Dnjepr
Kiew [unkorrigiert]
![Bild 60.334: Kiew [unkorrigiert] Bild 60.334: Kiew [unkorrigiert]](/meyers/thumb/60/60_0334.jpeg)
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Kiew.(bei den Alten Borysthenes, türk. Usu und Ohu, tatarisch Exi, im 10. Jahrh. Danapros, im 16. Lussem genannt), nach der Donau der größte Strom des Schwarzen Meers und nach der Wolga der beträchtlichste Fluß des europäischen Rußland, entspringt, wie die Wolga und Düna, auf dem Wolchonskijwald und zwar aus den am südlichen Abhang desselben liegenden Sümpfen im Gouvernement Smolensk (unter 55° 52' nördl. Br.). Er läuft anfangs von NO. nach SW., wendet sich dann gegen SO. und endlich von neuem nach SW., bewässert die Gouvernements Smolensk, wo er schon nach kurzem Lauf bei der Stadt Dorogobush schiffbar wird, Mohilew, Minsk, Tschernigow, Kiew, [* 2] Poltawa, Cherson, Jekaterinoslaw und Taurien und ergießt sich in einer ansehnlichen Breite [* 3] unterhalb der Stadt Cherson in den sich mit dem Mündungssee des Bug vereinigenden, 75 km langen Liman, welcher nach ihm benannt und von ihm gebildet ist, und der mit dem Schwarzen Meer bei Otschakow und Kinburn in offener Verbindung steht.
Der Dnjepr
hat einen
Lauf von 2036 km
Länge (nach Strelbitskys Berechnung nur 1712), wovon über 700 km auf die
Krümmungen kommen.
Sein Stromgebiet umfaßt ein
Areal von 527,000 qkm (9571 QM.). Seine
Ufer sind besonders auf der linken
Seite
hoch und bestehen aus vielen zum Teil aneinander hängenden
Kreide-,
Thon- und Mergelhügeln;
das Flußbett ist 90-360
m breit, bei seinem Erguß ins
Meer hat der Dnjepr
sogar eine
Breite von 15 km. Von
Smolensk bis
Kiew kann er ohne
Gefahr
von Fahrzeugen und
Flößen befahren werden;
von da an aber setzen Hügelreihen quer durch den Strom, deren Granitbasis sein Bett [* 4] felsig und für die Schiffahrt gefährlich macht;
noch weiter südwärts, zwischen Kaidak und Chortizkaja, auf einer
Strecke
von 37 km befinden sich die berüchtigten
Porogen
(Stromschnellen) des Dnjepr
, welche die
Schiffahrt vollständig
hemmen und erst bei
Alexandrowsk eine Fortsetzung der
Fahrt ermöglichen.
Dnjeprgebirge - Dnjepr

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Seite 5.14.Solcher Porogen gibt es im ganzen 16, wovon einige großartige Naturszenerien, ¶
mehr
ähnlich dem Rheinfall von Schaffhausen, [* 6] darbieten. Nach ihnen sind die Saporoger, ein Kosakenstamm (s. Kosaken), benannt. Man hat übrigens in der Neuzeit Versuche gemacht, durch Sprengungen den Strom von den Klippen [* 7] zu befreien, und es ist dies auch schon für mehrere Wasserfälle von Erfolg gewesen. Der Fluß ist übrigens an allen Stellen reißender und tiefer als die Wolga oder der Don. Er hat viele Inseln, ein zum Teil sandiges, zum Teil steiniges und mergeliges Bett und zwar kalkiges, aber gesundes Wasser.
Gang (Geologie)

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Gang.Das Land in seiner Umgebung ist fast allerorten fruchtbar, zum Teil wiesenreich und steppenartig. Sehr viele Schiffbrücken führen über den Fluß, eine feste Brücke [* 8] nur bei Kiew; außerdem aber wird die Kommunikation durch eine Menge Fähren und Fährboote unterhalten, die besonders bei Berislaw oder Kisikerman wegen des Handels mit der Krim [* 9] und bei Cherson und Kinburn stark im Gang [* 10] sind. Bei Smolensk friert der Fluß im November zu und taut im April wieder auf; bei Krementschug ist er vom Dezember und bei Kiew vom Januar bis zum März mit Eis [* 11] bedeckt.
Bei Jekaterinoslaw dauert seine Eisdecke meist nur 1-2 Monate, und bei Cherson währt die Schiffahrt oft ohne Unterbrechung das ganze Jahr hindurch. Von den am D. liegenden und an der Schiffahrt auf ihm partizipierenden zahlreichen Handelsstädten sind die vorzüglichsten: Dorogobush, Smolensk, Kraßnyj, Orscha, Kopys, Mohilew, Staryj Bychow, Rogatschew, Rjetschiza, Kiew, Tscherkassy, Krylow, Krementschug, Krjukow, Werchne-Dnjeprowsk, Jekaterinoslaw, Alexandrowsk, Nikopol, Berislaw, Cherson, Aleschki, Otschakow und Kinburn.
Fernsprecher (zu beson

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Fische. Unter den zahlreichen Nebenflüssen des Dnjepr
sind die wichtigsten rechts: der Drut oder Druz, die schiffbare
Beresina (s. d.), der Pripet oder Przypiec (ebenfalls schiffbar) mit dem südlichen Styr und Goryn und der nördlichen Pina, der
Teterew und der Ingulez. Links empfängt der Dnjepr
die Sosha, die bedeutende Desna mit dem Sem, die Sula, den Psiul, die Worskla,
den Orel und die Samara. Der Dnjepr
ist sehr fischreich und hat größere und schmackhaftere Fische
[* 12] als der
Don, weil sein Wasser reiner ist; doch erstreckt sich der vorzüglichste Fischfang von seiner Mündung an nur bis nach Cherson.
Die hier gefangenen Fische sind große Hausen, Störe, Sterlette, Karpfen, Lachse, Weißfische, Schleien, Sandarte, Hechte und Karauschen.
Auch gibt es in seinen Gewässern viele und große Krebse. Durch den Dnjepr-Bugkanal (s. Königskanal) ist
eine Verbindung des Schwarzen Meers mit der Ostsee hergestellt. Die Schiffahrt auf dem ganzen Strom war früher sehr ausgedehnt;
seitdem aber der Handel des Gouvernements Smolensk sich mehr nach den Häfen der Ostsee hingezogen hat, hat
sich die Schiffahrt auf dem obern Teil des Dnjepr
von Jahr zu Jahr vermindert (es fahren höchstens 40 kleine Barken jährlich).
Salz (Salinen oder Sal

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Salz.
Erst vom Gouvernement Mohilew an erhält der Dnjepr
größere Bedeutung für den größten Teil Süd- und Westrußlands. Es werden
nach Südrußland große Massen Kalk, Balken, Pech, Teer und andre Waldprodukte verschifft und dafür Branntwein,
Salz
[* 13] und Korn eingetauscht. 1882 gingen auf dem Dnjepr
5339 Fahrzeuge und 799 Flöße ab, welche 28,120,208 Pud Waren im Wert von
15,500,620 Rubel transportierten. Der Wert des Floßholzes betrug außerdem 506,803 Rubel. In demselben Jahr kamen an 3629 Fahrzeuge
und 2207 Flöße, welche 19,495,386 Pud Waren im Wert von 9,058,907 Rubel bargen.
Der Wert der Flöße belief sich außerdem auf 767,085 Rubel. Der größte Floßholzhandel ist
in Rogatschew. Die Schiffahrt findet
überhaupt nur im Frühjahr und in der ersten Hälfte des Sommers statt; im August wird der Strom zu flach. Schiff- und Barkenbau
treibt man in Homelj, Ljubitsch, Brjänsk und dem Dorf Wetka. Die meisten Barken und Flöße, welche bis
Nikopol und Cherson kommen, werden als Brennholz verkauft; die bis Krementschug kommenden aber kehren meistens wieder mit Ladung
zurück. Seit 1835 existiert auf dem Dnjepr
auch Dampfschiffahrt; es fahren gegenwärtig 17 Dampfer auf dem
Strom, die meistens Privatleuten gehören.