Dittersdorf
(ungar. Ditró), Dorf im ungar. Komitat Csik (Siebenbürgen), mit (1881) 5420 Einw., Holzhandel, Schaf- und Rindviehzucht und Deinem Sauerbrunnen, der früher als »Borszéker« weithin versendet wurde.
Dittersdorf
473 Wörter, 3'397 Zeichen
Dittersdorf
(ungar. Ditró), Dorf im ungar. Komitat Csik (Siebenbürgen), mit (1881) 5420 Einw., Holzhandel, Schaf- und Rindviehzucht und Deinem Sauerbrunnen, der früher als »Borszéker« weithin versendet wurde.
Dittersdorf,
Karl Ditters von, Komponist, geb. zu Wien, [* 2] erhielt seinen ersten Musikunterricht (auf der Violine) von König und Ziegler, wurde als zwölfjähriger Knabe in die Hauskapelle des österreichischen Generalfeldzeugmeisters, Prinzen Joseph Friedrich von Hildburghausen, [* 3] aufgenommen und von den Mitgliedern derselben, Trani und Bonno, im Violinspiel und in der Komposition ausgebildet. Nach Auflösung der Kapelle trat er in das Orchester des Hoftheaters ein (1760), verließ dasselbe jedoch schon im nächsten Jahr, um in Glucks Gesellschaft eine Reise nach Italien [* 4] anzutreten, wo er als Violinvirtuose glänzenden Erfolg hatte.
Nach seiner Rückkehr wurde er vom Bischof von Großwardein [* 5] als Kapellmeister angestellt, 1770 aber in gleicher Eigenschaft vom Grafen Schaffgotsch, Fürstbischof von Breslau, [* 6] berufen, in dessen Dienst er bis 1795 blieb. In beiden Anstellungen war er in der Lage, mit Hilfe einer guten Kapelle sowie eines Privattheaters sein Talent als Instrumental- und Opernkomponist zu entwickeln, und auf seinen wiederholten Reisen nach Wien fand er Gelegenheit, dasselbe glänzend zu bewähren.
Hatte er schon mit seinen dort aufgeführten Oratorien: »Esther« (1785) und »Hiob« (1786) allgemeinen Beifall gefunden, so steigerte sich derselbe zum Enthusiasmus beim Erscheinen seiner komischen Oper »Doktor und Apotheker« (ebenfalls 1786), welche wie in Wien, so in ganz Deutschland, [* 7] ja selbst in London [* 8] die günstigste Aufnahme fand und ihrem Autor eine Popularität verschaffte, wie sie um diese Zeit weder Haydn noch Mozart besaßen. Den gleichen Beifall fanden seine spätern Opern, mehr als 30 an der Zahl, sämtlich ausgezeichnet durch dramatische Wirksamkeit, treffenden Ausdruck für das Charakteristische und Komische sowie durch Gediegenheit des Tonsatzes.
Ungeachtet dieser Erfolge und der ausgesprochenen
Gunst
Kaiser
Josephs II., der ihn unter anderm zum Forstmeister in
Neiße
[* 9] ernannte
und ihn in den Adelstand erhob (bei welcher Veranlassung seinem Familiennamen Ditters das
Prädikat »von
Dittersdorf«
beigefügt wurde), verbrachte er seine letzten Lebensjahre in Dürftigkeit und sah sich schließlich
auf die
Gastfreundschaft eines
Gönners, des
Barons v. Stillfried, angewiesen, auf dessen
Landgut Rothlhotta (bei
Neuhaus in
Böhmen)
[* 10] er starb. Er hinterließ an
Kompositionen außer den erwähnten, zum Teil noch bis in die neueste
Zeit beliebt gebliebenen komischen
Opern (unter denen noch
»Hieronymus
Knicker« und »Das rote Käppchen« besonders hervorzuheben
sind) eine große Zahl schätzbarer
Arbeiten für
Kirche und
Kammer, unter letztern sechs nach Ovids
»Metamorphosen« komponierte
Symphonien und sechs
Streichquartette, welche an
Reichtum und
Grazie der
Ideen sowie an technischer Gewandtheit
den Haydnschen wenig nachstehen. Auch als Schriftsteller hat sich Dittersdorf
bekannt gemacht, zuerst durch zwei
Briefe für die
»Leipziger
musikalische
Zeitung«: »Über die
Grenzen
[* 11] des
Komischen und
Heroischen in der
Musik« und »Über die Behandlung italienischer
Texte
bei der
Komposition«, dann durch seine »Selbstbiographie« (Leipz.
1801), deren
Schluß er wenige
Tage vor seinem
Tod seinem Sohn in die
Feder diktiert hatte.