Diël
ektrische
Polarisation,
[* 2] der Zustand, in welchen ein
Nichtleiter (Diël
ektrikum) bei
Annäherung
eines elektrisierten
Körpers versetzt wird, indem der letztere in ihm
Erscheinungen der elektrischen Verteilung oder
Influenz
hervorruft.
Schon
Matteucci fand, daß kleine, vollkommen unelektrische
Nadeln
[* 3] von
Schwefel oder
Schellack sich einem genäherten
elektrischen
Körper zuwenden und um ihre Gleichgewichtslagen
Schwingungen ausführen. Dabei zeigten sie an dem
zugewandten Ende ungleichnamige, am entferntern Ende gleichnamige
Elektrizität
[* 4] mit der des influenzierenden
Körpers.
Zur
Erklärung dieser
Erscheinung nahm
Faraday an, daß ein diël
ektrischer
Körper aus einer nichtleitenden Grundmasse bestehe,
in welche leitende Körperteilchen eingebettet sind, die durch
Influenz elektrisch werden können, ohne daß die
Elektrizität
zwischen den Teilchen übergehen kann. Denkt man sich dem einen Ende einer
Reihe solcher Körperteilchen
einen
z. B. positiv elektrischen
Körper genähert, so wird jedes Teilchen an seinem nähern Ende negativ, an dem entferntern
positiv elektrisch, und da die entgegengesetzten
Elektrizitäten an den einander zugewandten
Enden zweier Nachbarteilchen ihre
Wirkungen nach außen hin aufheben, so bleiben als wirksam nur noch übrig die entgegengesetzt elektrischen
Ladungen an den
Enden der
Reihe.
Ein aus solchen Teilchen bestehender
Körper erlangt also im elektrischen
Felde zwei entgegengesetzte
Pole, und man nennt den
Zustand, in welchem er sich befindet, diël
ektrische Polarisation
Die elektrische
Influenz auf einen
Nichtleiter wäre hiernach analog dem
Einfluß eines
Magneten auf ein
Stück weiches
Eisen.
[* 5] Auf Grundlage dieser
Anschauung hat
Clausius die
Theorie der diël
ektrischen
Körper entwickelt.
Maxwell dagegen erklärt die
Eigenschaften der Diël
ektrika durch die
Annahme einer elektrischen
Elastizität
selbst des leeren
Raums (des freien
Äthers), um den
Erscheinungen durch die bloße
Wirkung des
Mittels Rechnung
zu tragen, und stellt sich vor, daß, wenn ein Diël
ektrikum der
Influenz ausgesetzt wird, eine
Verschiebung oder ein Gleiten
der
Elektrizität in der
Richtung der
Influenz stattfinde.