Bezirkshauptstadt im schweizer. Kanton Thurgau,
407 m ü. M.,
am Rhein (Dampferstation), mit bedeutenden Viehmärkten und (1880) 1964 Einw.
Dießenhofen wird 757 zuerst erwähnt, ward 1260 Stadt, kam nach dem Aussterben der kyburgischen Grafen an Österreich, bildete seit 1460 eine
kleine Republik unter dem Schutz der acht alten Orte und Schaffhausens und wurde 1798 mit dem Kanton Thurgau
vereinigt.
In der Nähe von Dießenhofen fanden 1799 mehrere Gefechte zwischen den Franzosen unter Moreau und den verbündeten Österreichern und
Russen statt, infolge deren sich die Franzosen zum Rückzug über den Rhein genötigt sahen. Aus Dießenhofen stammt
der Chronist des 14. Jahrh., Heinrich von Dießenhofen (s. d.)
Bezirk des Kantons Thurgau;
mit einer Fläche von 4100 ha der kleinste der acht thurgauischen Bezirke,
in der NW.-Ecke des Kantons am Rhein gelegen. Er hängt mit dem Bezirk Steckborn
und damit mit dem Kanton Thurgau
überhaupt blos nach O. durch einen
schmalen Landstreifen zusammen und ist im S. und W. völlig von zürcherischem Gebiet umschlossen. Politisch
zerfällt der Bezirk in den einzigen Kreis Diessenhofen, zwei Einwohnergemeinden ^[Supplement: Munizipalgemeinden] (Diessenhofen
und Basadingen) und sechs Bürgergemeinden ^[Supplement: Ortsgemeinden oder Einwohnergemeinden] (Diessenhofen, Willisdorf, Basadingen,
Mett-Oberschlatt, Schlattingen und Unterschlatt). Bezirkshauptort ist Diessenhofen. Der Bezirk zählt in 639 Häusern 807 Haushaltungen
und 3761 Ew., wovon 2653 Reformierte, 1063 Katholiken und 45 Andere. 91 Ew. auf den km2. Boden im allgemeinen
eben;
mehr
einzig zwischen Etzwilen und Basadingen ein vereinzelter Hügelzug, der Rodenberg oder Rodelberg (588 m), der eine schöne Aussicht
auf den Randen bietet. Der ebenfalls bewaldete Kohlfirst im W. reicht nicht bis in den Bezirk hinein. Zu erwähnen wäre noch
der unbedeutende Buchberg.
Die Bodenfläche verteilt sich auf:
ha
Aecker
1592.0
Wiesen
884.0
Wald
1368.1
Reben
76.0
Unproduktives Land
179.9
Zusammen
4100.0
Es umfassen somit das Ackerland 39,8%, das Wiesland 22,1%, das unproduktive Land (Moore) 2%, die Wälder 34,2% und die Reben
1,9% der Gesamtfläche. Mit Hinsicht auf die mit Aeckern bestandene Bodenfläche steht der Bezirk Diessenhofen im ersten,
mit Hinsicht auf die Ausdehnung des Wieslandes im letzten Rang unter den Bezirken des Kantons Thurgau.
Er zählt weniger Obstbäume als die
übrigen Bezirke; im Durchschnitt entfallen auf eine ha der Gesamtfläche 5,45 Bäume oder auf eine ha der Kulturfläche 9,5
Bäume.
Zieht man die Umgebungen einiger der grössern Ortschaften, besonders die von Diessenhofen für sich
in Betracht, so ergeben sich in dieser Hinsicht bedeutend grössere Zahlen. Industrie wenig entwickelt; zu nennen besonders
die grosse Dampfziegelei (Aktiengesellschaft) im Paradies (am Rhein). Haupterwerbsquellen der Bewohner sind Landwirtschaft,
Viehzucht und Milchwirtschaft, Waldwirtschaft. In Basadingen und Schlatt Schweinezucht und -handel; in Basadingen Obstbauschule.
Zigarren- und Tabakfabrik in Diessenhofen.
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886
1896
1901
Hornvieh
1577
1929
1842
Pferde
124
111
141
Schweine
1107
1486
1361
Ziegen
466
395
396
Schafe
-
-
1
Bienenstöcke
381
543
323
In der kleinen Schwarzach, die im Paradies Sägen und Mühlen treibt und deren Wasser die Stadt Schaffhausen
für ihren Gebrauch nutzbar zu machen sucht, werden schöne Forellen gefangen. Am Rhein, 2 km ö. Diessenhofen, das kantonale
Kranken- und Altersasyl St. Katharinenthal (ehemaliges Nonnenkloster, 1870 aufgehoben) mit durchschnittlich 320 Insassen.
Hier noch einige schöne und wertvolle Altertümer. Die Gemeinden des Bezirkes Diessenhofen zählen zu
den wohlhabendsten des Kantons, besonders in Bezug auf Schul- und Bürgergüter. Mehrere unter ihnen erheben keine Gemeindesteuern.
Neben zahlreichen guten Strassen durchzieht den Bezirk die Bahnlinie Etzwilen-Schaffhausen mit den Stationen Schlattingen, Diessenhofen
u. Schlatt; Dampfschifffahrt auf dem Rhein (Schaffhausen-Konstanz).
(Kt. Thurgau,
Bez. Diessenhofen). 400 m. Stadt, Hauptort des Bezirkes gleichen Namens;
das
alte
Deozincova, im Mittelalter kleine freie Reichsstadt;
schön am linken Ufer des Rhein gelegen, nördlichster Punkt des Kantons Thurgau;
8,5
km ö. Schaffhausen.
Postbureau, Telegraph, Telephon;
Postwagen nach Frauenfeld.
Station der Linie Konstanz-Etzwilen-Schaffhausen, Dampfschiffstation
der Boote Schaffhausen-Untersee-Konstanz. Mit dem gegenüberliegenden badischen Ufer durch eine Holzbrücke
verbunden. Gemeinde, mit Willisdorf und St. Katharinenthal: 245 Häuser, 382 Haushaltungen und 1876 Ew., wovon 1341 Reformierte, 500 Katholiken
und 35 Juden;
Stadt allein: 220 Häuser, 1412 Ew. Wie viele andere kleine Städte hat auch Diessenhofen mit dem Umschwung in den
Verkehrsverhältnissen nach und nach seine frühere Bedeutung eingebüsst;
seit dem Bau der Eisenbahn
(1894) beginnt es, sich wieder zu heben.
Früher beschäftigten sich die Bewohner neben dem Kleinhandel und Handwerk fast
ausschliesslich mit Landwirtschaft; heute zählt die Stadt verschiedene industrielle Betriebe, wie Zigarrenfabrik, Trikotwebereien,
Fabriken zur Herstellung elastischer Gewebe u. eine Filiale der ihre Waaren hauptsächlich ins Ausland vertreibenden
internationalen Verbandstofffabrik zu Schaffhausen.
Grosse Dampfziegelei. Grosse Bauerngüter mit Viehzucht und Milchwirtschaft; Verein
zur Hebung der Viehzucht mit Ausfuhr von Hornvieh nach Deutschland.
Die breite und gerade Hauptstrasse wird beiderseits von schönen Häusern mit zahlreichen Erkern eingefasst. Ein Turm der Stadtmauer
und verschiedene andere Bauten weisen noch aus dem Mittelalter stammende Fassadenmalereien auf. Während
die von altersher üblichen Messen an Bedeutung abgenommen haben, behaupten die wöchentlichen Viehmärkte immer noch ihre
grosse Zugkraft. Besonders entwickelt ist der Schweinehandel. Sekundarschule; die einstige Lateinschule ist 1854 nach der
Eröffnung der Kantonsschule zu Frauenfeld eingegangen.
Heimat des Arztes u. Professors an der Universität Heidelberg J. C. Brunner († 1727), der drei Brüder
und Aerzte Wepfer, der Aerzte Forster und Melchior Aepli, des Rektors Benker in Frauenfeld und des Pädagogen Hanhart in Bern.
Der 1813 verstorbene
Melchior Aepli hat zur Unterstützung von wenig bemittelten thurgauischen Studierenden ein Legat von 37000 Fr. hinterlassen.
Auch die berühmte Sängerin Frau Welti-Herzog ist ein Kind Diessenhofens. Gesang- und Turnvereine, dramatischer
Verein etc.
Als Stadt 1175 vom Grafen Hartmann III. von Kiburg gegründet; später wurde sie Eigentum der Herzoge von Oesterreich, von
denen sie sich 1415 loskaufte, um aber schon 1442 wieder unter österreichische Herrschaft zurückzufallen. Nach lebhaftem
Widerstand kam Diessenhofen 1460 an die mit Schaffhausen
verbündeten acht alten Orte der Eidgenossenschaft. Später
Reichsstadt; im Mai 1798 dem Kanton Schaffhausen,
am 6. Juni 1800 dem Kanton Thurgau
zugeteilt. Im Herbst 1799 hatte Diessenhofen unter dem Kampf der Russen
und Oesterreicher gegen die Franzosen um den Rheinübergang zu leiden.
mehr
Nahe dem heutigen Friedhof an der Strasse nach Basadingen sind alte Gräber mit Urnen aufgedeckt worden; beim Bau der Eisenbahn
Fund eines römischen Münzschatzes im Scharenwald. Alemannengräber. 757: Deozincova; 822: Teazzinhovun; 1216: Diezenhovin.
An der Schwarzach bei Basadingen lag die heute verschwundene Siedelung Hierolteswilare. An der Schwarzach am 26. August 992 Sieg
der Adeligen über die Bauern. Wandmalereien im Oberhof und Unterhof. Eine Kirche der h. Dionysius, Blasius und Pankratius 757 erwähnt.
Vgl. Rahn, J. Rud. Die mittelalterlichen Architektur- und Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau.
Frauenfeld 1899, S. 83-108.
Bezirk des Kantons Thurgau.
Politisch zerfällt der Bezirk in 1 Kreis, 2 Munizipalgemeinden und 6 Ortsgemeinden oder
Einwohnergemeinden. - Die Statistik von 1908 über die Oberfläche und den Ertrag der Rebberge hat folgende
Zahlen ergeben: Flächeninhalt 50 ha, von welchen man 481 hl roten, 1873 hl weissen und 159 hl gemischten Wein gewonnen hat,
zum resp. Durchschnittspreis von Fr. 39, Fr. 25 und Fr. 24.
Die Viehzählung von 1906 hat folgende Ziffern ergeben:
1906
Rindvieh
2083
Pferde
159
Schweine
1333
Schafe
7
Ziegen
340
Bienenstöcke
-
Mehrere Gemeinden dieses Bezirkes erheben nur kleine Gemeindesteuern.