Dithionige
Säure, s. v. w. unterschweflige Säure.
Dithionige Säure
5 Wörter, 52 Zeichen
Dithionige
Säure, s. v. w. unterschweflige Säure.
Unterschweflige
Säure (hydroschweflige Säure) H2SO2 entsteht, wenn man Eisen [* 3] oder Zink in einem verschlossenen Gefäß [* 4] in wässeriger schwefliger Säure löst. Der dabei frei werdende Wasserstoff reduziert im Entstehungsmoment die schweflige Säure. Die tiefgelbe Lösung wirkt sehr kräftig reduzierend und fällt aus Silber- und Quecksilbersalzen die Metalle. Das Natronsalz entsteht, wenn man eine konzentrierte Lösung von saurem schwefligsaurem Natron in einer verschlossenen Flasche [* 5] mit Zink versetzt und gut abkühlt; es kristallisiert in Nadeln, [* 6] absorbiert begierig Sauerstoff, wirkt reduzierend, wie die Säure, und dient daher in der Färberei und Zeugdruckerei zur Reduktion des Indigos.
Bis zur Entdeckung dieser Säure durch Schützenberger nannte man u. S. (dithionige Säure, Thioschwefelsäure) eine Säure H2S2O3
, welche im freien Zustand nicht bekannt ist, aber eine Reihe beständiger Salze (Thiosulfate, Hyposulfite)
bildet, deren Lösung auf Zusatz von Säuren Schwefel abscheidet und dann schweflige Säure enthält. Diese
Salze entstehen auf verschiedene Weise. So bildet sich unterschwe
fligsaures Natron, wenn man schweflige Säure in eine Lösung
von Schwefelnatrium leitet oder schwefligsaures Natron mit Schwefel kocht; die meisten Thiosulfate kristallisieren gut, enthalten
Kristallwasser und werden gewöhnlich erst bei der Zersetzungstemperatur wasserfrei.
Sie bilden auch gern Doppelsalze, und daher lösen sich die unlöslichen Thiosulfate in einer Lösung des
Natriumsalzes, welches auch Chlor-, Brom-, Jodsilber, Jodblei, schwefelsaures Blei
[* 7] und Gips
[* 8] löst. Man gewinnt das unterschwe
fligsaure
Natron (Natriumthiosulfat) Na2S2O3 in der oben angegebenen Weise, häufiger aus Sodarückständen,
indem man dieselben an der Luft sich oxydieren läßt, auslaugt und die Lösung, welche neben unterschwe
fligsaurem
Kalk viel Schwefelcalcium enthält, in einem Koksturm einem erwärmten Luftstrom entgegenlaufen läßt, um das Schwefelcalcium
zu unterschwe
fligsaurem Kalk zu oxydieren.
Diese Oxydation kann auch durch Einblasen von Luft oder schwefliger Säure erreicht werden. Man konzentriert dann die Lösung
durch Verdampfen und versetzt sie mit schwefelsaurem Natron, wodurch schwefelsaurer Kalk gefällt wird,
während unterschwe
fligsaures Natron in Lösung bleibt, welches durch Kristallisation gewonnen und durch Umkristallisieren gereinigt
wird. Es bildet große, farblose, luftbeständige Kristalle
[* 9] mit 5 Molekülen Kristallwasser vom spez. Gew. 1,73, schmeckt kühlend,
bitter schweflig, löst sich leicht in Wasser, nicht in Alkohol, verwittert bei 33°, schmilzt bei 45-50°,
wird bei 215° wasserfrei und zersetzt sich bei 220°. Die Lösung ist wenig beständig und zersetzt sich namentlich beim
Kochen.
Man benutzt das Salz [* 10] als Antichlor in der Papierfabrikation [* 11] und Zeugbleicherei, zum Bleichen von Wolle, Stroh, Elfenbein, Knochen, [* 12] Haar [* 13] etc. (da es beim Versetzen der Lösung mit Salzsäure reichlich schweflige Säure entwickelt), als bequemes Mittel zur Darstellung von schwefliger Säure im allgemeinen, als Beize in der Zeugdruckerei, als gärungswidriges Mittel in der Zuckerfabrikation, zum Fixieren der Photographien, zur Darstellung von Zinnober, [* 14] Antimonzinnober und verschiedenen künstlichen Farbstoffen, zur Bereitung von Indigküpen, zum Extrahieren von Silbererzen, zur Bereitung von Vergoldungs- und Versilberungsflüssigkeiten etc. Es wurde 1799 von Chaussier zuerst dargestellt und von Vauquelin genauer untersucht.
Unterschwe
fligsaures Bleioxyd PbS2O3 wird aus der Lösung eines Bleisalzes durch unterschwe
fligsaures
Natron gefällt, ist farblos, wenig löslich, zersetzt sich in höherer Temperatur bei Abschluß der Luft in Schwefelblei und
schweflige Säure, verglimmt an der Luft und dient zum Vulkanisieren von Kautschuk und Guttapercha. Unterschwe
fligsaures
Goldoxydnatron wird erhalten, indem man Goldchloridlösung mit Kalkmilch digeriert und den ausgewaschenen Niederschlag in unterschwe
fligsaurem
Natron löst. Es wird unter dem Namen Sel d'or in der Photographie benutzt. Unterschwe
fligsaurer Kalk CaS2O3 entsteht
in großer Menge bei der Verwertung der Sodarückstände, wird aber meist auf unterschwefligsaures Natron
verarbeitet. Es bildet farblose, beständige Kristalle, löst sich leicht in Wasser, nicht in Alkohol und wird wie das Natronsalz
benutzt.