Titel
Diomēdes,
Name zweier Heroen der Griechen:
1) Sohn des
Ares
[* 2] und der
Kyrene, König der wilden und kriegerischen Bistonen in
Thrakien, berüchtigt durch seine
Pferde:
[* 3] Podargos,
Xanthos, Lampon und
Dinos, welche von ihm mit dem
Fleisch der an die
Küste verschlagenen
Fremden gefüttert wurden.
Herakles
[* 4] raubte
dieselben auf Befehl des
Eurystheus und warf ihnen den Diomedes
selbst als
Futter vor.
Eurystheus weihte
sie der
Hera
[* 5] oder ließ sie
frei laufen, und ihre Nachzucht soll bis zur Zeit
Alexanders d. Gr. gewährt haben.
2) Sohn des Tydeus und der Deipyle, ein Ätolier, nach dem Tod seines Großvaters Adrastos Teilnehmer am Epigonenzug gegen Theben, dann einer der gefeiertsten Helden vor Troja, [* 6] wohin er mit 80 Schiffen gekommen war. Aphrodite, [* 7] den Äneas schützend, und selbst Ares werden von ihm verwundet, und dem Hektar wird er mehrmals gefährlich. Mit Odysseus geht er auf Kundschaft aus, tötet den trojanischen Spion Dolon, überfällt den König der Thraker, Rhesos, und entführt seine Rosse.
Bei den Leichenspielen des
Patroklos trägt er einen
Preis davon.
Athene
[* 8] liebt ihn, der oft allein im allgemeinen Verzagen noch
Rat weiß. Die nachhomerische
Sage läßt ihn noch das
Palladion in
Troja rauben; als ihn sein
Gehilfe
Odysseus
auf dem Rückweg ins
Lager
[* 9] meuchlings ermorden wollte, fesselte er denselben. Bei seiner
Landung in
Attika verlor er das
Palladion,
und sein
Weib Aigialea, unterdessen auf Antrieb der
Aphrodite zur Ehebrecherin geworden, erzwang mit Waffengewalt
seine
Flucht. Diomedes
ging zuerst nach
Ätolien, wo er seinen Großvater, den vertriebenen König Oineus, wieder einsetzte, stand
sodann, nach
Italien
[* 10] verschlagen, dem König
Daunus in
Apulien gegen die
Messapier bei und erhielt dessen Tochter Euippe zur
Gemahlin nebst der Herrschaft über die apulische
Ebene
(Campi Diomedis), wo mehrere
Städte, z. B.
Benevent,
Argyripa
(Argos Hippion),
Brundusium etc., von ihm angelegt wurden. Er starb in
Daunia oder zu
Argos, wohin er zurückgekehrt
war; nach andrer Angabe verschwand er auf einer der nach ihm benannten, im Adriatischen
Meer gelegenen
Diomedeischen Inseln
(s.
Tremiti), wo auch sein
Grabmal sein sollte, und wo nach der
Sage seine trauernden
Gefährten in fleischfressende
Raubvögel
[* 11]
(Diomedeische
Vögel)
[* 12] verwandelt wurden.
Infolge dieser
Sage hat
Linné den
Albatros
Diomedea genannt, was dann wiederum
Anlaß gab, eine Inselgruppe zwischen dem
Prinz von
Wales-Kap und dem
Ostkap (der Nordgrenze der jährlichen
Wanderung dieses
Vogels) Diomedes
inseln zu nennen. Man verehrte
Diomedes
als
Heros in vielen
Städten
Italiens,
[* 13] besonders in Argyripa, Metapontum und über
Ancona
[* 14] hinaus bis an die Pomündung, wo
vermutlich der
Dienst einer rosselenkenden, seeherrschenden
Gottheit den griechischen und gräzisierenden
Sagen von Diomedes
und seinem
Palladion entgegenkam. In
Argos wurde an dem
Feste der
Athene mit dem
Palladion der
Schild
[* 15] des Diomedes
in feierlichem
Zug
einhergetragen und sein
Bild im
Inachos gewaschen; er
war in
Griechenland
[* 16] überhaupt ein mit
Athene eng verknüpftes
Wesen. Der
Freund des Horaz,
Julus
Antonius, besang Diomedes'
Rückkehr von
Troja in zwölf
Büchern
(Diomedea). Spätere verwechseln die beiden
Diomedes.
Auf mehreren
Gemmen
[* 17] des
Altertums erscheint Diomedes
nackt mit dem
Palladion in der
Hand,
[* 18] so einmal auch auf
einem schönen
Relief im
Palazzo
Spada zu
Rom.
[* 19]