Disputation
(lat.), Wortkampf, gelehrtes Streitgespräch, besonders ein öffentlich angeordnetes; Disputanten, diejenigen, welche sich an einem solchen beteiligen. In frühern Zeiten wurden öffentliche Disputationen besonders häufig über theologische Streitfragen abgehalten (s. Religionsgespräche), heutzutage beschränken sich dieselben fast nur noch auf den akademischen Usus. Man hat hier die Inauguraldisputation (disputatio pro loco) oder Habilitationsdisputation, zur Erlangung der Erlaubnis, an der Universität Kollegien zu lesen, und die Promotions- oder Doktordisputation (disputatio pro gradu), zur Erlangung eines akademischen Grades. Schedendisputationen (vgl. Scheda) sind die unter einem Präses, d. h. unter dem Vorsitz eines Universitätslehrers, über einzelne Thesen gehaltenen Disputationen. Derjenige, welcher durch die Disputation sich irgend einen Platz in der Gelehrtenrepublik erkämpfen will, hat seine in bestimmten Thesen aufgestellten Behauptungen (als Defendent oder Respondent) gegen jeden, der sie bestreitet (Opponent), zu verteidigen. Gegenwärtig ist aber das Disputieren meist Scheingefecht mit vorher bestimmten Opponenten geworden. Bis gegen die Mitte dieses Jahrhunderts durfte bei Disputationen nur die lateinische Sprache gebraucht werden; die Universität Breslau war die erste, welche Disputationen in deutscher Sprache gestattete; die Zulassung derselben ist jedoch weder allgemein bei allen Fakultäten durchgedrungen, noch hat sie die alte akademische Form mit wirklichem, neuem Leben erfüllen können.