Dlugosz
(spr. dluhgosch), Johannes, lat. Longinus, poln. Geschichtschreiber, geb. 1415 zu Brzczniea, studierte in Krakau, [* 2] trat 1431 in die Dienste [* 3] des Bischofs Zbigniew Olesnicki von Krakau, dessen Sekretär [* 4] er 1433-55 war, wurde 1436 Geistlicher und erhielt ein Kanonikat, später noch andre Pfründen. Er erwirkte 1449 in Rom [* 5] für seinen Bischof den Kardinalshut, [* 6] unternahm 1450 über Italien [* 7] eine Pilgerfahrt nach Palästina, [* 8] war nach seiner Rückkehr an wichtigen politischen Verhandlungen beteiligt, fiel 1461 beim König von Polen in Ungnade, erlangte aber 1464 die Gunst desselben wieder und ward von neuem zu wichtigen Gesandtschaften nach Preußen. [* 9]
Böhmen
[* 10] und
Ungarn
[* 11] verwendet. Zum
Erzbischof von
Lemberg
[* 12] erwählt, starb er in
Krakau. Unter seinen
zahlreichen geschichtlichen Werken
(»Lebensbeschreibungen der
Bischöfe von
Posen,
[* 13]
Gnesen,
Krakau und
Plock«,
»Liber beneficiorum
dioecesis Cracoviensis« u. a.) ist die
»Historia polonica« das bedeutendste; sie behandelt in zwölf
Büchern die Geschichte
Polens, der eine eingehende
Chorographie vorausgeht, von den ältesten
Zeiten bis auf des Verfassers
Tod,
ist seit 1455 nach und nach entstanden und in den letzten
Büchern, welche teils auf
Urkunden, teils auf guten mündlichen
Berichten, teils auf
Autopsie beruhen, höchst wertvolle Geschichtsquelle, obwohl Dlugosz
nicht frei ist von den unkritischen
Schwächen
der mittelalterlichen Geschichtschreiber und von nationalen
Vorurteilen.
Ausgaben von Dlugosz'
»Historia polonica«
erschienen zuerst in Dobromil 1614, zuletzt in
Leipzig
[* 14] 1711. Eine neue, indes auch unkritische
Ausgabe der sämtlichen Werke
von
Pauli erscheint seit 1863 in
Krakau.
Vgl. Caro, J. ^[Johannes] Longinus (Jena [* 15] 1863);
Zeißberg, Die polnische Geschichtschreibung des Mittelalters (Leipz. 1873).