Digitālis
L.
(Fingerhut),
Gattung aus der
Familie der Skrofulariaceen, zwei- oder mehrjährige, kahle oder behaarte
Kräuter mit abwechselnden, einfachen Blättern, oft einseitigen, terminalen Blütentrauben, röhrig-glockenförmigen
Blüten und eiförmigen, vielsamigen
Kapseln.
[* 2] 18
Arten in
Europa,
[* 3]
West- und
Mittelasien. Digitalis
purpurea L. (roter
Fingerhut, s. Tafel
»Giftpflanzen
[* 4] II«),
mit mehr als 1 m hohem Stengel, [* 5] bis 20 cm langen, eiförmigen, gekerbten, rauhhaarigen Blättern und schönen purpurroten, innen behaarten, mit roten, weiß gesäumten Tropfen gefleckten Blüten, ist zweijährig, wächst in Gebirgswäldern durch den größten Teil Europas, den Nordosten und äußersten Süden ausgenommen. Die ganze Pflanze ist stark giftig. Die frisch widrig, etwas narkotisch riechenden, ekelhaft scharf und bitter schmeckenden Blätter sind offizinell und müssen von wild wachsenden blühenden Pflanzen gesammelt werden.
Sie enthalten als wirksamen
Stoff Digitoxin und
Digitalin (s. d.). Sie mindern den
Blutumlauf und daher die Pulsfrequenz und
Körperwärme, wirken deprimierend auf die
Nerven
[* 6] der
Geschlechtsorgane und vermehren die Harnabsonderung; in größern
Dosen wirken sie als
Gift. Man benutzt sie bei entzündlichen Herzleiden,
Hypertrophie und Erweiterung des
Herzens, Schlagadergeschwülsten,
Entzündungen der Hirnhäute und Brustorgane,
Fiebern,
Blutungen,
Tuberkulose, wassersüchtigen
Leiden,
[* 7] Reizungszuständen der
Geschlechtsorgane, krampfhaften
Neuralgien,
Wahnsinn etc. Sie wurden zuerst 1775 durch Withering in
Birmingham
[* 8] in den Arzneischatz
eingeführt. In
Gärten kultiviert man den roten
Fingerhut als
Zierpflanze, ebenso Digitalis
grandiflora
Lam., mit
großen, gelben, innen braun geäderten und gefleckten
Blüten, aus
Mittel- und Südeuropa;
Digitalis
aurea
Lindl., mit goldgelben,
innen buntnetzartigen
Blüten, aus
Syrien und
Griechenland;
[* 9] die sehr heftig wirkende Digitalis
ferruginea L., mit prachtvollen rostfarbigen,
inwendig gelblichen
Blüten, aus Südeuropa, etc. Ein prächtiger, immergrüner
Strauch auf
Madeira
[* 10] ist
Digitalis
sceptrum L., mit geradem
Stamm und steifhaarigen
Ästen und sehr schönen, herabhängenden, am Ende der
Äste eine eiförmige
Ähre bildenden, gelblich rostfarbigen
Blumen.
Vgl. Lindley, Digitalium monographia (Lond. 1821).