Diesse bildet mit seinen Nachbargemeinden das Gebiet der sog.
Montagne de Diesse
oder des
Tessenbergs, der sich mehr und mehr zu einer aufblühenden Sommerfrische entwickelt. Ferienkolonien.
Erscheint urkundlich zum erstenmal 1178 als Diesse;
von 1228 an endgiltig
Diesse oder
Tessen. In der Pfarrkirche die Grabstätten einer Reihe von Geistlichen aus dem Geschlecht Lecomte, das vom Reformator
Jean Lecomte (1500-1572) abstammt und der Kirche
Berns bis 1800 zwanzig Pfarrer gestellt hat.
Mehrere derselben
wirkten hier in Diesse, wo die Familie heute noch blüht und wertvolle Urkunden über ihre eigene Geschichte und die ihrer
engern Heimat aufbewahrt. (Vergl. Bähler, E. Dreihundert Jahre im bernischen Kirchendienst im Kirchlichen Jahrbuch der reform.Schweizfür 1901). 1577 fielen in Diesse im Verlauf von drei Monaten 360 Personen der Pest zum Opfer.
Im 17. Jahrhundert waren in Diesse Hexenprozesse auffallend häufig und von 1611-1617 wurden hier nicht weniger als 60 Hexen
verbrannt. Die schon zur Römerzeit besiedelte kleine Landschaft ging zunächst an Burgund, dann an die
Grafen von Neuenburg
über,
die sie 1112 an den
Bischof von Basel
abtraten. Von diesem wurde die Verwaltung von Diesse 1185 der Abtei
St. Johann
übertragen. Einige der Hoheitsrechte der
Grafen von
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Neuenburg
über Diesse waren 1216 an die Grafen von Nidau übergegangen, um 1375 der Stadt Bern als deren Rechtsnachfolger zuzufallen.
Zur Zeit der Reformation erhielt Bern
auch das Kollaturrecht auf die Pfarrei Diesse, das sie zusammen mit ihren übrigen Rechtsansprüchen
gemeinsam mit den Bischöfen von Basel
bis 1798 ausübte. Da die hohe und niedere Gerichtsbarkeit über Diesse
sowohl Bern
als dem Bischof zustanden, erhoben sich nach der Einführung der Reformation zahlreiche Streitigkeiten zwischen den
beiden Oberherren sowohl als auch im Schosse der Einwohnerschaft von Diesse selbst.
Das Edelgeschlecht derer von Diesse hat eine bedeutende Rolle gespielt; es stand unter den Neuenburgischen
Standesherren im vierten Rang und starb 1584 mit Olivier de Diesse aus, worauf der Bischof von Basel
ihr Lehen der Familie de Valier
verlieh, die es bis 1798 inne hatte. Damit hatte dieses Lehen acht Jahrhunderte lang bestanden. Die mit Glasmalereien geschmückte
Kirche wird schon im 11. Jahrhundert als Eigentum der Grafen von Fenis genannt und ging 1185 an die Abtei
St. Johann bei Erlach über. Das nach der Reformation mit Diesse kirchlich vereinigte Dorf Nods wurde 1708 zur eigenen Kirchgemeinde
erhoben. Das Wirtshaus La Franche Lance war im Mittelalter eine Freistätte für Verfolgte. SW. Diesse, im Holz von
Châtillon, ehemaliger römischer Wachtposten.
Von dem durchaus analog gestalteten Val de Ruz im W. wird der Tessenberg durch den Grat des Chaumont und
den Col de Chuffort oder Chuffour getrennt, und im NO. begrenzt ihn der Spitzberg (Mont Sujet), der ihn von der schmalen, nö.
Nods gelegenen Mulde von Les Prés Vaillons trennt. Nach NO. geht der Tessenberg in das enge Muldenthal
von Le Jorat über, das ihn mit dem Thale von Orvin verbindet. Wie zu den Zeiten der Gallier und Römer folgen auch heute noch
alle Strassen und Wege in dieser Gegend durchaus den Sohlen der Mulden.
Die Römerstrasse zweiter Ordnung Ebrodunum-Noidenolex-Salodurum, Fortsetzung der grossen via strada (der heutigen Vy d'Etraz),
stieg, das ö. Twann stark felsige und bewaldete (bis ins 19. Jahrhundert hinein einer Strasse entbehrende) W.-Ufer des Bielersees
umgehend, durch das Thälchen von Enges zum Tessenberg hinauf, um von da über Orvin zum Thal der Schüss abzusteigen und bei
Frinvilier mit der von Augusta Rauracorum über die Pierre Pertuis herkommenden Strasse sich zu vereinigen.
An verschiedenen Stellen dieser alten, heute unter dem Namen des Maultierwegs (chemin des mulets) bekannten Römerstrasse sind
(besonders bei Les Espargelières zwischen Diesse und Lignières) römische Münzen aufgefunden worden, die auf besonderes
Interesse Anspruch machen dürfen und deren eine, eine heute in der Sammlung von St. Immer aufbewahrte
Bronzemünze, ein an einen Palmbaum angekettetes Krokodil und die Inschrift Col Nem (colonia Nemausensis = Nîmes) aufweist.
Heute ist der Tessenberg durch eine von Lignières mit gleichmässigem Fall durch den Wald von L'Iter (od. Eter) und über Frochaux
führende Strasse mit Saint Blaise und durch eine über Le Chânet und den Schlossberg rascher fallende
Strasse mit Neuenstadt verbunden.
Der Untergrund des Tessenbergs zerfällt seiner Natur nach in zwei Längszonen, deren eine, für den Anbau günstige, genau
mit der seitlichen Grundmoräne des einstigen, am S.-Hang des Jura vorgeschobenen Rhonegletschers zusammenfällt. Im ca. 1000 m
Höhe sind die Aecker scharf gegen den Waldboden des Portlandkalkes abgegrenzt. Ueber dieser Grenze,
an den Hängen des Chasseral und Spitzbergs bis ca. 1300 m, findet sich keine Moräne mehr und liegen nur noch einzelne, weit
herum zerstreute erratische Blöcke.
Die Beschaffenheit des Untergrundes der Wiesen von La Praye ist praktisch unbekannt; doch müssen hier
die mächtigen glazialen Alluvionen aller Voraussicht nach direkt den tertiären Schichten des Mittellandes auflagern. Torf
findet sich nur zwischen der Maison de la Praye und dem Châtillon sw. Diesse; der ganze übrige Abschnitt der Sumpfwiesen dient
den einzelnen Gemeinden als gemeinsame Bergweide. Hier finden sich eine Reihe von charakteristischen
Sumpfpflanzen (vergl. die Flore von Godet), so z. B. bei der Maison de la Praye die grosse rote Teppiche bildende Primula farinosa.
In den Wiesen von La Praye zahlreiche Stieleichen, Eschen, Weiden und Erlen; im Moor von Nods Föhren und Traubenkirsche
(Prunus padus). Längs der Umrandung der alluvialen Plateausohle sticht aus der Moränendecke da und dort anstehendes Valangien
hervor, so bei Les Chânets de Nods, bei Les CourtesAges (Courtes Haies) ö. Lignières, im Dorf Prägelz (Prêles) und bei den
Moulins deLamboing. Alle Hügelzüge um Diesse sind, gleichwie die bei Les Combes und beim Moulin deLignières,
Moränen. Aus dem unterirdischen Sammelgebiet bei Lamlingen treten starke Quellen zu Tage. In geschichtlicher Hinsicht gehörte
der Tessenberg zuerst dem Bischof von Basel,
der ihn durch die Abtei St. Johann ministrieren liess; später wurde er der bernischen
Landvogtei Erlach angegliedert und 1836 dem neu errichteten Amtsbezirk Neuenstadt zugeteilt. (Vergl. den
Art. Diesse).