Dipsăcus
Tourn. (Kardendistel),
Gattung aus der
Familie der
Dipsaceen, zwei- oder mehrjährige, borstig behaarte oder
stachlige
Kräuter mit gegenständigen, gesägten oder fiederspaltigen Blättern, gipfelständigen Blütenköpfchen, langen,
steifen, borstigen Deckblättern und mit dem Kelchsaum gekrönten, einsamigen
Achenen. 36
Arten in
Europa,
[* 2] Nordafrika und
Asien.
[* 3] Dipsacus
. Fullonum L.
(Weberkarde,
Walkerdistel, Kardätschendistel,
Tuch- oder Rauhkarde), bis 1,8 m hoch, mit
sitzenden, sägezähnigen Blättern (die stengelständigen sind breit verwachsen), wagerecht abstehenden, an der
Spitze hakenförmig
gekrümmten Hüllblättchen, steifen, länglichen, begrannt-haarspitzigen Spreublättchen, die so lang wie die
Blumenkrone
und zurückgekrümmt sind, und lilafarbigen
Blüten, wächst wild in
England und in Südeuropa und wird
ihrer Blütenköpfe halber als wichtige
Handelspflanze in
Frankreich,
England,
Holland,
Italien
[* 4] und Süddeutschland, besonders
in der
Pfalz und in einigen Gegenden
Österreichs, auch in
Schlesien,
[* 5] der
Provinz und dem
Königreich
Sachsen
[* 6] gebaut.
Sie verlangt einen thonigen, bindenden, wasserhaltenden Boden und wird breitwürfig oder besser in Reihen gesäet, vorteilhafter aber auf besondern Pflanzbeeten erzogen und im Sommer wie Runkelrüben in Entfernungen von etwa 60 cm verpflanzt. Die Karde blüht im zweiten Jahr, und die Ernte [* 7] beginnt gewöhnlich Ende Juli oder Anfang August vor dem völligen Abblühen, dauert aber wegen der ungleichmäßigen Entwickelung der Blütenköpfe oft mehrere Wochen. Ein Hektar liefert durchschnittlich 240,000 Kardenköpfe von allen Größen. Diese dienen zum Aufkratzen und ¶
mehr
Appretieren wollener Gewebe.
[* 9] Man bevorzugt die französischen (Rouener, Avignoner) wegen ihres vorzüglich festen Gehäkes,
welches sie einer sehr sorgfältigen Kultur und den klimatischen Verhältnissen verdanken. Beim Anbau leidet die Weberkarde
durch Frost, Meltau, Regen bei der Ernte und durch ein Aaltierchen (s. d.), welches die Kernfäule verursacht und durch rechtzeitiges
Ausbrechen und Verbrennen der kernfaulen Köpfe vertilgt werden kann. Dipsacus
sylvestris L. (wilde Kardendistel), 1 m
hoch, mit am Rand kahlen oder zerstreut-stachligen Blättern und nicht hakig gekrümmten Spreublättchen, wächst auf wüsten
Plätzen, Wegrändern etc. Die gegenüberstehenden Blätter bilden durch Verwachsung ihrer Ränder kleine Becken, in welchen
sich Regenwasser sammelt (Venuswaschbecken, daher auch der griechische Name »die Durstige«). Aus Drüsen
der Blätter schießen von Zeit zu Zeit Protoplasmafäden bis in das Wasser hervor, um aus diesem, wie es scheint, Ammoniak
oder andre Pflanzennahrungsstoffe aufzunehmen.