Titel
Dinkelsbühl.
1)
Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Mittelfranken, hat (1890) 24868 (11858
männl., 13010 weibl.) E. in 63 Gemeinden mit 191 Ortschaften, darunter eine Stadt. – 2)
Unmittelbare Stadt und Hauptort des
Bezirksamtes Dinkelsbühl
, ehemals freie Reichsstadt, 3 km von der württemb. Grenze, in 441 m Höhe
an der Wörnitz, im fruchtbaren Virngrunde, an der
Nebenlinie Dombühl-Nördlingen der Bayr. Staatsbahnen,
[* 2] Sitz des
Bezirksamtes
und eines
Bezirksgremiums, eines Amtsgerichts (Landgericht
Ansbach),
[* 3]
Rent-, Forstamtes, eines kath. und evang.
Dekanats,
ist mit einer von schlanken
Türmen besetzten Ringmauer umgeben, hat (1890) 4496 (2113 männl., 2383 weibl.) E., darunter 1296 Katholiken,
Post- und Bahnexpedition,
Telegraph,
[* 4]
Fernsprecheinrichtung, zahlreiche
Brücken
[* 5] und
Stege über die Wörnitz, 5
Kirchen, darunter
die evang. Stadtkirche in byzant.
Stil (1843), an der
Stelle der alten Karmeliterkirche erbaut, und die kath. Georgskirche,
eine got. Hallenkirche, 1448‒99 erbaut, das sog. Deutsche
[* 6] Haus,
Stammhaus der
Grafen Drechsel-Deufstetten, ein Prachtbau deutscher Renaissance in
Holzarchitektur, 1543 erbaut und 1877 restauriert,
ein ehernes
Standbild (1859) des hier geborenen Jugendschriftstellers
Christoph von
Schmid und ein Kriegerdenkmal; königl.
paritätische Lateinschule, Realschule mit gewerblicher Fortbildungsschule, 2 Frauenarbeitsschulen, Zeichenschule,
Krankenhaus,
[* 7] Schlachthaus; Fabrikation von
Woll- und Korbwaren,
Bürsten und Lebkuchen, Gerberei, mechan. Streichgarnspinnerei,
Landwirtschaft, besonders Viehzucht,
[* 8] Getreidehandel,
Sparkasse, Kreditverein, Wollmarkt, Vieh- und Jahrmärkte. – Dinkelsbühl
, das
für die älteste Stadt
Frankens gilt, wurde 928 durch einfache, 1126 durch doppelte
Mauern befestigt, erhielt 1305 gleiche
Rechte mit
Ulm
[* 9] und war 1351‒1802 zum Schwäbischen
Kreise
[* 10] gehörige Reichsstadt. 1632 eroberte der schwed.
Oberst von Sperreut die Stadt.
Religiöse Parteiungen untergruben lange Zeit Ordnung und Wohlstand des Ortes, bis endlich die Gleichstellung der
Protestanten
mit den Katholiken erfolgte. Dinkelsbühl
kam 1802 an
Bayern,
[* 11] 1804 an das preuß. Fürstentum
Ansbach und 1806 wieder an
Bayern. –
Vgl. Unold-Zangmeister, Topogr.
Geschichte von Dinkelsbühl
(1855);
Pürckhauer, Geschichte der evang.
Kirche
zu D.;
Beck,
Übersicht über die Geschichte der ehemals
Freien Reichsstadt Dinkelsbühl
(Dinkelsbühl 1886);
Pohlig, Die St. Georgskirche zu D. (Lpz. 1882);
Metzger, Beiträge zur Geschichte von Dinkelsbühl.