Diergardt,
Friedrich, Freiherr von, Industrieller, geb. 25. März 1795 zu Mörs, trat als Lehrling in das Seidenmanufakturgeschäft von Deussen zu Süchteln und errichtete 1813 mit seinem Schwager Käntzler in St. Tönis bei Krefeld eine Samt- und Samtbandfabrik, welche 1816 nach Viersen verlegt wurde. Hier erreichte das Geschäft unter Diergardts Leitung (Käntzler starb früh) eine große Bedeutung für die rheinpreußische Industrie. In 43 Städten und Dörfern der Regierungsbezirke Düsseldorf und Aachen fanden sich Werkstätten Diergardts. In Viersen wurden etwa 3000 Arbeiter beschäftigt. Die Fabrikate wetteiferten bald erfolgreich mit den französischen und englischen und verdrängten sie vielfach im Welthandel vom Markte. Diergardt beförderte auch durch seinen Einfluß den Ausbau des Eisenbahnnetzes, beteiligte sich an vielen industriellen Unternehmungen, fungierte als Abgeordneter der rheinischen Ritterschaft auf den Provinziallandtagen, war Mitglied des ersten vereinigten preußischen Landtags und des Abgeordnetenhauses bis 1860, wo er in den Freiherrenstand erhoben und als lebenslängliches Mitglied ins Herrenhaus berufen wurde. Er gründete das Gladbacher Gewerbegericht, präsidierte demselben 25 Jahre und starb 3. Mai 1869.