Dnjestr
(bei den Alten Tyras oder Danaster, Danastris, türk. Turla genannt), russ. Fluß, kommt schon schiffbar aus dem österreichischen Galizien, wo er auf den Karpathen unweit der Quellen des San seinen Ursprung hat, tritt bei Chotin auf russisches Gebiet, durchströmt die Gouvernements Podolien, Cherson und Bessarabien, indem er die Grenze der erstern beiden gegen letzteres bildet, und ergießt sich zwischen Akjerman und Owidiopol mittels eines 28 km langen und 7 km breiten, sehr seichten Limans in das Schwarze Meer. Er hat einen reißenden Lauf, wodurch er sich von den meisten russischen Strömen unterscheidet, gelbliches, schaumiges, oft kotiges Wasser, eine Menge Felsblöcke in seinem Bette, die bei Jampol eine beträchtliche Stromschnelle bilden, wodurch die Schiffahrt auf eine Strecke unterbrochen wird.
Die direkte
Länge des Dnjestr
beträgt 670, mit Einschluß der
Krümmungen 1040 km, und das Stromgebiet umfaßt ein
Areal von 76,860
qkm (1396 QM.). Der Dnjestr
erhält aus Rußland nur unbedeutende
Nebenflüsse, so in
Podolien den Podhone (Grenzfluß gegen
Galizien), die Razka, Irwa und Smotriza, in
Cherson den Jaurlik (Jahorlik)
und Kurtschugan und in
Bessarabien den Reut, welcher
Dubossary gegenüber in den Dnjestr
fällt, und die Botna. Eine Eigentümlichkeit
des Dnjestr
ist die, daß er eine Art
Ebbe und
Flut hat und täglich mehrere
Male steigt und fällt.
Seine gewöhnliche
Breite
[* 3] beträgt 150-225 m. Er ist stellenweise sehr tief und fischreich, daher namentlich in
Bessarabien für viele
Orte der Fischfang einen Hauptnahrungszweig bildet. Man fängt in ihm vortreffliche
Hechte, Sandarte,
Brachsen und
Karpfen sowie auch
Aale,
Störe und
Lachse. Vor seinem
Liman breitete sich eine lange, schmale,
sandige
Landzunge aus, die seit etwa 100
Jahren an vielen
Stellen von
Meeresströmungen
[* 4] und den Eisgängen des Dnjestr
durchrissen
worden ist, so daß sie jetzt nur noch eine fortlaufende
Kette schmaler und niedriger
Inseln bildet.
Die
Schiffahrt auf dem Dnjestr
ist für das südwestliche Rußland von großer Wichtigkeit, da
der
Fluß die kornreichen Gegenden
Podoliens,
Galiziens und
Bessarabiens durchströmt. Die mittlere Dauer derselben beträgt
283-298
Tage. 1882 wurde der Dnjestr
von 2167 Fahrzeugen und 782
Flößen mit 5,353,504
Pud
Waren im Wert von 2,229,348
Rubel befahren;
das Floßholz repräsentierte außerdem einen Wert von 59,580
Rubel.
Holz
[* 5] von den
Karpathen wird in ungeheurer
Menge flußabwärts geflößt, sonst aber ist die
Schiffahrt trotz ihrer Wichtigkeit in jämmerlichem Zustand. Der
Handel befindet
sich, wie im ganzen südwestlichen Teil Rußlands, meistens in den
Händen von
Juden. Seit 1840 ist durch
Initiative der
Regierung
die
Dampfschiffahrt gegründet worden und zwar zwischen
Owidiopol,
Akjerman, Majakow und
Odessa.
[* 6]