Distomatosis
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s. Leberegelkrankheit. ^[= (Fäule, Verhüten, Anbrüchigkeit, Bleichsucht, Egelseuche, Distomatosis, Cachexia ictero-verminosa ...]
Distomatosis
3 Wörter, 37 Zeichen
Distomatosis,
s. Leberegelkrankheit. ^[= (Fäule, Verhüten, Anbrüchigkeit, Bleichsucht, Egelseuche, Distomatosis, Cachexia ictero-verminosa ...]
(Fäule, Verhüten, Anbrüchigkeit, Bleichsucht, Egelseuche, Distomatosis, Cachexia ictero-verminosa), eine bei den Wiederkäuern, vorzugsweise bei Schafen, vorkommende abzehrende und mit Ansammlung von wässeriger Flüssigkeit in dem Unterhautzellgewebe, zwischen den Muskeln [* 4] und in den Körperhöhlen verbundene Krankheit, die durch das Vorhandensein von Leberegeln (Distomum hepaticum und D. lanceolatum Mehlis) in den Gallengängen der Leber verursacht wird.
Nicht selten werden 100-600 Egel in der Leber eines Schafs gefunden. Die einzige Ursache der Krankheit ist die Aufnahme der Leberegelbrut, welche sich auf feuchten Weiden, an Bachrändern etc. sowie in stagnierendem Wasser in Gräben und Pfützen findet. Im Sommer oder Herbst, vorzugsweise morgens und abends, wenn die Weiden vom Tau naß sind, kann in wenigen Stunden so viel Egelbrut aufgenommen werden, daß die Krankheit entsteht. Auch kann diese bei Stallfütterung durch Gras von feuchten Stellen hervorgerufen werden.
Die Egelbrut wandert vom Magen [* 5] oder Darm [* 6] aus in die Leber ein. Ist die Einwanderung sehr stark, so kann der Tod sehr schnell erfolgen. Dies ist aber nur höchst selten der Fall, in der Regel erkranken die Schafe [* 7] erst mehrere Monate nach der Aufnahme der Egelbrut. Die ersten Symptome sind Mattigkeit, Appetitsverminderung und Gelbfärbung der Schleimhäute. Allmählich werden die Schleimhäute und die äußere Haut [* 8] blaß, namentlich die Bindehaut der Augen, die außerdem infolge wässeriger Infiltration anschwillt und einen fettigen Glanz bekommt. Auch im Zellgewebe unter der äußern Haut sammelt sich bald wässerige Flüssigkeit an, infolgedessen die Schafe ¶
anfangs oft wohlbeleibt erscheinen. Später senkt sich die wässerige Flüssigkeit unter der Haut nach den tiefsten Stellen und bildet weiche Geschwülste unter dem Bauch, [* 10] unter der Brust und unter der Kehle (Kropf); die Körperschwäche nimmt zu, es tritt Abmagerung ein, häufig entsteht auch Durchfall, und der Tod erfolgt durch Entkräftung. Die Dauer der Krankheit ist je nach der Menge der in der Leber vorhandenen Egel, nach der Konstitution der Schafe und nach der Fütterung sehr verschieden.
Sind viele Egel in der Leber vorhanden, so verläuft die Krankheit schneller; schwächliche, sehr alte oder sehr junge Tiere erliegen früher als kräftige Schafe; durch knappe oder unzweckmäßige Fütterung wird der tödliche Ausgang der Krankheit beschleunigt. Manche Schafe erliegen schon im Herbst oder im Vorwinter, andre im Nachwinter, wieder andre erst im Frühjahr oder noch später nach der Aufnahme der Egelbrut. Die im Sommer oder Herbst aufgenommenen Egel gehen zwar naturgemäß im folgenden Frühjahr oder Sommer wieder ab; aber wenn zahlreiche Egel vorhanden waren, ist die Leber meist in dem Grad krankhaft verändert, die Lebersubstanz geschwunden, sind die Gallengänge erweitert und inkrustiert, daß die Verdauungsstörungen fortbestehen und schließlich eine tödliche Abzehrung verursachen.
War die Zahl der Egel in der Leber eine geringere und die Krankheit nicht vollständig ausgebildet, so tritt nach dem Abgang der Egel Genesung ein. Um die Ausbildung der Abzehrung und die Wassersucht zu verhindern, müssen die Schafe, sobald sich die ersten Spuren der Krankheit in der Herde zeigen, möglichst kräftig gefüttert werden. Zur Unterstützung der Verdauung und der Blutbildung werden Salzlecksteine und auf je 100 Schafe 50 g Eisenvitriol und 500 g Wacholderbeeren, mit Haferschrot gemischt, wöchentlich zwei- oder dreimal zum freiwilligen Genuß gegeben.
Die Egel sind durch Arzneimittel nicht zu vertreiben. Erreicht die Krankheit bei verhältnismäßig vielen Stücken der Herde schon im Vorwinter einen hohen Grad, so ist möglichst zeitiges Abschlachten der ganzen Herde zu empfehlen. Um die Krankheit zu verhüten, müssen nasse Weidestellen sowie das Tränken aus Gräben oder Pfützen vermieden werden; eventuell sind die Weiden durch Abzugsgräben zu verbessern. Bei Rindern sind die Erscheinungen und der Verlauf der Krankheit im wesentlichen wie bei Schafen.