfurt [* 8] a. M. und starb daselbst. Von seinen zahlreichen phantasievollen, aber meist flüchtigen Arbeiten nennen wir die Dramen: »Cervantes« (Frankf. 1819),
»Posa« (das. 1820),
»Der treue Eckart« (das. 1822);
das Lustspiel »Die vier Tanten« (1823) und das Volksschauspiel »Albrecht der Weise« (das. 1825);
die »Dramatischen Novellen« (das. 1833, 4 Tle.; in denselben die Opern: »Der Berggeist«, komponiert von Spohr, »Der Pirat«, komponiert von Hauptmann, »Der Ahnenschatz«, komponiert von Reissiger, u. a.);
die Romane: »Sonnenberg« (das. 1828, 3 Tle.),
»Der Hirtenkrieg« (das. 1830),
»Das Opfer von Ostrolenka« (das. 1832, 3 Tle.),
»Roland von Bremen« [* 9] (das. 1832, 3 Tle.),
»Die Geißelfahrt« (das. 1833, 3 Tle.).
Kleinere Erzählungen von ihm erschienen in den Sammlungen: »Frühlingskränze« (Frankf. 1822),
»Phantasiegemälde« (das. 1822-33),
»Freikugeln« (Kassel 1824),
»Alpenblumen« (Frankf. 1825),
»Drei Nächte« (Leipz. 1829, 2 Tle.),
»Novellen« (Frankf. 1831, 4 Tle.),
»Erzählungen« (das. 1833, 4 Tle.),
»Cypressen« (mit des Verfassers Biographie hrsg. von W. Kilzer, das. 1838, 3 Tle.).
3) Theodor (eigentlich Häring), berühmter Schauspieler, geb. zu Warschau, [* 10] wo sein Vater königlicher Salzinspektor war. Der frühe Tod desselben unterbrach die zu Berlin [* 11] gemachten Schulstudien des 16jährigen Jünglings; er trat als Lehrling in ein Geschäft in Prenzlau, [* 12] dann als Kommis in ein Handlungshaus in Berlin. Seine ersten Versuche als Schauspieler machte er auf dem dort bestehenden Liebhabertheater »Urania«. Mit 21 Jahren debütierte er bei einer Truppe, die Westpreußen [* 13] bereiste, in Bromberg [* 14] (1825),
wurde aber so sehr von der Angst übermannt, daß »Der arme Poet« (in dem er den Julius gab) nicht zu Ende gespielt werden konnte. Seine Begeisterung bewahrte ihn trotzdem vor Entmutigung; er wanderte von Bromberg nach Breslau [* 15] und versuchte sich hier (1826-28) zuerst in Intriganten- und komischen Rollen. [* 16] Sein Kollege Haacke, der das Theater in [* 17] Mainz [* 18] übernahm, verschaffte ihm Gelegenheit, sich dort fortzubilden. Von Mainz wurde er 1833 für das erste Fach der tragischen und komischen Charakterrollen nach Mannheim [* 19] berufen, und dort schuf er in Bauernfelds »Liebesprotokoll« den Bankier Müller, der mit seinem Namen unauflöslich verknüpft ist. Sein Gastspiel in Hamburg [* 20] führte 1836 zu einem glänzenden Engagement unter F. L. Schmidt, unter ¶
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dessen Leitung er die großen Shakespeareschen Rollen: Richard III., König Lear, Shylock u. a., sowie Nathan und Mephistopheles studierte und spielte. 1838 trat an Seydelmanns Stelle in Stuttgart, [* 22] 1841 kam er ans Hoftheater in Hannover; [* 23]
1845 folgte er einem
Ruf nach Berlin, Seydelmann zu ersetzen, und feierte hier sein 50jähriges Schauspielerjubiläum.
Er starb in Berlin. Döring
war eine für die Bühne großartig begabte Natur, aber seine Triumphe wurden ihm zu leicht.
Sein Spiel hatte viel Extemporiertes: nur die Umrisse standen ihm fest, die Details belebte erst der Augenblick, wie sich dies bei wiederholten Darstellungen desselben Charakters zeigte. Unerschöpflich war er in Masken [* 24] und Tonarten, die fast immer die Erscheinung des Charakters deckten; seine mittelgroße [* 21] Figur und die unausgesprochene Klangfarbe seiner eben nicht großen Stimmmittel unterstützten seine Wandlungsfähigkeit. Aus dem reichen Verzeichnis seiner Schöpfungen nennen wir noch: Jago, Franz Moor, Carlos (»Clavigo«),
Tartüffe, Elias Krumm, Malvolio, Frosch, [* 25] Adam (»Der zerbrochene Krug«),
Alter Magister, Herzog Karl (»Karlsschüler«),
Just, Lindenwirt, Hans Lange, Leberecht Müller (»Störenfried«),
Tischlermeister Anton (»Maria Magdalena«).
Vgl. Wexel, Th. Döring
als Mensch und Künstler (Berl. 1878).