Diptēren,
Insektenordnung, s. Zweiflügler. [* 2]
Dipteren
8 Wörter, 84 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Insektenordnung, s. Zweiflügler. [* 2]
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
(Diptĕra), s. Zweiflügler.
[* 2] (Fliegen, [* 5] Diptera, hierzu Tafel »Zweiflügler«),
Ordnung der Insekten, [* 6] umfaßt Kerbtiere mit saugenden und auch wohl stechenden Mundteilen, unbeweglichem, ringförmigem Prothorax, häutigen, meist nackten Vorder- und zu Schwingkolben (Halteren) verkümmerten Hinterflügeln und vollkommener Verwandlung. Der Kopf ist gewöhnlich kugelig oder halbkugelig und an der Brust nach allen Seiten drehbar eingelenkt. Die Ringe der Brust (Thorax) sind meist unter sich und mit dem ersten Hinterleibsring zu einer festen Masse verschmolzen.
Der Hinterleib ist sitzend oder gestielt, fünf- bis achtringelig. Die Fühler sind schnurförmig, vielgliederig u. dann oft dicht gefiedert oder kurz und dreigliederig. Der Saugapparat (Saug- und Schöpfrüssel) wird meist von der Unterlippe gebildet, in welcher sich die Stechborsten bewegen; die letztern sind entweder die umgebildeten Kiefer oder auch die Oberlippe und der sogen. Hypopharynx, d. h. eine Verlängerung [* 7] der untern Schlundwand (s. Figur).
[* 4] ^[Abb.: Mundteile der Mücke (Culex). H Stechborste, Lb Lippentaster, Md Mandibeln, Mx Maxilla (Rüssel).] ¶
Schmeißfliege (Musca vomitoria). 2/1. (Art. Fliegen.)
Golubatzer Mücke (Simulia colombaschensis). 3/1. (Art. Mücken.)
Weizenmücke (Cecidomyia tritici). 8/1. (Art. Gallmücken.)
a Larve in einer geplatzten Puppenhülse;
b Weizenblüte mit Larven.
Mondfleckige Schwebfliege (Syrphus seleniticus). Nat. Gr. (Art. Schwebfliegen.)
Waffenfliege (Stratiomys chamaeleon). Nat. Gr. (Art. Waffenfliegen.)
Heerwurm-Trauermücke (Sciara militaris), vergr. (Art. Mücken.)
Geringelte Stechmücke (Culex annulatus). 3/1. (Art. Mücken.)
Magenbreme des Pferdes (Gastrophilus equi). 2/1. (Art. Bremen.) [* 9]
Bandfüßiges Grünauge (Chlorops taeniopus). 6/1. (Art. Grünauge.)
Schafbreme (Oestrus ovis). 2/1. (Art. Bremen.)
Floh (Pulex irritans), vergr. (Art. Flöhe.)
Tsetsefliege (Glossina morsitans). 3/1. (Art. Tsetsefliege.)
Weibliche Rindsbremse (Tabanus bovinus). Nat. Gr. (Art. Bremsen.) [* 10] ¶
Die Vorderflügel sind nackt, gewöhnlich glasartig, zuweilen ganz oder teilweise dunkel gefärbt und vorwiegend in der Längsrichtung geädert; doch sind die Längsadern meist durch einzelne Queradern miteinander verbunden und bilden auf diese Art sogen. Zellen, welche für die Systematik von Wert sind. Die Hinterflügel sind verkümmert und bestehen aus einem von dünnem Stiel getragenen Knopf (Schwingkölbchen oder Haltere); sie enthalten ein Sinnesorgan, das vielleicht zum Hören dient, und sind insofern für den Flug von Bedeutung, als nach ihrer Entfernung dem Tier die Orientierungsfähigkeit verloren geht (vgl. Halteren).
Die Beine haben fünfgliederige Tarsen, deren erstes Glied [* 12] gewöhnlich verlängert ist; neben den Fußklauen finden sich meist 2-3 häutige, sohlenartige Afterklauen. Die Augen sind fast durchweg groß; gewöhnlich sind auch drei Ocellen vorhanden. Die Bauchkette des Nervensystems ist fast immer zu einem großen, in der Brust gelegenen Knoten zusammengezogen, selten bis in den Hinterleib verlängert. Am Darmkanal befindet sich an einem besondern Stiel der dünnhäutige sogen. Saugmagen, der als Kropf zu dienen scheint. Es sind fast stets nur vier Nierenschläuche (Malpighische Gefäße) vorhanden.
Die Geschlechter sind selten auffällig verschieden, doch haben die Männchen gewöhnlich größere Augen und zuweilen abweichend gebaute Fühler. Dem meist ausgebildeten Flugvermögen entsprechend, zeigen die beiden Haupttracheenstämme blasenartige Anschwellungen, von denen zwei an der Hinterleibsbasis gelegene sehr bedeutend sind. Die Larven sind fußlos, meist weichhäutig und ungefärbt, zuweilen mit mehr derber, lederartiger Körperbedeckung und dann in der Regel gefärbt.
Viele haben einen deutlich abgesetzten und dann mit Ocellen versehenen, andre dagegen einen von den nächst folgenden Körperringen
nicht deutlich unterscheidbaren und in diese fernrohrartig einziehbaren Kopf (kopflose Dipteren
larven,
Maden). Sie saugen flüssige Substanzen aus dem Pflanzen- und Tierreich und befestigen sich oft mit zwei hornigen Mundhaken an
denjenigen Körpern, aus welchen sie ihre Nahrung ziehen. Bei der Verpuppung wird entweder, wie bei den Schmetterlingen, die
Körperhaut abgestreift, oder diese erhärtet, schrumpft zusammen und hüllt als sogen.
Tönnchen das werdende Insekt bis zum Ausschlüpfen ein. Die freien Puppen besitzen oft am Kopf und Thorax scharfe, hakenartige
Fortsätze und, wenn sie im Wasser leben, blatt- oder haarförmige Tracheenkiemen.
Die Mehrzahl der Zweiflügler ist nützlich; neben solchen Arten, die im Larvenzustand schädliche Insekten vernichten, existieren zahlreiche andre, welche faulende, verwesende Substanzen beiseite schaffen und daher den Stoffwechsel in der Natur befördern. Die oft enorme Individuenzahl, in der viele Arten, wie in keiner andern Insektenordnung, auftreten, bietet hierbei einen wichtigen Ersatz für die meist nur geringe Größe der Tiere. Viele Zweiflügler sind unter allen Zonen für Menschen und Vieh die lästigsten Insekten. Die Zahl der Arten scheint derjenigen der Hautflügler [* 13] nicht unbeträchtlich nachzustehen. Manche bringen beim Fliegen durch Schwingungen des Körpers und der Flügel oder auch durch besondere Stimmapparate stimmende Töne hervor (Brummfliegen). Man teilt die Zweiflügler in drei größere Gruppen ein:
1) Mücken oder Langhörner (Nematocera, Tipulariae, zu denen auch die Gallmücken gehören), mit langen, vielgliederigen Fühlern.
2) Fliegen oder Kurzhörner (Brachycera), mit kurzen, meist dreigliederigen Fühlern, meist mit Flügeln. Hierher die Lausfliegen (Pupiparae), welche völlig ausgebildete Larven gebären, ferner die Fliegen (Muscidae, mit den Bremen, Grünauge und Tsetsefliege), Waffenfliegen (Stratiomyidae), Schwebfliegen (Syrphidae), Bremsen (Tabanidae) u. a. m.
3) Flöhe oder Flügellose (Aphaniptera oder Pulicidae).
Vgl. Fabricius, Systema Antliatorum (Braunschw. 1805);
Meigen Systematische Beschreibung der bekannten europäischen zweiflügeligen Insekten (Hamm [* 14] 1818-38, 7 Tle.);
Wiedemann, Außereuropäische zweiflügelige Insekten (das. 1818-20, 2 Tle.);
Macquart, Histoire naturelle des insectes diptères (Par. 1834-35, 2 Bde.);
Derselbe, Diptères exotiques nouveaux ou peu connus (das. 1838-48, 4 Bde. u. 2 Suppl.);
Schiner, Fauna austriaca.