Titel
Dindorf
,
1)
Wilhelm, bedeutender
Hellenist, geb. zu
Leipzig,
[* 2] wo sein
Vater
Gottlieb
Immanuel Dindorf
(gest.
Professor der orientalischen
Sprachen war; studierte seit 1817 in
Leipzig unter Gottfr.
Hermann und
Chr.
Daniel
Beck
Philologie und begann frühzeitig seine litterarisch-kritische Thätigkeit. Nachdem er einen 1827 an ihn ergangenen
Ruf
nach
Berlin
[* 3] abgelehnt, wurde er 1828 zum außerordentlichen
Professor der Litteraturgeschichte in
Leipzig ernannt, entsagte
jedoch 1833 dieser
Stellung, um sich ausschließlich litterarischer Thätigkeit zu widmen.
Einer der fruchtbarsten philologischen Schriftsteller, starb er in seiner Vaterstadt. Besonderes Verdienst hat sich um die szenischen Dichter der Griechen erworben. Sie erschienen gesammelt mit den Fragmenten Leipzig 1830 (5. Aufl., Lond. u. Leipz. 1869); außerdem bearbeitete er Bd. 7-13 des Invernizzi-Beckschen Aristophanes (Leipz. 1820-34), edierte einzeln den Aristophanes mit Annotationen und Scholien (Oxf. 1835-39, 4 Bde.), ebenso den Äschylos (das. 1841-51, 3 Bde.) und Euripides (das. 1834-63, 7 Bde.), den Sophokles mit Annotationen (das. 1832-36, 2 Bde.; 3. Aufl. 1860, 8 Tle.) und einen zweiten Band [* 4] zu den von Elmsley herausgegebenen Scholien zu Sophokles (das. 1852), verfaßte ferner »Metra Aeschyli, Sophoclis, Euripidis et Aristophanis« (das. 1842),
ein »Lexicon Sophocleum« (Leipz. 1871) und ein »Lexicon Aeschyleum« (das. 1873-76). Für Homer lieferte er eine Textausgabe (Leipz. 1855-56, 2 Bde.; 5. Aufl. 1884-85) und Scholienausgaben sowohl zur »Odyssee« (Oxf. 1855, 2 Bde.) als zur »Ilias« (das. 1875-77, 4 Bde.). Hervorragend ist auch seine Ausgabe des Demosthenes mit Annotationen und Scholien (Oxf. 1846-51, 9 Bde.). Sonst sind zu nennen seine Ausgaben der »Grammatici graeci« (Bd. 1, Leipz. 1823), des Athenäos (das. 1827, 3 Bde.), Aristides (das. 1829, 3 Bde.), Synkellos und Nikephoros (Bonn [* 5] 1829, 2 Bde.), Themistios (Leipz. 1832), Procopius (Bonn 1833-38, 3 Bde.), Lukianos (Par. 1840, 2 Tle., und Leipz. 1858, 3 Bde.), Josephus (Par. 1845-49, 2 Bde.), Eusebius Cäsariensis (Leipz. 1867-71, 4 Bde.) und Textabdrücke in den Sammlungen von Teubner und Didot. Mit Hase [* 6] und seinem Bruder Ludwig hat er das hohe Verdienst gemeinsam, die neue Ausgabe von Stephanus' »Thesaurus graecae linguae« (Par. 1832-65, 9 Bde.) bearbeitet zu haben.
2) Ludwig August, Bruder des vorigen, ebenfalls Hellenist, geb. zu Leipzig, studierte dort seit 1820, lebte dann in stiller Zurückgezogenheit als Privatgelehrter daselbst und starb Er hat sich besonders um Xenophon und die griechischen Historiker verdient gemacht. Xenophon hat er mehrfach herausgegeben (zuletzt Leipz. 1849-51, öfters wiederholt; mit kritischem Apparat, Oxf. 1853 ¶
mehr
bis 1866), ebenso Diodor (zuletzt Par. 1842, 2 Bde., u. Leipz. 1866-68, 5 Bde.). Außerdem besitzen wir von ihm Ausgaben des Malalas (Bonn 1831), »Chronicon paschale« (das. 1832, 2 Bde.),
Pausanias (Par. 1845),
Dio Chrysostomus (Leipz. 1857, 2 Bde.),
Dio Cassius (das. 1863-65, 5 Bde.),
Polybios (das. 1866 bis 1868, 4 Bde.),
der »Historici graeci minores« (das. 1870-71, 2 Bde.),
des Zonaras (das. 1868-1875, 6 Bde.).
Über seine Teilnahme an der Herausgabe von Stephanus' »Thesaurus graecae linguae« s. Dindorf
1).