Dithyrambos
(griech.), ursprünglich ein Beiname des
Dionysos,
[* 2] der von seiner Doppelgeburt (Dithyros) ausgegangen sein
soll, danach
Name der ihm zu
Ehren gesungenen Festlieder, in denen in leidenschaftlich erregter
Weise die
Schicksale des
Dionysos, später
auch andrer
Götter und
Heroen unter
Begleitung von
Instrumentalmusik (besonders
Flöten) und in
Verbindung mit mimischen
Darstellungen besungen wurden. Der Dithyrambos
(auch Dithyrambi) stellt eine eigne
Gattung der lyrischen
Poesie
dar, die als Ausfluß
[* 3] einer künstlich erhöhten Gemütsstimmung zur ekstatischen
Lyrik wird, und bildet,
da die letztere durch sinnliche
Mittel (Weinrausch) erzeugt
(Orgiasmus) ist, das Gegenstück zur (weltlichen und geistlichen)
Ode, welche aus durch
Ideen erzeugter
Begeisterung (Ideenrausch,
Enthusiasmus) entspringt.
Eigentliche
Heimat des Dithyrambos
war
Athen,
[* 4] wo an den glänzenden Dionysosfesten die berühmtesten
Lyriker, wie Lasos von
Hermione (500
v. Chr.),
Simonides von
Keos,
Pindar u. a., mit ihren Dithyramben wettkämpfend auftraten; Erfinder desselben
aber war (nach Herodot)
Arion in
Korinth
[* 5] (um 620). In
Athen ging aus dem Dithyrambos
mit der Zeit die
Tragödie hervor. Erhalten sind
nur wenige
Fragmente von Dithyramben (gesammelt in
Bergks »Poetae lyrici graeci«). Unter den vorhandenen
Hymnen des
Pindar ist
kein eigentlicher Dithyrambos;
unter den Horazischen
Oden haben einige dithyrambischen
Charakter. Musterbeispiel
unter den Neuern ist
Schillers »Dithyrambos«;
Goethes »Wanderers Sturmlied« und »Harzreise
im
Winter« fallen, da sie nicht aus
Wein, sondern einem orgiastischen Naturrausch entstammt scheinen, mehr unter den
Begriff
der (weltlichen)
Ode. Aus dem Beinamen des
Gottes schuf man übrigens auch eine besondere
Person, als Begleiter
des
Dionysos, wie ihn Vasenbilder zeigen.