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werden. Wenn somit anch der Preis für hochwertiges Serum höher ist, so sind andererseits die Vorteile groß, indem die Bedenken hinsichtlich des Carbol- säuregehaltes schwinden müssen und erwartet werden darf, daß die Wahrscheinlichkeit des Eintritts un- erwünschter Nebenwirkungen in hohem Grade ver- ringert wird. Zum Unterschiede vom alten Serum werden die verschiedenen Konzentrationsgrade des hochwertigen Serums neben der bisherigen Zahl, welche dieselbe geblieben ist, durch Buchstaben be- zeichnet, indem bei dem Serum, welches in 1 ccm 200I.-N. enthält, zu der Zahl ein ^, bei dem mit 300I.-N. in 1 ccm ein L und so fort bis ll, gesetzt wird. Um nun die Anzahl der Marken nicht zu sehr zu vergrößern, werden vorläufig von hochwertigem Serum nur ausgegeben: Fläschchen Nr. Iv (gelbe Etikett?) 5 i «cm 500fach^500 I.-N. zu 4 M. pro Fläschchen, » , IIV(weiße " ) i^2ooiu500fach^i0001.-N. zu 8 M. pro Fläschchen, , »HIV (rote « ) K3eoin500fach -1500I.-N. zu 12 M. pro Fläschchen, » " IVv (violette » ) 5 4ooiu500fach -2"oo I.-V. zu 16 M. pro Fläschchen, « » VIV (blaue " ) K 6 ocm 500fach - 3000 I.-A. zu 24 M. pro Flüschchen, » «VIN( » « ) 55ooi!i600fach -3000I.-N. zu 24 M. pro Fläschchen. Äußerlich ist dieses hochwertige Serum gekenn- zeichnet durch Aufdruck des Wortes »Hochwertig». - Der gesamte Inhalt eines Fläschchens ist stets aus einmal anzuwenden, und zwar durch Einspritzung [* 3] unter die Haut. [* 4]
Zur Einspritzung ist die Benutzung der Kochschen
Ballonspritze zu empfehlen, da diese leicht steril zu machen ist. Als Injektionsstellen
sind solche Körperstellen zu wählen, an denen sich die
Haut in weiter Falte abheben läßt, z. B. die vordere Vrustwand
und die Oberschenkel. Zu vermeiden sind solche
Stellen, auf welchen die Patienten auf- liegen.
Außer dem Behringschen in Höchst
dargestellten Diphtheriehcilserum sind als Heilmittel gegen Diphtheritis
hauptsächlich das
Rouxsche Heilserum, welches
in
Paris,
[* 5] und Scherings Dipbtherieanti- toxin, welches unter Leitung des Dr. Aronson in der
Chemischen Fabrik auf
Aktien (vormals
E. Sche- ring) in
Berlin
[* 6] dargestellt wird, zu nennen.
Das Scheringsche Diphtherieantitoxin ist nicht reines Blutserum, sondern eine wasserhelle, klare Flüssig- keit; es enthält 1 bis höchstens 1^ Proz. Eiweiß, welches mit 0,2 Proz. Trikresol versetzt ist, um eine Zersetzung zu verhindern. Das Präparat wird in drei Marken hergestellt: ^ (weiße Etikette) - 100 Antitoxineinheiten pro 1 c"m ü. 5ooiQ- 500 I.-N. -1,75 M. pro Fläschchen, ü.10 « -1000 » -3,50 « » " Ii (blaue Etikette) - 200 Antitoxineinheiten pro 1 »cm ü. 5 «cm - 1000 I.-N. - 3,50 M. pro Fläschchen, K10 » ^2000 « --7,00 » « » «tote Etikette mit Überdruck »Hochwertig» - 500 Antitoxin- einheiten pro 1 oom 5 2 com ---1000 I.N. --- 8,00 M. pro Fläschchen, 54 « ^2000 u ---16,00 ,) » " Durch kaiserl. Verordnung vom ist das Diphtherieheilserum dem freien Verkehr ent- zogen worden und unter diejenigen Präparate ein- gereiht, welche nach §. 2 der Verordnung vom betreffend den Verkehr mit Arznei- mitteln, nur in Apotheken feilgehalten und verlauft werden dürfen. Außerdem ist das Diphtherieheil- serum den Bestimmungen in den §§. 1 und 3 der Vorschriften vom betreffend die Ab- gabe stark wirkender Arzneimittel, wonach es nur gegen ärztliches Rezept verabfolgt werden darf, unterstellt worden, und weiterhin wurde bestimmt, daß vom an nur noch mit dem staat- lichen Prüfungszeichen versehene Fläschchen verkauft und feilgehalten werden dürfen. Die staatliche Kontrolle des Heilserums wird in nachstehender Weise ausgeführt: Ein von der Regierung dazu be- stellter Beamter erhält von dem Fabrikanten ein Sammelgefäß, welches gewöhnlich ein größeres Quantum (5-101) Serum enthält, zugeschickt. Aus dem gut durchgeschüttelten Gefäß [* 7] werden von dem Beamten 5-10 Fläschchen entnommen und unter einer bestimmten Kontrollnummer an die Station eingeschickt. Das Stammgefäß wird sodann plom- biert und bis zum Eintreffen der Antwort an einem kühlen, dunklen Orte unter Verschluß aufbewahrt. Fällt die Antwort günstig aus, so wird das Gefäß von dem Beamten geöffnet und unter feiner Auf- sicht die Abfüllung in Fläfchchen sowie deren Plom- bierung und Etikcttierung für den Versand ausge- führt. Die Prüfung der eingesandten Proben in der Kontrollstation erfolgt durch zwei bakteriologisch ge- schulte Affistenten, welche gleichzeitig und unabhängig voneinander arbeiten. Stimmen die Ergebnisse nicht überein, so muß die Prüfung von beiden Assistenten wiederholt werden. Die Prüfung stellt die Unschäd- lichkeit und den Wirkungswert des Serums fest. Als unschädlich gilt die Lösung, wenn sie vollständig klar ist oder höchstens einen geringen Bodensatz ent- hält, wenn sie durch das Kulturverfahren als keim- frei befunden worden ist, wenn der Zusatz des Kon- servierungsmittels nicht so groß ist, daß eine Gesund- heitsschädigung dadurch veranlaßt werden kann. Als zulässiges'Maß hat ein Zusatz bis zu 0,5 Proz. Carbolsäure oder Kresol zu gelten. Von jeder zur Prüfung gelangten und mit staatlichem Prüfungs- zeichen ausgestatteten Nummer wird eine ent- sprechende Zahl Fläschchen zurückbehalten, welche in zweimonatlichen Zwischenräumen nachgeprüft wer- den. Falls der Wirkungswert über 10 Proz. ge- sunken ist oder sonstige nachteilige Veränderungen festgestellt werden, werden die noch im Handel be- findlichen Fläfchchen eingezogen. Bei der Heilwirkung des Serums sind nun zwei Faktoren der Krankheit zu trennen, die lokale Ver- änderung und die Giftwirkung. Behandelt man ein Meerschweinchen, welches 24 Stunden nach der In- fektion die Symptome einer Diphtherieerkrankung darbietet, mit Serum, so nimmt die Lokalaffektion einen andern Charakter an. Aus dem weichen, dif- fusen Odem wird ein hartes, abgegrenztes Infiltrat, das sich abstößt, und das Tier kann gesund werden. Das Serum hat also den lokalen Prozeß zum Still- stand gebracht, allerdings nicht durch Abtötung der Bacillen, denn diese wuchern in den abgestorbenen Massen noch weiter, aber es hat Veränderungen im Tierkörper bewirkt, welche es dem Körper ermög- lichen, den lokalen Prozeß abzugrenzen, was er ohne das Antitoxin nicht vermocht Hütte. Außerdem ist der Körper unempfindlich geworden gegen die giftigen Produkte, welche von den Diphtheriebacillen an der Impfstelle weiterhin abgesondert werden. Wird das Tier später in Behandlung genommen, so wird der lokale Krankheitsprozeß in gleicher Weise beeinflußt, allein das Tier geht dennoch zu Grunde. Diese Thatsache ist so zu erklären, daß zu der Zeit, als das Serum den Körper gegen das Gift un- empfindlich machte, schon so viel Gift von den Zellen ¶
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aufgenommen war, daß sie einer langsamen Dege- neration verfallen mußten. Genau fo wie im Tier- experiment verhält sich
die Heilwirkung des Serums beim Menschen, wodurch sich erklärt, daß die Krank- heitsfälle, wo das Serum möglichst frühzeitig
in Anwendung gekommen ist, viel günstiger verlaufen als diejenigen, bei denen das Serum erst, nachdem
die Krankheit bereits mehrere Tage bestanden hatte, injiziert wnrde. Um ein sicheres Urteil über die Heilwirkung des Serums
zu erlangen, sind Sammelforfchungen über die Heilserumbehandlung der Diphtheritis
unternommen worden; außerdem legen
die statist.
Mitteilungen einzelner Krankenhäuser Zeugnis ab von der Wir- kung dieses Heilmittels. Die Diphtheriekranken in Berlin nach der allgemeinen Statistik des taiserl. Gesundheitsamtes: Diphtheriekranke In Berlin überhaupt. . . 3502 3772 4209 5240 3111 In den Berliner [* 9] Kranken Häusern 1727 2120 2403 2900 1666 Von der Gesamtzahl wur- den in Krankenhäuser auf- genommen in Proz. . . 49,3 56,2 55,9 53,3 55,5 * Bis 28. Juli. Hieraus ist ersichtlich, daß die Zahl der Diphtherie- kranken, die in Krankenhäusern behandelt worden sind, proportional der Zahl der Gesamterkrankun- gen an D. ist.
Solange genaue Zahlen über die Diphtherie- statistik vorhanden sind, ist in Berlin die Sterblich- keit in den Krankenhäusern
immer größer gewesen als außerhalb derselben; erst 1894 tritt eine Umkehr des Verhältnisses ein.
Daß die Krankenhausfülle von Diphtheritis
eine größere Sterblichkeit hatten, liegt daran, daß im allgemeinen
die Diphtheriefälle der Kranken- häuser schwerer sind als die in der Privatpraxis. Zumal wenn die Tracheotomie in Frage kommt,
werden die Patienten in die Krankenhäuser geschafft.
Daß nun die Todesfälle an D. in den Kranken- häusern plötzlich geringer wurden als in der Privat- praxis, kann nur daran liegen, daß in der Privat- praxis das Serum noch nicht so allgemein ange- wandt worden ist, was besonders für das 1.1894 gilt. Die nachfolgende Tabelle giebt die Zahl der Erkrankungen und Todesfälle in ganz Berlin und in den Krankenhäusern in den 1.1891-94 und den ersten sieben Monaten des 1.1895: 1891 1892 1893 1894 3502 3772 4209 5240 1727 2120 2403 2900 49,3 56,2 55,9 53,3 Erkrankungen und Todesfälle 1891 1892 1893 1894 1895.* Erkrankungen in ganz Berlin 3502 3772 4209 5240 3111 Todesfälle in ganz Berlin . 1144 1376 1577 1496 495 Es starben in Berlin von 100 Diphtheriekranken . 31,8 36,5 36,7 26,8 15,9 Diphtheriefälle in den Ber- liner Krankenhäusern . . 1727 2120 2403 2900 1666 Todesfälle an Diphtherie in Berliner Krankenhäusern 613 867 931 611 258 Es starben in den Kranken- häusern von 100 Diph- tlieriekrankcn 35,5 40,0 38.9 21,1 14,9 * Bis Ende Juli.
Nber die Abhängigkeit der Sterblichkeit bei der Diphtheritis
von den Krankheitstagen, an welchen
die Injektion
[* 10] von Heilserum stattgefunden hat, belehren folgende Kiffern: Injektion am: Be5 überhaupt
andelte? geheilt
fälle gestorben Sterblichkeit Proz. 1. Krankheitstage 189 173 (3) 13 6,9 i ? , 2.
632 570 (15) 47 7,4 z 7'2 3. 472 393 (6) 73 15,5 4. , 254 205 (3) 46 18,1
164 102 (4) 58 35,4 6. 97 63(2) 32 7. ' 41 28 13 8. 38 28 10
^ 39,0 43 il ! l 10. > 8 6 2 j 11. 8 7(1) - 12. 5 2 13.
1 1 14. 15. 212 111 11 18,8 16. 1 1 s 19. 2 1 1 29. 1 1 Unbekannt 258 181 (2)
75 29,1 Zusammen j 2223 j1805 (37)! 386 j Ist auch der Erfolg, den Vehring auf dcr Natur- forscherversammlung in Wien
[* 11] in Aussicht gestellt hatte, dah künftig höchstens 5 Proz. von denjenigen, bei welchen die Behandlung
mit ausreichenden Serumdosen innerhalb der ersten 48 Stunden nach deutlich wahrgenommenerErkrankung erfolgt,
sterben würden, nicht ganz erreicht worden, so giebt doch die Tabelle, welche den «Ergebnissen dcr Sammel- forfchung über
das Diphtherieheilserum für das I.Quartal (Januar bis April) 1895», einer Arbeit aus dem kaiserl. Gesundheitsamte, entnommen
ist, bereits 7,3 Proz. Mortalität an, wobei noch gleich- zeitig betont werden
muß, daß wiederholt in schweren Fällen nur einmal die einfache Heildosis (600 Im- munisierungseinheiten) angewendet wurde,
wo eine Wiederholung derselben nach den von Bchring auf- gestellten Grundsätzen angezeigt gewesen wäre.
Die Sammelforschung der «Deutschen mediz. Wochenschrift» wurde ausgesprochenermaßen zu dem Zwecke unternommen, aus der Zahl der Hei- lungen von solchen Diphtheriefällen, die mit und ohne Heilserum behandelt worden sind, ein Urteil über den Wert des Serums zu gewinnen. Zu dem Zwecke wurden Zählkarten zur Ausfüllung an die Arzte ausgegeben. Es handelte sich um die Zeit vom bis Leider sind nicht alle Arzte den Intentionen gefolgt, weswegen das Resultat dieser Sammelforschung, das in der Tabelle auf S. 337 wiedergegeben ist, weniger wert- voll ist, als es hätte sein können.
Als einfache Heildosis ist Flasche [* 12] I zu verwenden, welche 600Immunisierungseinheiten enthält. Diese Dosis ist jedoch nur bei ganz frischen Fällen am ersten und zweiten Krankheitstage ausreichend. Setzt die Erkrankung aber sogleich mit schweren Symptomen ein, bestehen z. V. einige Stunden nach Beginn derselben ausgedehnte Beläge im Nachen, starke Drüsenanschwellungen, sehr gestörtes All- gemeinbefinden u.dgl., so sind 10WImmunisierungs- einheiten zu injizieren.
Die gleiche Dosis ist allemal zu geben, wenn der Kehlkopf [* 13] bereits affiziert ist, und bei am dritten und vierten Krankheitstage. Für Erwachsene und später als am vierten Tage befind- liche Fälle oder sehr schwere Fälle des dritten bis vierten Krankheitstages sind meist 1500 Immuni- sierungseinheiten ausreichend. Im allgemeinen muh gesagt werden, daß es besser ist, eine stärkere Heil- serumdosis zu geben, als eine zu schwache, da schäd- liche Nebenwirkungen nach der Injektion kaum ¶
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vor-333
Behandelte Kranke Unter 2 Jahren 2-10 Jahre ttber 10 Jahre Zusammen überhaupt davon gestorben Zahl ^ Proz. überhaupt dav gcsto Zahl on rben Proz. überhaupt dar gestu Zahl on rben Proz. überhaupt dat gesto Zahl on rben Proz. ^. Mit Heilserum behandelt: Berlin 50 13 26,0 431 67 15,3 81 4 4,9 562 84 15,1 Außerhalb 685 147 21,4 3599 288 8,0 987 40 4,1 5271 475 9,0 Zusammen ^ 735 160 21,8 4030 355 8,8 1068 44 4,1 5833 559 9," Davon am 1. s Berlin 18 6 333 163 15 fi 9 41 1 24 227 22 97 und 2. Tage < Außerhalb gespritzt ^ Zusammen 383 39 10,2 2088 75 3,6 655 6 0,9 3126 120 3,8 401 45 11,8 2256 90 4,0 696 7 1,0 3353 142 4,2 ^ ... s Berlin 32 7 219 263 52 198 40 3 75 335 62 135 Spater ! Z^^.^ 302 103 357 1511 213 141 332 34 103 2145 355 165 ge^prlyt ^ Zusammen 334 115 34,4 1774 265 14,9 372 37 9,9 2480 417 16,9 Diphtherie- i Ohne Trachcotomie 130 38 29,3 484 77 15,9 «7 11 12,7 701 126 17,9 Larynxstenose j Mit » 43 23 49,0 250 75 30,0 18 7 38,8 317 105 33,1 s bis 600 sBerlin. 28 4 14,3 145 9 6,2 33 1 2,6 311 14 4,5 Ge,amt- Antitoxin-^ Außerhalb 469 76 16,2 2225 116 5,2 592 10 1,7 3236 202 6,1 menge ^ Einheiten ^Zusammen 497 80 16,1 2370 125 5,3 630 11 1,8 3597 216 6,0 aesvrUtteni bis 1000 .Berlin . . 22 9 40,9 286 58 20,3 43 3 7,0 351 70 19,9 Tcrmns Antitoxin-) Außerhalb 216 71 32,8 1374 172 12,5 395 30 7,8 1985 273 13,7 ^ einheilen ^Zusammen 235 80 33,6 1660 230 13,8 438 33 7,5 2336 343 14,6 Späte Herztodesfälle . . . 9 12 51 13 9 08 69 12 63 549 112 724 25 241 77 343 V. Ohne Heilserum behandelt: Berlin 25 14 560 177 34 192 80 1 12 49 174 Außerhalb 473 184 38,9 2533 377 14,8 1191 46 3,8 4197 607 14,4 Znsannneil IZ. 498 198 39,7 2710 411 15,2 , 1271 47 3,7 4479 656 14,7 Snmmc ^. und Ii 1233 358 29,0 6740 ! 766 11,4 2339 91 3,9 10312 1215 11,8 kommen.
An der Stelle der Injektion bemerkt man nach mchrern Stunden eine Rötung und Schmcrz- haftigkeit der Haut, die aber am nächsten Tage meijt spurlos verschwunden ist. In seinem Bericht über die Resnltate im Kaiser- und -Kaiserin-Friedrich- Krankenhanse zu Berlin hat Vagiusky die Neben- wirkungen, welche er beobachtet hatte, init auf- genommen. Während vor der Eernmbehandluug als Mittel von 1890 bis 1894: 41,i Proz. Todes- fälle in dem Krankcnhanse bestanden, starben nach Einführung der Serumbehandlung von 525 Kranken 83 - 15,6 Proz. An Exanthemen wurden beobachtet: erythematöse Rötuug, Papelbilduug und Urticaria- quaddeln in der nächsten limgebnng der Injeltions- stelle in 22 Fällen, allgemeine Nrticaria, IIoip68 Illdia1i3 6t iiusaliä, scharlachähnlichcs Eranthem in 13 Fällen, polymorphes, vielfach masernähnliches Eranthem in zwei Fällen.
Die Dosierung variierte je nach der Schwere des Falles und der Altersstufe des Kindes: es wurden 600 - 4000 Immunisie- rungseinheiten injiziert. Die etwa auftretenden Eranthcme erweisen sich, auch wenn sie von Drüsenanschwellungen oder Gelenk- affektionen begleitet sind, als durchaus gefahrlos. Ein Auftreten von Nierenaffektionen, schweren Herz- affektionen als Folge der Anwendung des Heil- serums findet nicht statt. Die Wirkung des Mittels kennzeichnet sich in der Beschränkung und dem Still- stände des örtlichen Prozesses, weiterhin in der raschen Loslösung und Entfernung der krankhaften Produkte und in der Verbesserung des Allgemein- befindens, welche sich zumeist in erster Reihe als Entfieberung kundgiebt.
Bisher ist durch das Heil- serum die Zahl der Diphtherietodesfalle mindestens um ein Drittel herabgesetzt, was sür Deutschland, [* 15] wo jährlich etwa 60000 Todesfälle an D. vor An- wendung des Heilserums vorkamen, eine Verringe- rung auf 40000 bedeutet. Es ist zu hoffen, daß, wenn das Heilserum erst allgemein, rechtzeitig und in ge- nügend großen Dosen angewendet wird, die Zahl der Diphtherietodesfälle nochbedeutendherabgesetztwird. Damit das Heilserum aber rechtzeitig angewandt werden kann, ist eine frühzeitige Diagnose erforder- lich.
Aus den klinischen Symptomen ist jedoch hänfig nicht sogleich, ab und zu auch gar nicht, mit Bestimmtheit die richtige Diagnose
zu stellen. Da tritt dann die Bakteriologie in ihr Necht. Bakterio- logisch ist es meist bereits zu eiuer
Zeit, wo eine klinische Diagnose noch nicht zu stellen ist, möglich, eine bestehende Diphtheritis
mit Sicherheit
zu erkennen. Da jedoch dieDiphtheriediagnosesehrschwerzu stellenist,so muß sie stets von einem geschulten und geübten Bakterio-
logen vorgenommen werden.
Damit allen Ärzten und Patienten die baktcriologische Diagnose zu gute komme, mnß sie auf Staatskosten
vorgenommen werden. Es werden Glasröhrchen, in denen sich an einem Kork
[* 16] befestigt eine Stahlsonde mit einem Wattebausch befindet,
sterilisiert und in einem Holz- tlötzchen verschlossen. Der Holzklotz kommt mit einer Anweisung, wie die Entnahme zu geschehen
hat, in ein Eouvcrt. Derartige Apparate werden in den Apotheken deponiert, von wo sie sich der Arzt, sobald
er Verdacht auf Diphtheritis
hat, kommen läßt. Er fährt mit dem Wattebausch über die Mandeln, verschließt ihn wieder in dem Glasröhrchen,
steckt das Röhrchen in den Holzklotz, diesen mit einer Be- zeichnung des Patienten und kurzen Beschreibung des klinischen
Befundes in das Convert, welches ver- schlossen und an einen bestimmten Eammelort ge- bracht wird, von
wo es zu dem bakteriologischen Institute, wo die Diagnosen gestellt werden, ge- schafft wird. Von außerhalb müssen die kleinen
Pakete durch die Post gesandt werden. Die Diagnose läßt sich in etwa 8 - 16 Stunden stellen, «über ihren
Ausfall wird der Arzt telephonisch oder tele- graphisch benachrichtigt. In dieser Weise wird zur Zeit in Neuyork,
[* 17] Vreslau und
Königsberg
[* 18] die Diph- thericdiagnose gestellt. - nber die Verbreitung der
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